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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

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Er war von der Disputirsucht beherrscht; grausam, starrsinnig, roh und hart, unvorsichtig und hitzig, hatte ein über seine Kräfte steigendes Verlangen zur Rache, und war geneigt ein Gefallen zu äußern, an dem was andere mißbilligen.

Er behauptete den Satz als allgemein wahr, daß unsere Natur zu allem Bösen geneigt sey. Dabei war er doch Freund der Wahrheit und Gerechtigkeit, dankbar, Verächter des Geldes und alles Kleinen oder Mittelmäßigen.

Er hatte eine überwiegende Neigung zum Nachdenken über viele äußerst wichtige und selbst unmögliche Dinge, konnte seine Aufmerksamkeit auf zwei Sachen zugleich wenden.

Er hatte die Seelenstimmung nichts zu hoffen sich zu erlangen bemüht; er kehrte sich daher nicht an das Urtheil der Welt, war launisch und veränderlich in seinem ganzen Betragen, wenig gottesfürchtig, und konnte seine Zunge nicht im Zaume halten. Welches ihn oft sehr gereuet hatte.

"Jch weiß, sagte er, daß dies einer meiner größten und sonderbarsten Fehler ist, daß ich von nichts lieber rede, als was den Zuhörern misfällt. Mit Wissen und Willen fahre ich hierin fort."

Er liebte die Einsamkeit. Besaß die Schwäche, Sachen, an die er sich einmal gewöhnt hatte, selbst zu seinem Schaden beizubehalten.

Er war in seinem Urtheil zu schnell, faßte übereilte Rathschläge, und konnte in seinen Geschäften


Er war von der Disputirsucht beherrscht; grausam, starrsinnig, roh und hart, unvorsichtig und hitzig, hatte ein uͤber seine Kraͤfte steigendes Verlangen zur Rache, und war geneigt ein Gefallen zu aͤußern, an dem was andere mißbilligen.

Er behauptete den Satz als allgemein wahr, daß unsere Natur zu allem Boͤsen geneigt sey. Dabei war er doch Freund der Wahrheit und Gerechtigkeit, dankbar, Veraͤchter des Geldes und alles Kleinen oder Mittelmaͤßigen.

Er hatte eine uͤberwiegende Neigung zum Nachdenken uͤber viele aͤußerst wichtige und selbst unmoͤgliche Dinge, konnte seine Aufmerksamkeit auf zwei Sachen zugleich wenden.

Er hatte die Seelenstimmung nichts zu hoffen sich zu erlangen bemuͤht; er kehrte sich daher nicht an das Urtheil der Welt, war launisch und veraͤnderlich in seinem ganzen Betragen, wenig gottesfuͤrchtig, und konnte seine Zunge nicht im Zaume halten. Welches ihn oft sehr gereuet hatte.

»Jch weiß, sagte er, daß dies einer meiner groͤßten und sonderbarsten Fehler ist, daß ich von nichts lieber rede, als was den Zuhoͤrern misfaͤllt. Mit Wissen und Willen fahre ich hierin fort.«

Er liebte die Einsamkeit. Besaß die Schwaͤche, Sachen, an die er sich einmal gewoͤhnt hatte, selbst zu seinem Schaden beizubehalten.

Er war in seinem Urtheil zu schnell, faßte uͤbereilte Rathschlaͤge, und konnte in seinen Geschaͤften

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[87/0087] Er war von der Disputirsucht beherrscht; grausam, starrsinnig, roh und hart, unvorsichtig und hitzig, hatte ein uͤber seine Kraͤfte steigendes Verlangen zur Rache, und war geneigt ein Gefallen zu aͤußern, an dem was andere mißbilligen. Er behauptete den Satz als allgemein wahr, daß unsere Natur zu allem Boͤsen geneigt sey. Dabei war er doch Freund der Wahrheit und Gerechtigkeit, dankbar, Veraͤchter des Geldes und alles Kleinen oder Mittelmaͤßigen. Er hatte eine uͤberwiegende Neigung zum Nachdenken uͤber viele aͤußerst wichtige und selbst unmoͤgliche Dinge, konnte seine Aufmerksamkeit auf zwei Sachen zugleich wenden. Er hatte die Seelenstimmung nichts zu hoffen sich zu erlangen bemuͤht; er kehrte sich daher nicht an das Urtheil der Welt, war launisch und veraͤnderlich in seinem ganzen Betragen, wenig gottesfuͤrchtig, und konnte seine Zunge nicht im Zaume halten. Welches ihn oft sehr gereuet hatte. »Jch weiß, sagte er, daß dies einer meiner groͤßten und sonderbarsten Fehler ist, daß ich von nichts lieber rede, als was den Zuhoͤrern misfaͤllt. Mit Wissen und Willen fahre ich hierin fort.« Er liebte die Einsamkeit. Besaß die Schwaͤche, Sachen, an die er sich einmal gewoͤhnt hatte, selbst zu seinem Schaden beizubehalten. Er war in seinem Urtheil zu schnell, faßte uͤbereilte Rathschlaͤge, und konnte in seinen Geschaͤften

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/87>, abgerufen am 27.12.2024.