Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.
Weberei zur Kleidung der Hausgenossen, und die von groben verkäuflichen Zeugen und Bändern, war die Hauptsache. Aber es ward auch gedrechselt, und nach Tischlerart gearbeitet. Wenn ein Bursche sich lange genug in einer Arbeit geübt hatte, ward er für einen Gesellen erklärt. Da um Hannover her der Anbau von Gartengewächsen ein Hauptgewerbe ist, so hatte Alemann nach und nach die nächstgelegenen Grundstücke an das Haus gekauft, und nun wurden Knaben und Mädchen auf dieß Geschäfte angeleitet. Dieß war ihrer Gesundheit zuträglich, ein Hauptbedürfniß des Hauses ward gröstentheils dadurch erfüllt, und sie zu einer Beschäftigung vorbereitet, die in der Nachbarschaft einer jeden Stadt ein sicheres Brod giebt, und die deswegen bei solchen Jnstituten nie fehlen sollte, weil man in Städten keine arme Kinder zum eigentlichen Ackerbau erziehen kann, aber auch so manchen jungen Menschen in denselben zu erziehen hat, der selbst für jedes Handwerk zu schwach am Kopf, aber doch gesund genug am Leibe ist, um die Erde zu graben. Jn Seestädten ist die Seefahrt eine Aussicht, die man nehmen kann. Aber wird auch der im Waisenhause aufgewachsene Knabe einen Reiz dazu
Weberei zur Kleidung der Hausgenossen, und die von groben verkaͤuflichen Zeugen und Baͤndern, war die Hauptsache. Aber es ward auch gedrechselt, und nach Tischlerart gearbeitet. Wenn ein Bursche sich lange genug in einer Arbeit geuͤbt hatte, ward er fuͤr einen Gesellen erklaͤrt. Da um Hannover her der Anbau von Gartengewaͤchsen ein Hauptgewerbe ist, so hatte Alemann nach und nach die naͤchstgelegenen Grundstuͤcke an das Haus gekauft, und nun wurden Knaben und Maͤdchen auf dieß Geschaͤfte angeleitet. Dieß war ihrer Gesundheit zutraͤglich, ein Hauptbeduͤrfniß des Hauses ward groͤstentheils dadurch erfuͤllt, und sie zu einer Beschaͤftigung vorbereitet, die in der Nachbarschaft einer jeden Stadt ein sicheres Brod giebt, und die deswegen bei solchen Jnstituten nie fehlen sollte, weil man in Staͤdten keine arme Kinder zum eigentlichen Ackerbau erziehen kann, aber auch so manchen jungen Menschen in denselben zu erziehen hat, der selbst fuͤr jedes Handwerk zu schwach am Kopf, aber doch gesund genug am Leibe ist, um die Erde zu graben. Jn Seestaͤdten ist die Seefahrt eine Aussicht, die man nehmen kann. Aber wird auch der im Waisenhause aufgewachsene Knabe einen Reiz dazu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0115" n="115"/><lb/> sicht, damit die juͤngern mehr als eine Beschaͤftigung kennen lernen, und zu seiner Zeit mit destomehrerer Kenntniß der Sache ihre Bestimmung waͤhlen koͤnnten. </p> <p>Weberei zur Kleidung der Hausgenossen, und die von groben verkaͤuflichen Zeugen und Baͤndern, war die Hauptsache. Aber es ward auch gedrechselt, und nach Tischlerart gearbeitet. Wenn ein Bursche sich lange genug in einer Arbeit geuͤbt hatte, ward er fuͤr einen Gesellen erklaͤrt. </p> <p>Da um Hannover her der Anbau von Gartengewaͤchsen ein Hauptgewerbe ist, so hatte <hi rendition="#b">Alemann</hi> nach und nach die naͤchstgelegenen Grundstuͤcke an das Haus gekauft, und nun wurden Knaben und Maͤdchen auf dieß Geschaͤfte angeleitet. </p> <p>Dieß war ihrer Gesundheit zutraͤglich, ein Hauptbeduͤrfniß des Hauses ward groͤstentheils dadurch erfuͤllt, und sie zu einer Beschaͤftigung vorbereitet, die in der Nachbarschaft einer jeden Stadt ein sicheres Brod giebt, und die deswegen bei solchen Jnstituten nie fehlen sollte, weil man in Staͤdten keine arme Kinder zum eigentlichen Ackerbau erziehen kann, aber auch so manchen jungen Menschen in denselben zu erziehen hat, der selbst fuͤr jedes Handwerk zu schwach am Kopf, aber doch gesund genug am Leibe ist, um die Erde zu graben. </p> <p>Jn Seestaͤdten ist die Seefahrt eine Aussicht, die man nehmen kann. Aber wird auch der im Waisenhause aufgewachsene Knabe einen Reiz dazu<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0115]
sicht, damit die juͤngern mehr als eine Beschaͤftigung kennen lernen, und zu seiner Zeit mit destomehrerer Kenntniß der Sache ihre Bestimmung waͤhlen koͤnnten.
Weberei zur Kleidung der Hausgenossen, und die von groben verkaͤuflichen Zeugen und Baͤndern, war die Hauptsache. Aber es ward auch gedrechselt, und nach Tischlerart gearbeitet. Wenn ein Bursche sich lange genug in einer Arbeit geuͤbt hatte, ward er fuͤr einen Gesellen erklaͤrt.
Da um Hannover her der Anbau von Gartengewaͤchsen ein Hauptgewerbe ist, so hatte Alemann nach und nach die naͤchstgelegenen Grundstuͤcke an das Haus gekauft, und nun wurden Knaben und Maͤdchen auf dieß Geschaͤfte angeleitet.
Dieß war ihrer Gesundheit zutraͤglich, ein Hauptbeduͤrfniß des Hauses ward groͤstentheils dadurch erfuͤllt, und sie zu einer Beschaͤftigung vorbereitet, die in der Nachbarschaft einer jeden Stadt ein sicheres Brod giebt, und die deswegen bei solchen Jnstituten nie fehlen sollte, weil man in Staͤdten keine arme Kinder zum eigentlichen Ackerbau erziehen kann, aber auch so manchen jungen Menschen in denselben zu erziehen hat, der selbst fuͤr jedes Handwerk zu schwach am Kopf, aber doch gesund genug am Leibe ist, um die Erde zu graben.
Jn Seestaͤdten ist die Seefahrt eine Aussicht, die man nehmen kann. Aber wird auch der im Waisenhause aufgewachsene Knabe einen Reiz dazu
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/115>, abgerufen am 05.07.2024. |