Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.2. Auszug aus ![]() Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einem. I. Von der Ursache, in wie fern sie von dem Prinzip verschieden und mit demselben einerley ist. Jdentität der würkenden, formellen und idealen Ursache. "Alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, hat ein Prinzip und eine Ursache." Ein Philosoph in Forma, wird hier gleich den Schwärmer zu finden glauben, indem der Verfasser diesen Satz als Grundsatz aufstellt, daß nehmlich alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, ein Prinzip und eine Ursache hat, ohne vorher die darin vorkommenden Begriffe von Prinzip, Ursache, erstes Prinzip, erste Ursache, zu erklären. Aber nach genauer Ueberlegung findet es sich daß der Verfasser hierin ganz recht hat, daß er diese Begriffe und den sich darauf beziehenden Grundsatz so wie sie der gemeine Menschenverstand unentwickelt denkt, voranschickt, und hinterher sie zu entwickeln sucht. Die mathematische Methode schickt sich für die Philosophie nicht. Die Mathematik konstruirt ihre Begriffe a priori, wodurch 2. Auszug aus ![]() Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einem. I. Von der Ursache, in wie fern sie von dem Prinzip verschieden und mit demselben einerley ist. Jdentitaͤt der wuͤrkenden, formellen und idealen Ursache. »Alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, hat ein Prinzip und eine Ursache.« Ein Philosoph in Forma, wird hier gleich den Schwaͤrmer zu finden glauben, indem der Verfasser diesen Satz als Grundsatz aufstellt, daß nehmlich alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, ein Prinzip und eine Ursache hat, ohne vorher die darin vorkommenden Begriffe von Prinzip, Ursache, erstes Prinzip, erste Ursache, zu erklaͤren. Aber nach genauer Ueberlegung findet es sich daß der Verfasser hierin ganz recht hat, daß er diese Begriffe und den sich darauf beziehenden Grundsatz so wie sie der gemeine Menschenverstand unentwickelt denkt, voranschickt, und hinterher sie zu entwickeln sucht. Die mathematische Methode schickt sich fuͤr die Philosophie nicht. Die Mathematik konstruirt ihre Begriffe a priori, wodurch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0049" n="49"/><lb/><lb/> </div> <div n="3"> <head>2. Auszug aus <persName ref="#ref0144"><note type="editorial">Bruno, Giordano</note>Jordan Bruno von Nola.</persName><lb/> Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einem.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>. Von der Ursache, in wie fern sie von dem Prinzip verschieden und mit demselben einerley ist.<lb/> Jdentitaͤt der wuͤrkenden, formellen und idealen Ursache.</head><lb/> <p>»Alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, hat ein Prinzip und eine Ursache.«</p> <p>Ein Philosoph in Forma, wird hier gleich den Schwaͤrmer zu finden glauben, indem der Verfasser diesen Satz als Grundsatz aufstellt, daß nehmlich alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, ein Prinzip und eine Ursache hat, ohne vorher die darin vorkommenden Begriffe von Prinzip, Ursache, erstes Prinzip, erste Ursache, zu erklaͤren. Aber nach genauer Ueberlegung findet es sich daß der Verfasser hierin ganz recht hat, daß er diese Begriffe und den sich darauf beziehenden Grundsatz so wie sie der gemeine Menschenverstand unentwickelt denkt, voranschickt, und hinterher sie zu entwickeln sucht. Die <hi rendition="#b">mathematische Methode</hi> schickt sich fuͤr die Philosophie nicht. Die Mathematik konstruirt ihre Begriffe <hi rendition="#aq">a priori,</hi> wodurch<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [49/0049]
2. Auszug aus Jordan Bruno von Nola.
Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einem.
I. Von der Ursache, in wie fern sie von dem Prinzip verschieden und mit demselben einerley ist.
Jdentitaͤt der wuͤrkenden, formellen und idealen Ursache.
»Alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, hat ein Prinzip und eine Ursache.«
Ein Philosoph in Forma, wird hier gleich den Schwaͤrmer zu finden glauben, indem der Verfasser diesen Satz als Grundsatz aufstellt, daß nehmlich alles was nicht erstes Prinzip und erste Ursache ist, ein Prinzip und eine Ursache hat, ohne vorher die darin vorkommenden Begriffe von Prinzip, Ursache, erstes Prinzip, erste Ursache, zu erklaͤren. Aber nach genauer Ueberlegung findet es sich daß der Verfasser hierin ganz recht hat, daß er diese Begriffe und den sich darauf beziehenden Grundsatz so wie sie der gemeine Menschenverstand unentwickelt denkt, voranschickt, und hinterher sie zu entwickeln sucht. Die mathematische Methode schickt sich fuͤr die Philosophie nicht. Die Mathematik konstruirt ihre Begriffe a priori, wodurch
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/49>, abgerufen am 16.07.2024. |