Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


nen kleinen Anfang hätte machen helfen, von mehr theologischer Bücherkenntniß, worinn damalen freilich immer einerlei Vorschrift und Zuschnitt des magern Urtheils statt finden mußte.

Dieß war also gemeiniglich der Ort, wo ich Hexen- und Geisterbücher, chymische, teutsche, lateinische und französische Schriften so durchlesen konnte, daß es mir keine Zeit kostete, die meinen ernsthaften Arbeiten freilich gehörete.

Selbstenthaltung bei öffentlichem Lobe.

Jch habe mich in der That stets in dem Hange befunden, meine Fehler oder was mir noch alles mangele, immer vor Augen zu haben.

Schon vor mehrern Jahren lase ich nie eine Recension von irgend einer meiner Arbeiten, die vortheilhaft wurde, ohne alsdann das Lesen abzubrechen.

Jch habe mir manche rechtmäßige Aufmunterung hiemit geraubet; aber ich hatte einmal diesen Hang; ich hatte wenig vertraute Freunde, die Selbsterniedrigung mußte ich schon lange als ein Mittel ansehn, weniger Anstoß in meinem nächsten Zusammenhange zu veranlassen!



nen kleinen Anfang haͤtte machen helfen, von mehr theologischer Buͤcherkenntniß, worinn damalen freilich immer einerlei Vorschrift und Zuschnitt des magern Urtheils statt finden mußte.

Dieß war also gemeiniglich der Ort, wo ich Hexen- und Geisterbuͤcher, chymische, teutsche, lateinische und franzoͤsische Schriften so durchlesen konnte, daß es mir keine Zeit kostete, die meinen ernsthaften Arbeiten freilich gehoͤrete.

Selbstenthaltung bei oͤffentlichem Lobe.

Jch habe mich in der That stets in dem Hange befunden, meine Fehler oder was mir noch alles mangele, immer vor Augen zu haben.

Schon vor mehrern Jahren lase ich nie eine Recension von irgend einer meiner Arbeiten, die vortheilhaft wurde, ohne alsdann das Lesen abzubrechen.

Jch habe mir manche rechtmaͤßige Aufmunterung hiemit geraubet; aber ich hatte einmal diesen Hang; ich hatte wenig vertraute Freunde, die Selbsterniedrigung mußte ich schon lange als ein Mittel ansehn, weniger Anstoß in meinem naͤchsten Zusammenhange zu veranlassen!


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <floatingText xml:id="f03" prev="#f02">
              <body>
                <div n="1">
                  <p><pb facs="#f0116" n="114"/><lb/>
nen kleinen Anfang ha&#x0364;tte machen  helfen, von mehr theologischer Bu&#x0364;cherkenntniß, worinn damalen freilich immer  einerlei Vorschrift und Zuschnitt des magern Urtheils statt finden mußte. </p>
                  <p>Dieß war also gemeiniglich der Ort, wo ich Hexen- und Geisterbu&#x0364;cher,  chymische, teutsche, lateinische und franzo&#x0364;sische Schriften so durchlesen  konnte, daß es mir keine Zeit kostete, die meinen ernsthaften Arbeiten  freilich geho&#x0364;rete. </p>
                </div>
                <div n="1">
                  <head>Selbstenthaltung bei <choice><corr>o&#x0364;ffentlichem</corr><sic>offentlichem</sic></choice> Lobe.</head><lb/>
                  <p>Jch habe mich in der That stets in dem Hange befunden,  meine Fehler oder was mir noch alles mangele, immer vor Augen zu haben. </p>
                  <p>Schon vor mehrern Jahren lase ich nie eine <hi rendition="#b">Recension</hi> von irgend einer meiner Arbeiten, die vortheilhaft wurde, ohne alsdann das  Lesen abzubrechen. </p>
                  <p>Jch habe mir manche rechtma&#x0364;ßige Aufmunterung hiemit geraubet; aber ich hatte  einmal diesen Hang; ich hatte wenig vertraute Freunde, die  Selbsterniedrigung mußte ich schon lange als ein Mittel ansehn, weniger  Anstoß in meinem na&#x0364;chsten Zusammenhange zu veranlassen! </p>
                </div>
              </body>
            </floatingText><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0116] nen kleinen Anfang haͤtte machen helfen, von mehr theologischer Buͤcherkenntniß, worinn damalen freilich immer einerlei Vorschrift und Zuschnitt des magern Urtheils statt finden mußte. Dieß war also gemeiniglich der Ort, wo ich Hexen- und Geisterbuͤcher, chymische, teutsche, lateinische und franzoͤsische Schriften so durchlesen konnte, daß es mir keine Zeit kostete, die meinen ernsthaften Arbeiten freilich gehoͤrete. Selbstenthaltung bei oͤffentlichem Lobe. Jch habe mich in der That stets in dem Hange befunden, meine Fehler oder was mir noch alles mangele, immer vor Augen zu haben. Schon vor mehrern Jahren lase ich nie eine Recension von irgend einer meiner Arbeiten, die vortheilhaft wurde, ohne alsdann das Lesen abzubrechen. Jch habe mir manche rechtmaͤßige Aufmunterung hiemit geraubet; aber ich hatte einmal diesen Hang; ich hatte wenig vertraute Freunde, die Selbsterniedrigung mußte ich schon lange als ein Mittel ansehn, weniger Anstoß in meinem naͤchsten Zusammenhange zu veranlassen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/116
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/116>, abgerufen am 25.11.2024.