Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite


täglichen Weg gegangen, und daher zuweilen wegen Dichtheit des Schnees, gar in eine unrechte Gegend gerathen. Jch hielte aber durchaus über diese Ordnung, mich sogleich umzukleiden, und trug daher, wenn ich in Beesen mich einige Stunden aufhalten wollte oder mußte, das Nöthige an der Wäsche selbst bei mir.


Als Herr Semler mit den Herrn Spalding, Ebert und Jerusalem in Magdeburg zusammenkam, äußert er folgendes Urtheil von sich selber:

"Alle drei so vortreflichen Männer sahe ich fast in einem gleichen Licht, daß sich in der großen Welt, in täglichen Geschäften gleichsam entzündet; ich fühlete es gar zu sehr, so wenig mich jemand damit drücken wollte, daß ich nur in vier Wänden zeither meist gewohnet hatte."

Sorgfältige Anwendung der Zeit.

Jch habe freilich auch viele alchymistische Bücher gelesen, aber nirgend eine sonst nützliche Stunde damit verdorben; sondern ohne einigen Zeitverlust mir zuzuziehen.

Alle Monath oder alle vierzehn Tage suchte ich eine Anzahl leichter und geringhaltiger Schriften zusammen, die ich doch auch durchblättern, wo nicht durchlesen wollte; und stellte sechs, zehn bis siebzehn davon auf den Abtritt; wo ich denn ohne Zeitverderb auch diese Lectüre endigen konnte; indem ich


taͤglichen Weg gegangen, und daher zuweilen wegen Dichtheit des Schnees, gar in eine unrechte Gegend gerathen. Jch hielte aber durchaus uͤber diese Ordnung, mich sogleich umzukleiden, und trug daher, wenn ich in Beesen mich einige Stunden aufhalten wollte oder mußte, das Noͤthige an der Waͤsche selbst bei mir.


Als Herr Semler mit den Herrn Spalding, Ebert und Jerusalem in Magdeburg zusammenkam, aͤußert er folgendes Urtheil von sich selber:

»Alle drei so vortreflichen Maͤnner sahe ich fast in einem gleichen Licht, daß sich in der großen Welt, in taͤglichen Geschaͤften gleichsam entzuͤndet; ich fuͤhlete es gar zu sehr, so wenig mich jemand damit druͤcken wollte, daß ich nur in vier Waͤnden zeither meist gewohnet hatte.«

Sorgfaͤltige Anwendung der Zeit.

Jch habe freilich auch viele alchymistische Buͤcher gelesen, aber nirgend eine sonst nuͤtzliche Stunde damit verdorben; sondern ohne einigen Zeitverlust mir zuzuziehen.

Alle Monath oder alle vierzehn Tage suchte ich eine Anzahl leichter und geringhaltiger Schriften zusammen, die ich doch auch durchblaͤttern, wo nicht durchlesen wollte; und stellte sechs, zehn bis siebzehn davon auf den Abtritt; wo ich denn ohne Zeitverderb auch diese Lectuͤre endigen konnte; indem ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <floatingText xml:id="f02" prev="#f01" next="#f03">
              <body>
                <div n="1">
                  <p><pb facs="#f0113" n="111"/><lb/>
ta&#x0364;glichen Weg gegangen, und daher zuweilen  wegen Dichtheit des Schnees, gar in eine unrechte Gegend gerathen. Jch  hielte aber durchaus u&#x0364;ber diese Ordnung, mich sogleich umzukleiden, und trug  daher, wenn ich in <hi rendition="#b">Beesen</hi> mich einige Stunden  aufhalten wollte oder mußte, das No&#x0364;thige an der <hi rendition="#b">Wa&#x0364;sche</hi> selbst bei mir. </p>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Als Herr <persName ref="#ref0152"><note type="editorial">Semler, Johann Salomo</note>Semler</persName> mit den Herrn <persName ref="#ref0112"><note type="editorial">Spalding, Johann Joachim</note>Spalding,</persName> Ebert  und Jerusalem in Magdeburg zusammenkam, a&#x0364;ußert er folgendes Urtheil von sich  selber: </p>
            <p>»Alle drei so vortreflichen Ma&#x0364;nner sahe ich fast in einem gleichen Licht, daß  sich in der großen Welt, in ta&#x0364;glichen Gescha&#x0364;ften gleichsam entzu&#x0364;ndet; ich  fu&#x0364;hlete es gar zu sehr, so wenig mich jemand damit dru&#x0364;cken wollte, daß ich  nur in vier Wa&#x0364;nden zeither meist gewohnet hatte.« </p>
            <floatingText xml:id="f03" prev="#f02">
              <body>
                <div n="1">
                  <head>Sorgfa&#x0364;ltige Anwendung der Zeit. </head><lb/>
                  <p>Jch habe freilich auch viele alchymistische Bu&#x0364;cher gelesen,  aber nirgend eine sonst nu&#x0364;tzliche Stunde damit verdorben; sondern ohne  einigen Zeitverlust mir zuzuziehen. </p>
                  <p>Alle Monath oder alle vierzehn Tage suchte ich eine Anzahl leichter und  geringhaltiger Schriften zusammen, die ich doch auch durchbla&#x0364;ttern, wo nicht  durchlesen wollte; und stellte sechs, zehn bis siebzehn davon auf den  Abtritt; wo ich denn ohne Zeitverderb auch diese Lectu&#x0364;re endigen konnte;  indem ich<lb/></p>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0113] taͤglichen Weg gegangen, und daher zuweilen wegen Dichtheit des Schnees, gar in eine unrechte Gegend gerathen. Jch hielte aber durchaus uͤber diese Ordnung, mich sogleich umzukleiden, und trug daher, wenn ich in Beesen mich einige Stunden aufhalten wollte oder mußte, das Noͤthige an der Waͤsche selbst bei mir. Als Herr Semler mit den Herrn Spalding, Ebert und Jerusalem in Magdeburg zusammenkam, aͤußert er folgendes Urtheil von sich selber: »Alle drei so vortreflichen Maͤnner sahe ich fast in einem gleichen Licht, daß sich in der großen Welt, in taͤglichen Geschaͤften gleichsam entzuͤndet; ich fuͤhlete es gar zu sehr, so wenig mich jemand damit druͤcken wollte, daß ich nur in vier Waͤnden zeither meist gewohnet hatte.« Sorgfaͤltige Anwendung der Zeit. Jch habe freilich auch viele alchymistische Buͤcher gelesen, aber nirgend eine sonst nuͤtzliche Stunde damit verdorben; sondern ohne einigen Zeitverlust mir zuzuziehen. Alle Monath oder alle vierzehn Tage suchte ich eine Anzahl leichter und geringhaltiger Schriften zusammen, die ich doch auch durchblaͤttern, wo nicht durchlesen wollte; und stellte sechs, zehn bis siebzehn davon auf den Abtritt; wo ich denn ohne Zeitverderb auch diese Lectuͤre endigen konnte; indem ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/113
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 1. Berlin, 1784, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0201_1784/113>, abgerufen am 17.05.2024.