Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.
Jst eine freiwillige oder willkührliche Bewegung aus mehreren einfachen zusammengesetzt; so wird eine Folge von organischen Stößen a b c d mit einer, ihr entsprechenden Reihe von wirksamen Jdeen A B C D gleichförmig fortrücken, dergestalt daß in dem ersten Augenblicke der Veränderung die Jdee A, das aus der Vorstellung des begehrlichen Guten entspringende Bestreben, nach demselben das größte Moment der Wirksamkeit haben, und den organischen Stoß a hervorbringen wird. Jn dem zweiten Augenblick wird die Vorstellung B an Wirksamkeit das größte seyn, und den Stoß b verursachen u.s.w., bis die Absicht erreicht wird. Dieses geschieht anfangs bei ungeübten Handlungen kraft des Vorsatzes, mit vollem Bewustseyn, gleichsam unmittelbar auf Befehl der Seele; wie wenn man schreiben oder auf einem Jnstrument
Jst eine freiwillige oder willkuͤhrliche Bewegung aus mehreren einfachen zusammengesetzt; so wird eine Folge von organischen Stoͤßen a b c d mit einer, ihr entsprechenden Reihe von wirksamen Jdeen A B C D gleichfoͤrmig fortruͤcken, dergestalt daß in dem ersten Augenblicke der Veraͤnderung die Jdee A, das aus der Vorstellung des begehrlichen Guten entspringende Bestreben, nach demselben das groͤßte Moment der Wirksamkeit haben, und den organischen Stoß a hervorbringen wird. Jn dem zweiten Augenblick wird die Vorstellung B an Wirksamkeit das groͤßte seyn, und den Stoß b verursachen u.s.w., bis die Absicht erreicht wird. Dieses geschieht anfangs bei ungeuͤbten Handlungen kraft des Vorsatzes, mit vollem Bewustseyn, gleichsam unmittelbar auf Befehl der Seele; wie wenn man schreiben oder auf einem Jnstrument <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/><lb/> die <hi rendition="#b">wirksame Jdee</hi> (im Gegensatze der blos spekulativen Jdeen, die sich nicht uͤber das Gehirn und die Empfindungsnerven erstrecken, ohne auf die Bewegungsnerven Einfluß zu haben), und was davon in die Materie zuerst uͤbergeht, <hi rendition="#b">organischer Anstoß</hi> genannt werden. Die <hi rendition="#b">wirksame Jdee</hi> erzeugt den <hi rendition="#b">organischen Anstoß,</hi> den Anfang der Bewegung, die sich nach den Gesetzen der Bewegung alsdann in der Materie weiter fortsetzt, und zum Ziele fuͤhrt.</p> <p>Jst eine freiwillige oder willkuͤhrliche Bewegung aus mehreren einfachen zusammengesetzt; so wird eine Folge von organischen Stoͤßen <hi rendition="#aq">a b c d</hi> mit einer, ihr entsprechenden Reihe von wirksamen Jdeen <hi rendition="#aq">A B C D</hi> gleichfoͤrmig fortruͤcken, dergestalt daß in dem ersten Augenblicke der Veraͤnderung die Jdee <hi rendition="#aq">A,</hi> das aus der Vorstellung des begehrlichen Guten entspringende Bestreben, nach demselben das groͤßte Moment der Wirksamkeit haben, und den organischen Stoß <hi rendition="#aq">a</hi> hervorbringen wird. Jn dem zweiten Augenblick wird die Vorstellung <hi rendition="#aq">B</hi> an Wirksamkeit das groͤßte seyn, und den Stoß <hi rendition="#aq">b</hi> <choice><corr>verursachen</corr><sic>voraussetzen</sic></choice> u.s.w., bis die Absicht erreicht wird.</p> <p>Dieses geschieht anfangs bei ungeuͤbten Handlungen kraft des Vorsatzes, mit vollem Bewustseyn, gleichsam unmittelbar auf Befehl der Seele; wie wenn man schreiben oder auf einem Jnstrument<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
die wirksame Jdee (im Gegensatze der blos spekulativen Jdeen, die sich nicht uͤber das Gehirn und die Empfindungsnerven erstrecken, ohne auf die Bewegungsnerven Einfluß zu haben), und was davon in die Materie zuerst uͤbergeht, organischer Anstoß genannt werden. Die wirksame Jdee erzeugt den organischen Anstoß, den Anfang der Bewegung, die sich nach den Gesetzen der Bewegung alsdann in der Materie weiter fortsetzt, und zum Ziele fuͤhrt.
Jst eine freiwillige oder willkuͤhrliche Bewegung aus mehreren einfachen zusammengesetzt; so wird eine Folge von organischen Stoͤßen a b c d mit einer, ihr entsprechenden Reihe von wirksamen Jdeen A B C D gleichfoͤrmig fortruͤcken, dergestalt daß in dem ersten Augenblicke der Veraͤnderung die Jdee A, das aus der Vorstellung des begehrlichen Guten entspringende Bestreben, nach demselben das groͤßte Moment der Wirksamkeit haben, und den organischen Stoß a hervorbringen wird. Jn dem zweiten Augenblick wird die Vorstellung B an Wirksamkeit das groͤßte seyn, und den Stoß b verursachen u.s.w., bis die Absicht erreicht wird.
Dieses geschieht anfangs bei ungeuͤbten Handlungen kraft des Vorsatzes, mit vollem Bewustseyn, gleichsam unmittelbar auf Befehl der Seele; wie wenn man schreiben oder auf einem Jnstrument
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/29>, abgerufen am 16.02.2025. |