Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Stück.
Seelenkrankheitskunde.

III. 28-32.

Eine Frauensperson von der Herrnhutischen Brüdergemeine, entleibte sich selbst aus einem aufs höchste gestiegenen Religionsenthusiasmus.

Ein Tagebuch der Brüdergemeine, welches Denksprüche aus der heiligen Schrift auf jeden Tag im Jahre enthält, fand sich aufgeschlagen, nahe bei dem Bette der Verstorbenen. Der Tag den sie zur Ausführung ihres Vorhabens gewählt hat, war ein großer Festtag dieser Brüdergemeine.

Vor ihrem Tode rief sie auf eine sehr feierliche Art mit immerfort gefalteten Händen, aus: Jn deine Wunden mein Heiland -- Ja? -- ja!

Die Seitenwunde die sie sich beibrachte, war wahrscheinlicherweise eine Nachahmung der Seitenwunde des Heilands.




Drittes Stuͤck.
Seelenkrankheitskunde.

III. 28-32.

Eine Frauensperson von der Herrnhutischen Bruͤdergemeine, entleibte sich selbst aus einem aufs hoͤchste gestiegenen Religionsenthusiasmus.

Ein Tagebuch der Bruͤdergemeine, welches Denkspruͤche aus der heiligen Schrift auf jeden Tag im Jahre enthaͤlt, fand sich aufgeschlagen, nahe bei dem Bette der Verstorbenen. Der Tag den sie zur Ausfuͤhrung ihres Vorhabens gewaͤhlt hat, war ein großer Festtag dieser Bruͤdergemeine.

Vor ihrem Tode rief sie auf eine sehr feierliche Art mit immerfort gefalteten Haͤnden, aus: Jn deine Wunden mein Heiland — Ja? — ja!

Die Seitenwunde die sie sich beibrachte, war wahrscheinlicherweise eine Nachahmung der Seitenwunde des Heilands.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0027" n="27"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Drittes Stu&#x0364;ck.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>Seelenkrankheitskunde.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">III</hi>. 28-32.</head><lb/>
              <p>Eine Frauensperson von der                         Herrnhutischen Bru&#x0364;dergemeine, entleibte sich selbst aus einem aufs ho&#x0364;chste                         gestiegenen Religionsenthusiasmus.</p>
              <p>Ein Tagebuch der Bru&#x0364;dergemeine,                         welches Denkspru&#x0364;che aus der heiligen Schrift auf jeden Tag im Jahre entha&#x0364;lt,                         fand sich aufgeschlagen, nahe bei dem Bette der Verstorbenen. Der Tag den                         sie zur Ausfu&#x0364;hrung ihres Vorhabens gewa&#x0364;hlt hat, war ein großer Festtag                         dieser Bru&#x0364;dergemeine.</p>
              <p>Vor ihrem Tode rief sie auf eine sehr feierliche                         Art mit immerfort gefalteten Ha&#x0364;nden, aus: <hi rendition="#b">Jn deine Wunden                             mein Heiland &#x2014; Ja? &#x2014; ja!</hi></p>
              <p>Die Seitenwunde die sie sich                         beibrachte, war wahrscheinlicherweise eine Nachahmung der Seitenwunde des                         Heilands.</p>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0027] Drittes Stuͤck. Seelenkrankheitskunde. III. 28-32. Eine Frauensperson von der Herrnhutischen Bruͤdergemeine, entleibte sich selbst aus einem aufs hoͤchste gestiegenen Religionsenthusiasmus. Ein Tagebuch der Bruͤdergemeine, welches Denkspruͤche aus der heiligen Schrift auf jeden Tag im Jahre enthaͤlt, fand sich aufgeschlagen, nahe bei dem Bette der Verstorbenen. Der Tag den sie zur Ausfuͤhrung ihres Vorhabens gewaͤhlt hat, war ein großer Festtag dieser Bruͤdergemeine. Vor ihrem Tode rief sie auf eine sehr feierliche Art mit immerfort gefalteten Haͤnden, aus: Jn deine Wunden mein Heiland — Ja? — ja! Die Seitenwunde die sie sich beibrachte, war wahrscheinlicherweise eine Nachahmung der Seitenwunde des Heilands.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/27
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/27>, abgerufen am 22.11.2024.