Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

Erwachte er wieder, so wuste er abermal nichts vom Gespräche im Schlafe, sondern nur von dem was man vorher im Wachen mit ihm gesprochen hatte; und wechselte es mit ihm darin ab, so daß es schiene als habe er zwei von einander unabhängige Seelen; eine für den Schlaf und eine für den Zustand des Wachens.

Dieser Zustand dauerte ein Vierteljahr. Nach Verlauf eines Jahres ließ sich wiederum die Nervenkrankheit spüren, wovon er aber durch einen gewaltigen Schreck völlig hergestellt wurde.


Zur Seelennaturkunde.
I. 71-72.

Ein Mann, der in seinem dreizehnten Jahre durch einen Zufall ins Wasser gefallen, und wäre nicht schleunige Hülfe gekommen, dem Ertrinken sehr nahe gewesen, glaubte von dieser Zeit an, so oft er zu Selbstbetrachtung kam, durch vorerwehnten Zufall wirklich ertrunken zu seyn, keinen Körper mehr zu haben, und hielt denselben und die ihn betreffenden Empfindungen für bloße Erinnerungen aus dem vorigen Leben.


Erwachte er wieder, so wuste er abermal nichts vom Gespraͤche im Schlafe, sondern nur von dem was man vorher im Wachen mit ihm gesprochen hatte; und wechselte es mit ihm darin ab, so daß es schiene als habe er zwei von einander unabhaͤngige Seelen; eine fuͤr den Schlaf und eine fuͤr den Zustand des Wachens.

Dieser Zustand dauerte ein Vierteljahr. Nach Verlauf eines Jahres ließ sich wiederum die Nervenkrankheit spuͤren, wovon er aber durch einen gewaltigen Schreck voͤllig hergestellt wurde.


Zur Seelennaturkunde.
I. 71-72.

Ein Mann, der in seinem dreizehnten Jahre durch einen Zufall ins Wasser gefallen, und waͤre nicht schleunige Huͤlfe gekommen, dem Ertrinken sehr nahe gewesen, glaubte von dieser Zeit an, so oft er zu Selbstbetrachtung kam, durch vorerwehnten Zufall wirklich ertrunken zu seyn, keinen Koͤrper mehr zu haben, und hielt denselben und die ihn betreffenden Empfindungen fuͤr bloße Erinnerungen aus dem vorigen Leben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0043" n="43"/><lb/>
            <p>Erwachte er wieder, so                         wuste er abermal nichts vom Gespra&#x0364;che im Schlafe, sondern nur von dem was                         man vorher im Wachen mit ihm gesprochen hatte; und wechselte es mit ihm                         darin ab, so daß es schiene als habe er zwei von einander unabha&#x0364;ngige                         Seelen; eine fu&#x0364;r den Schlaf und eine fu&#x0364;r den Zustand des                         Wachens.</p>
            <p>Dieser Zustand dauerte ein Vierteljahr. Nach Verlauf eines                         Jahres ließ sich wiederum die Nervenkrankheit spu&#x0364;ren, wovon er aber durch                         einen gewaltigen <hi rendition="#b">Schreck</hi> vo&#x0364;llig hergestellt                         wurde.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Zur Seelennaturkunde.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">I</hi>. 71-72.</head><lb/>
            <p>Ein Mann, der in seinem                         dreizehnten Jahre durch einen Zufall ins Wasser gefallen, und wa&#x0364;re nicht                         schleunige Hu&#x0364;lfe gekommen, dem Ertrinken sehr nahe gewesen, glaubte von                         dieser Zeit an, so oft er zu Selbstbetrachtung kam, durch vorerwehnten                         Zufall wirklich ertrunken zu seyn, keinen Ko&#x0364;rper mehr zu haben, und hielt                         denselben und die ihn betreffenden Empfindungen fu&#x0364;r bloße Erinnerungen aus                         dem vorigen Leben.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0043] Erwachte er wieder, so wuste er abermal nichts vom Gespraͤche im Schlafe, sondern nur von dem was man vorher im Wachen mit ihm gesprochen hatte; und wechselte es mit ihm darin ab, so daß es schiene als habe er zwei von einander unabhaͤngige Seelen; eine fuͤr den Schlaf und eine fuͤr den Zustand des Wachens. Dieser Zustand dauerte ein Vierteljahr. Nach Verlauf eines Jahres ließ sich wiederum die Nervenkrankheit spuͤren, wovon er aber durch einen gewaltigen Schreck voͤllig hergestellt wurde. Zur Seelennaturkunde. I. 71-72. Ein Mann, der in seinem dreizehnten Jahre durch einen Zufall ins Wasser gefallen, und waͤre nicht schleunige Huͤlfe gekommen, dem Ertrinken sehr nahe gewesen, glaubte von dieser Zeit an, so oft er zu Selbstbetrachtung kam, durch vorerwehnten Zufall wirklich ertrunken zu seyn, keinen Koͤrper mehr zu haben, und hielt denselben und die ihn betreffenden Empfindungen fuͤr bloße Erinnerungen aus dem vorigen Leben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/43
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/43>, abgerufen am 16.04.2024.