Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


lenkrank.
Auf den Witz können ungezwungen alle Seelenkräfte zurückgeführt werden u.s.w.

Jn der Anmerkung zu diesem Aufsatz wird 1) geleugnet, daß es Narren geben sollte, die unmittelbar alle Dinge verkehrt sehen, wohl aber kann es welche geben, die bloß eine einzige falsche Vorstellung haben, und vermittelst dieser alle Dinge verkehrt sehen. Auch wird nicht zugegeben, daß der Grund der ersten Art im Körper, der zweiten aber bloß in der Seele zu suchen sey. Ferner wird nicht zugegeben, daß der Witz das einzige Seelenvermögen sey, worauf alle Uebrige sich reduziren lassen, sondern bloß, daß Assoziation (die nicht immer, wie der Wiz, Aehnlichkeit zum Gegenstand hat) zu allen Seelenoperationen nothwendig sey. Daß der Einsicht der Verschiedenheit die Einsicht der Aehnlichkeit immer vorausgesetzt werden müsse, ist auch nicht allgemein wahr; und findet nur da statt, wo die Verschiedenheit Theilentgegensetzung ist (wie die Verschiedenheit zwischen der Art und ihrem Geschlechte, weil der Artbegrif den gemeinschaftlichen Geschlechtsbegrif schon voraussetzt) nicht aber wo die Verschiedenheit an sich erkannt wird (wie die Verschiedenheit der Arten unter einander).


Zweites Stück.
1-9.

Wird von einem Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensüberdruß erzählt.


lenkrank.
Auf den Witz koͤnnen ungezwungen alle Seelenkraͤfte zuruͤckgefuͤhrt werden u.s.w.

Jn der Anmerkung zu diesem Aufsatz wird 1) geleugnet, daß es Narren geben sollte, die unmittelbar alle Dinge verkehrt sehen, wohl aber kann es welche geben, die bloß eine einzige falsche Vorstellung haben, und vermittelst dieser alle Dinge verkehrt sehen. Auch wird nicht zugegeben, daß der Grund der ersten Art im Koͤrper, der zweiten aber bloß in der Seele zu suchen sey. Ferner wird nicht zugegeben, daß der Witz das einzige Seelenvermoͤgen sey, worauf alle Uebrige sich reduziren lassen, sondern bloß, daß Assoziation (die nicht immer, wie der Wiz, Aehnlichkeit zum Gegenstand hat) zu allen Seelenoperationen nothwendig sey. Daß der Einsicht der Verschiedenheit die Einsicht der Aehnlichkeit immer vorausgesetzt werden muͤsse, ist auch nicht allgemein wahr; und findet nur da statt, wo die Verschiedenheit Theilentgegensetzung ist (wie die Verschiedenheit zwischen der Art und ihrem Geschlechte, weil der Artbegrif den gemeinschaftlichen Geschlechtsbegrif schon voraussetzt) nicht aber wo die Verschiedenheit an sich erkannt wird (wie die Verschiedenheit der Arten unter einander).


Zweites Stuͤck.
1-9.

Wird von einem Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensuͤberdruß erzaͤhlt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0131" n="131"/><lb/>
lenkrank.</hi> Auf den <hi rendition="#b">Witz</hi> ko&#x0364;nnen ungezwungen alle Seelenkra&#x0364;fte                         zuru&#x0364;ckgefu&#x0364;hrt werden u.s.w.</p>
            <p>Jn der Anmerkung zu diesem Aufsatz wird 1)                         geleugnet, daß es Narren geben sollte, die unmittelbar alle Dinge verkehrt                         sehen, wohl aber kann es welche geben, die bloß eine <hi rendition="#b">einzige</hi> falsche Vorstellung haben, und vermittelst dieser <hi rendition="#b">alle Dinge</hi> verkehrt sehen. Auch wird nicht zugegeben,                         daß der Grund der ersten Art im Ko&#x0364;rper, der zweiten aber bloß in der Seele                         zu suchen sey. Ferner wird nicht zugegeben, daß der Witz das einzige                         Seelenvermo&#x0364;gen sey, worauf alle Uebrige sich reduziren lassen, sondern bloß,                         daß <hi rendition="#b">Assoziation</hi> (die nicht immer, wie der Wiz, <hi rendition="#b">Aehnlichkeit</hi> zum Gegenstand hat) zu allen                         Seelenoperationen nothwendig sey. Daß der Einsicht der <hi rendition="#b">Verschiedenheit</hi> die Einsicht der Aehnlichkeit immer                         vorausgesetzt werden mu&#x0364;sse, ist auch nicht allgemein wahr; und findet nur da                         statt, wo die Verschiedenheit <hi rendition="#b">Theilentgegensetzung</hi> ist (wie die Verschiedenheit zwischen der Art und ihrem Geschlechte, weil                         der Artbegrif den gemeinschaftlichen Geschlechtsbegrif schon voraussetzt)                         nicht aber wo die Verschiedenheit an sich erkannt wird (wie die                         Verschiedenheit der Arten unter einander).</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Zweites Stu&#x0364;ck.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>1-9.</head><lb/>
            <p>Wird von                         einem Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensu&#x0364;berdruß erza&#x0364;hlt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0131] lenkrank. Auf den Witz koͤnnen ungezwungen alle Seelenkraͤfte zuruͤckgefuͤhrt werden u.s.w. Jn der Anmerkung zu diesem Aufsatz wird 1) geleugnet, daß es Narren geben sollte, die unmittelbar alle Dinge verkehrt sehen, wohl aber kann es welche geben, die bloß eine einzige falsche Vorstellung haben, und vermittelst dieser alle Dinge verkehrt sehen. Auch wird nicht zugegeben, daß der Grund der ersten Art im Koͤrper, der zweiten aber bloß in der Seele zu suchen sey. Ferner wird nicht zugegeben, daß der Witz das einzige Seelenvermoͤgen sey, worauf alle Uebrige sich reduziren lassen, sondern bloß, daß Assoziation (die nicht immer, wie der Wiz, Aehnlichkeit zum Gegenstand hat) zu allen Seelenoperationen nothwendig sey. Daß der Einsicht der Verschiedenheit die Einsicht der Aehnlichkeit immer vorausgesetzt werden muͤsse, ist auch nicht allgemein wahr; und findet nur da statt, wo die Verschiedenheit Theilentgegensetzung ist (wie die Verschiedenheit zwischen der Art und ihrem Geschlechte, weil der Artbegrif den gemeinschaftlichen Geschlechtsbegrif schon voraussetzt) nicht aber wo die Verschiedenheit an sich erkannt wird (wie die Verschiedenheit der Arten unter einander). Zweites Stuͤck. 1-9. Wird von einem Selbstmord aus Rechtschaffenheit und Lebensuͤberdruß erzaͤhlt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/131
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/131>, abgerufen am 24.11.2024.