Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 2. Berlin, 1783.
So erhohlte er sich von Tage zu Tage, und am 9ten fing er schon wieder an Fleisch zu essen, und aufzustehen, ja er ward so stark, daß er am folgenden Tage den ganzen Tag ausser dem Bette aufsitzen konnte, und am 11ten Februar schon wieder an zu arbeiten fing, welches er den 12ten fast den ganzen Tag fortsetzte, so daß man ihn mit Mühe davon abhalten mußte. So erschöpft sein Körper noch vor einigen Tagen war, so nahm er jetzt zusehends wieder an Kräften zu, und in kurzem war er völlig wieder hergestellt. Herr hatte ihn seit dem ersten Besuch nicht wieder gesehen, als er nach einiger Zeit auf einmal unvermuthet, sehr vornehm gekleidet, in dessen Zimmer trat, um ihm anzuzeigen, daß er nun bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich Lektor geworden sey; und als Herr Moses Mendelssohn sich seiner nicht gleich erinnerte, sagte er: "ich bin der Elende, den Sie einmal Jhres Besuchs gewürdiget haben. MendelssohnUnd nennen Sie's Eitelkeit, wie Sie wollen, genug ich fühlte, daß ich für eine größere Sphäre bestimmt war. -- Nun bin ich glücklich!" fand nicht für gut, sich nach dieser Erklärung eben weiter mehr mit ihm einzulassen. Der neue Glückliche erwachte bald Herr Mendelssohn
So erhohlte er sich von Tage zu Tage, und am 9ten fing er schon wieder an Fleisch zu essen, und aufzustehen, ja er ward so stark, daß er am folgenden Tage den ganzen Tag ausser dem Bette aufsitzen konnte, und am 11ten Februar schon wieder an zu arbeiten fing, welches er den 12ten fast den ganzen Tag fortsetzte, so daß man ihn mit Muͤhe davon abhalten mußte. So erschoͤpft sein Koͤrper noch vor einigen Tagen war, so nahm er jetzt zusehends wieder an Kraͤften zu, und in kurzem war er voͤllig wieder hergestellt. Herr hatte ihn seit dem ersten Besuch nicht wieder gesehen, als er nach einiger Zeit auf einmal unvermuthet, sehr vornehm gekleidet, in dessen Zimmer trat, um ihm anzuzeigen, daß er nun bei Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Heinrich Lektor geworden sey; und als Herr Moses Mendelssohn sich seiner nicht gleich erinnerte, sagte er: »ich bin der Elende, den Sie einmal Jhres Besuchs gewuͤrdiget haben. MendelssohnUnd nennen Sie's Eitelkeit, wie Sie wollen, genug ich fuͤhlte, daß ich fuͤr eine groͤßere Sphaͤre bestimmt war. — Nun bin ich gluͤcklich!« fand nicht fuͤr gut, sich nach dieser Erklaͤrung eben weiter mehr mit ihm einzulassen. Der neue Gluͤckliche erwachte bald Herr Mendelssohn <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0031" n="27"/><lb/> merklich besser, und sein Puls, der am vorigen Tage des Vormittags noch kaum zu fuͤhlen war, schlug wieder voller und munterer. </p> <p>So erhohlte er sich von Tage zu Tage, und am 9ten fing er schon wieder an Fleisch zu essen, und aufzustehen, ja er ward so stark, daß er am folgenden Tage den ganzen Tag ausser dem Bette aufsitzen konnte, und am 11ten Februar schon wieder an zu arbeiten fing, welches er den 12ten fast den ganzen Tag fortsetzte, so daß man ihn mit Muͤhe davon abhalten mußte. So erschoͤpft sein Koͤrper noch vor einigen Tagen war, so nahm er jetzt zusehends wieder an Kraͤften zu, und in kurzem war er voͤllig wieder hergestellt. </p> <p>Herr <persName ref="#ref0119"><note type="editorial">Mendelssohn, Moses</note>Moses Mendelssohn</persName> hatte ihn seit dem ersten Besuch nicht wieder gesehen, als er nach einiger Zeit auf einmal unvermuthet, sehr vornehm gekleidet, in dessen Zimmer trat, um ihm anzuzeigen, daß er nun bei Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Heinrich Lektor geworden sey; und als Herr <persName ref="#ref0119"><note type="editorial">Mendelssohn, Moses</note>Mendelssohn</persName> sich seiner nicht gleich erinnerte, sagte er: »ich bin der Elende, den Sie einmal Jhres Besuchs gewuͤrdiget haben. <hi rendition="#b">Und nennen Sie's Eitelkeit, wie Sie wollen, genug ich fuͤhlte, daß ich fuͤr eine groͤßere Sphaͤre bestimmt war. — Nun bin ich gluͤcklich!</hi>« </p> <p><persName ref="#ref0119"><note type="editorial">Mendelssohn, Moses</note>Herr Mendelssohn</persName> fand nicht fuͤr gut, sich nach dieser Erklaͤrung eben weiter mehr mit ihm einzulassen. Der neue Gluͤckliche erwachte bald<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0031]
merklich besser, und sein Puls, der am vorigen Tage des Vormittags noch kaum zu fuͤhlen war, schlug wieder voller und munterer.
So erhohlte er sich von Tage zu Tage, und am 9ten fing er schon wieder an Fleisch zu essen, und aufzustehen, ja er ward so stark, daß er am folgenden Tage den ganzen Tag ausser dem Bette aufsitzen konnte, und am 11ten Februar schon wieder an zu arbeiten fing, welches er den 12ten fast den ganzen Tag fortsetzte, so daß man ihn mit Muͤhe davon abhalten mußte. So erschoͤpft sein Koͤrper noch vor einigen Tagen war, so nahm er jetzt zusehends wieder an Kraͤften zu, und in kurzem war er voͤllig wieder hergestellt.
Herr Moses Mendelssohn hatte ihn seit dem ersten Besuch nicht wieder gesehen, als er nach einiger Zeit auf einmal unvermuthet, sehr vornehm gekleidet, in dessen Zimmer trat, um ihm anzuzeigen, daß er nun bei Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Heinrich Lektor geworden sey; und als Herr Mendelssohn sich seiner nicht gleich erinnerte, sagte er: »ich bin der Elende, den Sie einmal Jhres Besuchs gewuͤrdiget haben. Und nennen Sie's Eitelkeit, wie Sie wollen, genug ich fuͤhlte, daß ich fuͤr eine groͤßere Sphaͤre bestimmt war. — Nun bin ich gluͤcklich!«
Herr Mendelssohn fand nicht fuͤr gut, sich nach dieser Erklaͤrung eben weiter mehr mit ihm einzulassen. Der neue Gluͤckliche erwachte bald
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