Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784.
Der Ermordete habe die Arme nach ihm ausgestreckt, und demselben in den zweiten Finger der linken Hand gebissen, an welchem er noch die Narbe zeigte: (bei dieser Vorstellung zeigte er wieder durch Annehmung einer zornigen Miene, daß ihn dieser Biß noch mehr in Zorn gebracht.) Darauf er, auf das Messer zeigend am Halse hin und zurückziehend, mit dem Messer am Halse hin und her geschnitten, auch mit voller Faust dem Messerkerl so auf das Maul geschlagen, daß er ihm die Zähne dadurch ausgedrückt. Um ihn durch neue Fragen nicht konfus zu machen, ließ man ihn die angefangene Beschreibung fortsetzen, da er denn die Suite dieser Handlung auch dermaßen beschrieb: Wie er den Messerkerl, da demselben das Blut aus dem Halse gelaufen und er die Hände bereits entkräftet ausgestreckt, auf die Seite geleget, und ihm den Messerbündel mit dem Trageriemen sachte abgenommen, sich solchen Bündel über seine Arme gemacht, und damit fortgegangen sey.
Der Ermordete habe die Arme nach ihm ausgestreckt, und demselben in den zweiten Finger der linken Hand gebissen, an welchem er noch die Narbe zeigte: (bei dieser Vorstellung zeigte er wieder durch Annehmung einer zornigen Miene, daß ihn dieser Biß noch mehr in Zorn gebracht.) Darauf er, auf das Messer zeigend am Halse hin und zuruͤckziehend, mit dem Messer am Halse hin und her geschnitten, auch mit voller Faust dem Messerkerl so auf das Maul geschlagen, daß er ihm die Zaͤhne dadurch ausgedruͤckt. Um ihn durch neue Fragen nicht konfus zu machen, ließ man ihn die angefangene Beschreibung fortsetzen, da er denn die Suite dieser Handlung auch dermaßen beschrieb: Wie er den Messerkerl, da demselben das Blut aus dem Halse gelaufen und er die Haͤnde bereits entkraͤftet ausgestreckt, auf die Seite geleget, und ihm den Messerbuͤndel mit dem Trageriemen sachte abgenommen, sich solchen Buͤndel uͤber seine Arme gemacht, und damit fortgegangen sey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0046" n="46"/><lb/> der Schaale gewesen, dessen Klinge vorn zugespitzet und schmal gewesen, (wie er solches an dem vorgelegten Einlegemesser sowohl, als einem mit Kreide auf dem Tisch gemahlten Messer, beschrieb) in den Hals gestochen, so daß die Spitze des Messers auf der andern Seite wieder herausgekommen.</p> <p>Der Ermordete habe die Arme nach ihm ausgestreckt, und demselben in den zweiten Finger der linken Hand gebissen, an welchem er noch die Narbe zeigte: (bei dieser Vorstellung zeigte er wieder durch Annehmung einer zornigen Miene, daß ihn dieser Biß noch mehr in Zorn gebracht.)</p> <p>Darauf er, auf das Messer zeigend am Halse hin und zuruͤckziehend, mit dem Messer am Halse hin und her geschnitten, auch mit voller Faust dem Messerkerl so auf das Maul geschlagen, daß er ihm die Zaͤhne dadurch ausgedruͤckt.</p> <p>Um ihn durch neue Fragen nicht konfus zu machen, ließ man ihn die angefangene Beschreibung fortsetzen, da er denn die Suite dieser Handlung auch dermaßen beschrieb: Wie er den Messerkerl, da demselben das Blut aus dem Halse gelaufen und er die Haͤnde bereits entkraͤftet ausgestreckt, auf die Seite geleget, und ihm den Messerbuͤndel mit dem Trageriemen sachte abgenommen, sich solchen Buͤndel uͤber seine Arme gemacht, und damit fortgegangen <choice><corr>sey.</corr><sic>sey..</sic></choice></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0046]
der Schaale gewesen, dessen Klinge vorn zugespitzet und schmal gewesen, (wie er solches an dem vorgelegten Einlegemesser sowohl, als einem mit Kreide auf dem Tisch gemahlten Messer, beschrieb) in den Hals gestochen, so daß die Spitze des Messers auf der andern Seite wieder herausgekommen.
Der Ermordete habe die Arme nach ihm ausgestreckt, und demselben in den zweiten Finger der linken Hand gebissen, an welchem er noch die Narbe zeigte: (bei dieser Vorstellung zeigte er wieder durch Annehmung einer zornigen Miene, daß ihn dieser Biß noch mehr in Zorn gebracht.)
Darauf er, auf das Messer zeigend am Halse hin und zuruͤckziehend, mit dem Messer am Halse hin und her geschnitten, auch mit voller Faust dem Messerkerl so auf das Maul geschlagen, daß er ihm die Zaͤhne dadurch ausgedruͤckt.
Um ihn durch neue Fragen nicht konfus zu machen, ließ man ihn die angefangene Beschreibung fortsetzen, da er denn die Suite dieser Handlung auch dermaßen beschrieb: Wie er den Messerkerl, da demselben das Blut aus dem Halse gelaufen und er die Haͤnde bereits entkraͤftet ausgestreckt, auf die Seite geleget, und ihm den Messerbuͤndel mit dem Trageriemen sachte abgenommen, sich solchen Buͤndel uͤber seine Arme gemacht, und damit fortgegangen sey.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 2. Berlin, 1784, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0202_1784/46>, abgerufen am 05.07.2024. |