Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 3. Berlin, 1783.
Demohngeachtet aber ist es immer dieselbe Seele, dieselbe einfache Substanz, welche beides verrichtet, Gedanken hat, und Willkühr oder freien Willen ausübt; nur daß sie, so wie der Körper, in Absicht auf Eine von ihren Funktionen in einen widernatürlichen Zustand gerathen und gehemmet werden kann; das heißt, die Seele kann, so wie der Körper in Ansehung dieser Verrichtungen, gesund und wohl, und in Ansehung einer andern hingegen
Demohngeachtet aber ist es immer dieselbe Seele, dieselbe einfache Substanz, welche beides verrichtet, Gedanken hat, und Willkuͤhr oder freien Willen ausuͤbt; nur daß sie, so wie der Koͤrper, in Absicht auf Eine von ihren Funktionen in einen widernatuͤrlichen Zustand gerathen und gehemmet werden kann; das heißt, die Seele kann, so wie der Koͤrper in Ansehung dieser Verrichtungen, gesund und wohl, und in Ansehung einer andern hingegen <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0073" n="69"/><lb/> Bewußtseyn, war im Stande, jede Gedankenreihe, die ich mir vornahm, mit Ordnung und Deutlichkeit zu verfolgen; nur daß ich aller willkuͤhrlichen Bewegung schlechterdings unfaͤhig war; weder ein Glied am Leibe regen, noch einen Laut von mir geben, oder die Augen aufthun konnte, und jede Bemuͤhung, die ich anwandte, irgend ein Glied zu bewegen, war voͤllig fruchtlos, und vermehrte nur die sehr widrige Empfindung, von welcher dieser Zustand begleitet war. Es war mir nehmlich dabei, als wenn etwas gluͤhendes vom Gehirn herab, den Ruͤckgrad entlang, einstroͤmen wollte, und Widerstand faͤnde, oder als wenn jemand mit gluͤhenden Ruthen mir den Nacken geisselte. Jch mußte mich also vollkommen ruhig halten, bis ein Eindruck von außenher den Lebensgeistern gleichsam die Schleusen oͤfnete, daß sie freien Einfluß hatten, und nunmehr war auch in demselben Augenblick alles wieder hergestellt, und ich voͤllig wieder Herr uͤber meine freiwilligen Bewegungen. </p> <p>Demohngeachtet aber ist es immer dieselbe Seele, dieselbe einfache Substanz, welche beides verrichtet, Gedanken hat, und Willkuͤhr oder freien Willen ausuͤbt; nur daß sie, so wie der Koͤrper, in Absicht auf Eine von ihren Funktionen in einen widernatuͤrlichen Zustand gerathen und gehemmet werden kann; das heißt, die Seele kann, so wie der Koͤrper in Ansehung dieser Verrichtungen, gesund und wohl, und in Ansehung einer andern hingegen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0073]
Bewußtseyn, war im Stande, jede Gedankenreihe, die ich mir vornahm, mit Ordnung und Deutlichkeit zu verfolgen; nur daß ich aller willkuͤhrlichen Bewegung schlechterdings unfaͤhig war; weder ein Glied am Leibe regen, noch einen Laut von mir geben, oder die Augen aufthun konnte, und jede Bemuͤhung, die ich anwandte, irgend ein Glied zu bewegen, war voͤllig fruchtlos, und vermehrte nur die sehr widrige Empfindung, von welcher dieser Zustand begleitet war. Es war mir nehmlich dabei, als wenn etwas gluͤhendes vom Gehirn herab, den Ruͤckgrad entlang, einstroͤmen wollte, und Widerstand faͤnde, oder als wenn jemand mit gluͤhenden Ruthen mir den Nacken geisselte. Jch mußte mich also vollkommen ruhig halten, bis ein Eindruck von außenher den Lebensgeistern gleichsam die Schleusen oͤfnete, daß sie freien Einfluß hatten, und nunmehr war auch in demselben Augenblick alles wieder hergestellt, und ich voͤllig wieder Herr uͤber meine freiwilligen Bewegungen.
Demohngeachtet aber ist es immer dieselbe Seele, dieselbe einfache Substanz, welche beides verrichtet, Gedanken hat, und Willkuͤhr oder freien Willen ausuͤbt; nur daß sie, so wie der Koͤrper, in Absicht auf Eine von ihren Funktionen in einen widernatuͤrlichen Zustand gerathen und gehemmet werden kann; das heißt, die Seele kann, so wie der Koͤrper in Ansehung dieser Verrichtungen, gesund und wohl, und in Ansehung einer andern hingegen
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