Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Um halb fünf Uhr besuchte ich ihn heute wieder. Er schlief, und so tief, daß er meine Gegenwart, auch da man ihm meinen Namen etlichemale genannt, und ich ihn selbst angeredet hatte, nicht merkte. Bald darauf wurde doch dieser Schlaf durch ängstliches Stöhnen unterbrochen, er rief etlichemal die Frau C. und hatte um diese Zeit auch starke Krämpfe und Zuckungen in Händen und Füßen. Als die Frau C. gekommen war, wurde er noch unruhiger, richtete sich auf, krümmte sich, daß er zu Boden sank, wurde mit Mühe wieder zu Bette gebracht, gab darauf die deutlichsten Zeichen eines heftigen Schmerzens im Kopfe, vorn an der Stirn, über welche Stelle er auch bey seinem heutigen Wachen noch beständig geklagt hatte; und, nachdem dieß vier bis fünf Minuten gedauert hatte, richtete er sich auf einmal auf, öfnete die Augen, und sagte: nun ists da vorn weg. Gefragt, ob er nicht eben heftige Schmerzen im Kopfe gespürt habe, antwortete er, daß er etwas, aber nichts rechts davon sich bewußt sey. Man behauptete, daß er diese seine Genesung auf die Stunde vorhergesagt habe. Auf halbfünf hatte er sie diesen Morgen vorhergesagt; sie erfolgte um fünf Uhr. Des Tags vorher aber hatte er sie auf drey Uhr versprochen, und sie erfolgte nicht.
Um halb fuͤnf Uhr besuchte ich ihn heute wieder. Er schlief, und so tief, daß er meine Gegenwart, auch da man ihm meinen Namen etlichemale genannt, und ich ihn selbst angeredet hatte, nicht merkte. Bald darauf wurde doch dieser Schlaf durch aͤngstliches Stoͤhnen unterbrochen, er rief etlichemal die Frau C. und hatte um diese Zeit auch starke Kraͤmpfe und Zuckungen in Haͤnden und Fuͤßen. Als die Frau C. gekommen war, wurde er noch unruhiger, richtete sich auf, kruͤmmte sich, daß er zu Boden sank, wurde mit Muͤhe wieder zu Bette gebracht, gab darauf die deutlichsten Zeichen eines heftigen Schmerzens im Kopfe, vorn an der Stirn, uͤber welche Stelle er auch bey seinem heutigen Wachen noch bestaͤndig geklagt hatte; und, nachdem dieß vier bis fuͤnf Minuten gedauert hatte, richtete er sich auf einmal auf, oͤfnete die Augen, und sagte: nun ists da vorn weg. Gefragt, ob er nicht eben heftige Schmerzen im Kopfe gespuͤrt habe, antwortete er, daß er etwas, aber nichts rechts davon sich bewußt sey. Man behauptete, daß er diese seine Genesung auf die Stunde vorhergesagt habe. Auf halbfuͤnf hatte er sie diesen Morgen vorhergesagt; sie erfolgte um fuͤnf Uhr. Des Tags vorher aber hatte er sie auf drey Uhr versprochen, und sie erfolgte nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0091" n="91"/><lb/> vor sich zu haben, gespielt, und itzt noch nicht aus dem Kopfe zu spielen sich getraut hatte.</p> <p>Um halb fuͤnf Uhr besuchte ich ihn heute wieder. Er schlief, und so tief, daß er meine Gegenwart, auch da man ihm meinen Namen etlichemale genannt, und ich ihn selbst angeredet hatte, nicht merkte. Bald darauf wurde doch dieser Schlaf durch aͤngstliches Stoͤhnen unterbrochen, er rief etlichemal die Frau C. und hatte um diese Zeit auch starke Kraͤmpfe und Zuckungen in Haͤnden und Fuͤßen.</p> <p>Als die Frau C. gekommen war, wurde er noch unruhiger, richtete sich auf, kruͤmmte sich, daß er zu Boden sank, wurde mit Muͤhe wieder zu Bette gebracht, gab darauf die deutlichsten Zeichen eines heftigen Schmerzens im Kopfe, vorn an der Stirn, uͤber welche Stelle er auch bey seinem heutigen Wachen noch bestaͤndig geklagt hatte; und, nachdem dieß vier bis fuͤnf Minuten gedauert hatte, richtete er sich auf einmal auf, oͤfnete die Augen, und sagte: <hi rendition="#b">nun ists da vorn weg.</hi></p> <p>Gefragt, ob er nicht eben heftige Schmerzen im Kopfe gespuͤrt habe, antwortete er, daß er etwas, aber nichts rechts davon sich bewußt sey.</p> <p>Man behauptete, daß er diese seine Genesung auf die Stunde vorhergesagt habe. Auf <hi rendition="#b">halbfuͤnf</hi> hatte er sie diesen Morgen vorhergesagt; sie erfolgte um fuͤnf Uhr. Des Tags vorher aber hatte er sie auf drey Uhr versprochen, und sie erfolgte nicht.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0091]
vor sich zu haben, gespielt, und itzt noch nicht aus dem Kopfe zu spielen sich getraut hatte.
Um halb fuͤnf Uhr besuchte ich ihn heute wieder. Er schlief, und so tief, daß er meine Gegenwart, auch da man ihm meinen Namen etlichemale genannt, und ich ihn selbst angeredet hatte, nicht merkte. Bald darauf wurde doch dieser Schlaf durch aͤngstliches Stoͤhnen unterbrochen, er rief etlichemal die Frau C. und hatte um diese Zeit auch starke Kraͤmpfe und Zuckungen in Haͤnden und Fuͤßen.
Als die Frau C. gekommen war, wurde er noch unruhiger, richtete sich auf, kruͤmmte sich, daß er zu Boden sank, wurde mit Muͤhe wieder zu Bette gebracht, gab darauf die deutlichsten Zeichen eines heftigen Schmerzens im Kopfe, vorn an der Stirn, uͤber welche Stelle er auch bey seinem heutigen Wachen noch bestaͤndig geklagt hatte; und, nachdem dieß vier bis fuͤnf Minuten gedauert hatte, richtete er sich auf einmal auf, oͤfnete die Augen, und sagte: nun ists da vorn weg.
Gefragt, ob er nicht eben heftige Schmerzen im Kopfe gespuͤrt habe, antwortete er, daß er etwas, aber nichts rechts davon sich bewußt sey.
Man behauptete, daß er diese seine Genesung auf die Stunde vorhergesagt habe. Auf halbfuͤnf hatte er sie diesen Morgen vorhergesagt; sie erfolgte um fuͤnf Uhr. Des Tags vorher aber hatte er sie auf drey Uhr versprochen, und sie erfolgte nicht.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/91>, abgerufen am 16.02.2025. |