Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.Der Mensch als ein vernünftiges Thier wird in seinen Handlungen durch zweierlei Arten der Naturgesetze bestimmt. Als bloßes Thier würkt er nach den Gesetzen der Jdeenassociation der Einbildungskraft; als vernünftiges Thier aber, nach den Gesetzen der Zweckmäßigkeit. Anfangs scheint es als wenn viererlei Associationsarten zu unterscheiden wären. 1) Die Associationsart der Jdentität. 2) Der Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. 3) Der Dependenz von Ursache und Würkung. Man geräth gemeiniglich von einer Jdee auf die ihr ähnliche, oder auf die auf ihr unmittelbar folgende (in Zeit und Raum) oder endlich auf die mit ihr in einer Kausalverbindung stehende, (von der Ursache auf die Würkung, oder umgekehrt) bei genauerer Ueberlegung aber ergiebt es sich, daß es in der That nur einerlei Associationsart giebt, nehmlich die der unmittelbaren Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. Daß man von einer Jdee auf eine ihr ähnliche geräth, ist nicht die Folge einer durch Wiederholung hervorgebrachten zufälligen Verknüpfung derselben die nur in Beziehung auf das Subjekt, bei dem diese Wiederholung vorgegangen ist, statt finden kann, sondern die Folge einer objektiven folglich allgemeingültigen Verknüpfung derselben. Die Würkung dieser objektiven Verknüpfung der Jdeen aufs Subjekt wird an sich durch Wiederholung nicht ver- Der Mensch als ein vernuͤnftiges Thier wird in seinen Handlungen durch zweierlei Arten der Naturgesetze bestimmt. Als bloßes Thier wuͤrkt er nach den Gesetzen der Jdeenassociation der Einbildungskraft; als vernuͤnftiges Thier aber, nach den Gesetzen der Zweckmaͤßigkeit. Anfangs scheint es als wenn viererlei Associationsarten zu unterscheiden waͤren. 1) Die Associationsart der Jdentitaͤt. 2) Der Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. 3) Der Dependenz von Ursache und Wuͤrkung. Man geraͤth gemeiniglich von einer Jdee auf die ihr aͤhnliche, oder auf die auf ihr unmittelbar folgende (in Zeit und Raum) oder endlich auf die mit ihr in einer Kausalverbindung stehende, (von der Ursache auf die Wuͤrkung, oder umgekehrt) bei genauerer Ueberlegung aber ergiebt es sich, daß es in der That nur einerlei Associationsart giebt, nehmlich die der unmittelbaren Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. Daß man von einer Jdee auf eine ihr aͤhnliche geraͤth, ist nicht die Folge einer durch Wiederholung hervorgebrachten zufaͤlligen Verknuͤpfung derselben die nur in Beziehung auf das Subjekt, bei dem diese Wiederholung vorgegangen ist, statt finden kann, sondern die Folge einer objektiven folglich allgemeinguͤltigen Verknuͤpfung derselben. Die Wuͤrkung dieser objektiven Verknuͤpfung der Jdeen aufs Subjekt wird an sich durch Wiederholung nicht ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/><lb/> <p>Der Mensch als ein vernuͤnftiges Thier wird in seinen Handlungen durch zweierlei Arten der Naturgesetze bestimmt. Als bloßes Thier wuͤrkt er nach den Gesetzen der Jdeenassociation der Einbildungskraft; als vernuͤnftiges Thier aber, nach den Gesetzen der <hi rendition="#b">Zweckmaͤßigkeit.</hi></p> <p>Anfangs scheint es als wenn viererlei Associationsarten zu unterscheiden <choice><corr>waͤren.</corr><sic>waͤren..</sic></choice> 1) Die Associationsart der <hi rendition="#b">Jdentitaͤt.</hi> 2) Der Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. 3) Der <choice><corr>Dependenz</corr><sic>Dehendenz</sic></choice> von Ursache und Wuͤrkung. Man geraͤth gemeiniglich von einer Jdee auf die ihr aͤhnliche, oder auf die auf ihr unmittelbar folgende (in Zeit und Raum) oder endlich auf die mit ihr in einer Kausalverbindung stehende, (von der Ursache auf die Wuͤrkung, oder umgekehrt) bei genauerer Ueberlegung aber ergiebt es sich, daß es in der That nur einerlei Associationsart giebt, nehmlich die <hi rendition="#b">der unmittelbaren Koexistenz und Succession in Zeit und Raum.</hi> Daß man von einer Jdee auf eine ihr aͤhnliche geraͤth, ist nicht die Folge einer durch Wiederholung hervorgebrachten zufaͤlligen Verknuͤpfung derselben die nur in Beziehung auf das Subjekt, bei dem diese Wiederholung vorgegangen ist, statt finden kann, sondern die Folge einer objektiven folglich allgemeinguͤltigen Verknuͤpfung derselben. Die Wuͤrkung dieser objektiven Verknuͤpfung der Jdeen aufs Subjekt wird an sich durch Wiederholung nicht ver-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Der Mensch als ein vernuͤnftiges Thier wird in seinen Handlungen durch zweierlei Arten der Naturgesetze bestimmt. Als bloßes Thier wuͤrkt er nach den Gesetzen der Jdeenassociation der Einbildungskraft; als vernuͤnftiges Thier aber, nach den Gesetzen der Zweckmaͤßigkeit.
Anfangs scheint es als wenn viererlei Associationsarten zu unterscheiden waͤren. 1) Die Associationsart der Jdentitaͤt. 2) Der Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. 3) Der Dependenz von Ursache und Wuͤrkung. Man geraͤth gemeiniglich von einer Jdee auf die ihr aͤhnliche, oder auf die auf ihr unmittelbar folgende (in Zeit und Raum) oder endlich auf die mit ihr in einer Kausalverbindung stehende, (von der Ursache auf die Wuͤrkung, oder umgekehrt) bei genauerer Ueberlegung aber ergiebt es sich, daß es in der That nur einerlei Associationsart giebt, nehmlich die der unmittelbaren Koexistenz und Succession in Zeit und Raum. Daß man von einer Jdee auf eine ihr aͤhnliche geraͤth, ist nicht die Folge einer durch Wiederholung hervorgebrachten zufaͤlligen Verknuͤpfung derselben die nur in Beziehung auf das Subjekt, bei dem diese Wiederholung vorgegangen ist, statt finden kann, sondern die Folge einer objektiven folglich allgemeinguͤltigen Verknuͤpfung derselben. Die Wuͤrkung dieser objektiven Verknuͤpfung der Jdeen aufs Subjekt wird an sich durch Wiederholung nicht ver-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/3>, abgerufen am 16.02.2025. |