Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.Jch habe wohl ersehen, daß Sie eben kein Weindoctor seyn, es kann aber auch ohne Wein und Liebe kein Schmaus vollkommen seyn. -- Dann die Trüffelpastete könnte stopfen, oder auch sonst nicht gehörig wirken, das verstehen Sie ja selbst. O! hellklingender Klarinettenton! Ebber das aartliche Dinck, die hokgelahrte Trüffel Pastete, hat der Bauer Ursach zu lachen, dann he sat, mein Hans muß, wen ich oalt bin, mahl das Bauer Gut krein; wann er aber Doctormäßig dächte, mein zukünftiges Söhnchen, das gesp -- Hundsvödchen, muß mir das gelehrte Doctorhäubchen mit auf die Welt bringen, so müste er freilich erst eine Trüffelpastete verzehren: und ebber dem weiß der Bauer nicht, ab er das oardliche hokgelahrte Dinck süs oder sauer kochet, mit der Heugabel oder Mistgreben antomiret, er ist ein Bauer, aber kein französischer. Pag. 10. ist die Frage, wer diejenigen alten oder neuen Aerzte seyn, die ihren Kunstgenossen Jrrthümer gesagt, weggeleget und vergessen seyn; Wenn dasjenige neue nebst der Elektricität nicht anschlagen will, wird das alte mit mehreren Vorurtheilen, auch wohl anderen Worten aus dem Gedankenbehälter oder Verstandskasten wieder herfürgeholet und also wieder neu, so bezahlen die Patienten immer neues Lehrgeld für das Schuflickerhandwerk, und den Schmaus der Trüffelpastete. Jch habe wohl ersehen, daß Sie eben kein Weindoctor seyn, es kann aber auch ohne Wein und Liebe kein Schmaus vollkommen seyn. ― Dann die Truͤffelpastete koͤnnte stopfen, oder auch sonst nicht gehoͤrig wirken, das verstehen Sie ja selbst. O! hellklingender Klarinettenton! Ebber das aartliche Dinck, die hokgelahrte Truͤffel Pastete, hat der Bauer Ursach zu lachen, dann he sat, mein Hans muß, wen ich oalt bin, mahl das Bauer Gut krein; wann er aber Doctormaͤßig daͤchte, mein zukuͤnftiges Soͤhnchen, das gesp ― Hundsvoͤdchen, muß mir das gelehrte Doctorhaͤubchen mit auf die Welt bringen, so muͤste er freilich erst eine Truͤffelpastete verzehren: und ebber dem weiß der Bauer nicht, ab er das oardliche hokgelahrte Dinck suͤs oder sauer kochet, mit der Heugabel oder Mistgreben antomiret, er ist ein Bauer, aber kein franzoͤsischer. Pag. 10. ist die Frage, wer diejenigen alten oder neuen Aerzte seyn, die ihren Kunstgenossen Jrrthuͤmer gesagt, weggeleget und vergessen seyn; Wenn dasjenige neue nebst der Elektricitaͤt nicht anschlagen will, wird das alte mit mehreren Vorurtheilen, auch wohl anderen Worten aus dem Gedankenbehaͤlter oder Verstandskasten wieder herfuͤrgeholet und also wieder neu, so bezahlen die Patienten immer neues Lehrgeld fuͤr das Schuflickerhandwerk, und den Schmaus der Truͤffelpastete. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0006" n="6"/><lb/> <p>Jch habe wohl ersehen, daß Sie eben kein Weindoctor seyn, es kann aber auch ohne Wein und Liebe kein Schmaus vollkommen seyn. ― Dann die Truͤffelpastete koͤnnte stopfen, oder auch sonst nicht gehoͤrig wirken, das verstehen Sie ja selbst. O! hellklingender Klarinettenton!</p> <p>Ebber das aartliche Dinck, die hokgelahrte Truͤffel Pastete, hat der Bauer Ursach zu lachen, dann he sat, mein Hans muß, wen ich oalt bin, mahl das Bauer Gut krein; wann er aber Doctormaͤßig daͤchte, mein zukuͤnftiges Soͤhnchen, das gesp ― Hundsvoͤdchen, muß mir das gelehrte Doctorhaͤubchen mit auf die Welt bringen, so muͤste er freilich erst eine Truͤffelpastete verzehren: und ebber dem weiß der Bauer nicht, ab er das oardliche hokgelahrte Dinck suͤs oder sauer kochet, mit der Heugabel oder Mistgreben antomiret, er ist ein Bauer, aber kein franzoͤsischer.</p> <p>Pag. 10. ist die Frage, wer diejenigen alten oder neuen Aerzte seyn, die ihren Kunstgenossen Jrrthuͤmer gesagt, weggeleget und vergessen seyn; Wenn dasjenige neue nebst der Elektricitaͤt nicht anschlagen will, wird das alte mit mehreren Vorurtheilen, auch wohl anderen Worten aus dem Gedankenbehaͤlter oder Verstandskasten wieder herfuͤrgeholet und also wieder neu, so bezahlen die Patienten immer neues Lehrgeld fuͤr das Schuflickerhandwerk, und den Schmaus der Truͤffelpastete.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Jch habe wohl ersehen, daß Sie eben kein Weindoctor seyn, es kann aber auch ohne Wein und Liebe kein Schmaus vollkommen seyn. ― Dann die Truͤffelpastete koͤnnte stopfen, oder auch sonst nicht gehoͤrig wirken, das verstehen Sie ja selbst. O! hellklingender Klarinettenton!
Ebber das aartliche Dinck, die hokgelahrte Truͤffel Pastete, hat der Bauer Ursach zu lachen, dann he sat, mein Hans muß, wen ich oalt bin, mahl das Bauer Gut krein; wann er aber Doctormaͤßig daͤchte, mein zukuͤnftiges Soͤhnchen, das gesp ― Hundsvoͤdchen, muß mir das gelehrte Doctorhaͤubchen mit auf die Welt bringen, so muͤste er freilich erst eine Truͤffelpastete verzehren: und ebber dem weiß der Bauer nicht, ab er das oardliche hokgelahrte Dinck suͤs oder sauer kochet, mit der Heugabel oder Mistgreben antomiret, er ist ein Bauer, aber kein franzoͤsischer.
Pag. 10. ist die Frage, wer diejenigen alten oder neuen Aerzte seyn, die ihren Kunstgenossen Jrrthuͤmer gesagt, weggeleget und vergessen seyn; Wenn dasjenige neue nebst der Elektricitaͤt nicht anschlagen will, wird das alte mit mehreren Vorurtheilen, auch wohl anderen Worten aus dem Gedankenbehaͤlter oder Verstandskasten wieder herfuͤrgeholet und also wieder neu, so bezahlen die Patienten immer neues Lehrgeld fuͤr das Schuflickerhandwerk, und den Schmaus der Truͤffelpastete.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |