Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.
Und nun zuletzt, warum sollt' ich diesen meinen gewesenen Liebling nicht öffentlich nennen? Er war der zweite Sohn des würdigen Herrn Professor Heindorf am vereinigten berlinischen und köllnischen Gymnasium. Seidel.
Und nun zuletzt, warum sollt' ich diesen meinen gewesenen Liebling nicht oͤffentlich nennen? Er war der zweite Sohn des wuͤrdigen Herrn Professor Heindorf am vereinigten berlinischen und koͤllnischen Gymnasium. Seidel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0109" n="109"/><lb/> Mitschuͤler gesessen, die unruhig gewesen und besonders woruͤber gelacht haͤtten. Zuletzt sei es ihm auch laͤcherlich geworden, und da haͤtte ich ihn mit den beiden uͤbrigen erst gewarnt und dann aufgeschrieben. Nach geendigter Schulstunde sei er zu mir gegangen, und habe mich gebeten, ihn wieder auszustreichen; worauf ich zu ihm gesagt haͤtte: er solle nur ganz ruhig seyn, ich haͤtte ihn bereits ausgestrichen! O wahrlich, es muß sich suͤß in die Zukunft hinuͤberschlummern lassen, wenn man sich keiner andern Suͤnde, als einer aͤhnlichen bewußt ist! Aber auch dieser Zug von ihm, seine Geduld in seiner Krankheit; seine Bereitwilligkeit, zu sterben ― die Begriffe davon moͤgen bei ihm gewesen seyn, welche sie wollen; ― und daß er seine Aeltern zu troͤsten wußte; ― sollte das nicht wieder dem Psychologen etwas seyn, wobei er zu verweilen, zu denken und dann zu folgern hat? </p> <p>Und nun zuletzt, warum sollt' ich diesen meinen gewesenen Liebling nicht oͤffentlich nennen? Er war der zweite Sohn des wuͤrdigen Herrn Professor Heindorf am vereinigten berlinischen und koͤllnischen Gymnasium. </p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#b"> <persName ref="#ref0088"><note type="editorial">Seidel, Johann Friedrich</note>Seidel.</persName> </hi> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0109]
Mitschuͤler gesessen, die unruhig gewesen und besonders woruͤber gelacht haͤtten. Zuletzt sei es ihm auch laͤcherlich geworden, und da haͤtte ich ihn mit den beiden uͤbrigen erst gewarnt und dann aufgeschrieben. Nach geendigter Schulstunde sei er zu mir gegangen, und habe mich gebeten, ihn wieder auszustreichen; worauf ich zu ihm gesagt haͤtte: er solle nur ganz ruhig seyn, ich haͤtte ihn bereits ausgestrichen! O wahrlich, es muß sich suͤß in die Zukunft hinuͤberschlummern lassen, wenn man sich keiner andern Suͤnde, als einer aͤhnlichen bewußt ist! Aber auch dieser Zug von ihm, seine Geduld in seiner Krankheit; seine Bereitwilligkeit, zu sterben ― die Begriffe davon moͤgen bei ihm gewesen seyn, welche sie wollen; ― und daß er seine Aeltern zu troͤsten wußte; ― sollte das nicht wieder dem Psychologen etwas seyn, wobei er zu verweilen, zu denken und dann zu folgern hat?
Und nun zuletzt, warum sollt' ich diesen meinen gewesenen Liebling nicht oͤffentlich nennen? Er war der zweite Sohn des wuͤrdigen Herrn Professor Heindorf am vereinigten berlinischen und koͤllnischen Gymnasium.
Seidel.
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