Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793.
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Organe — und sie standen und nur zwei konnten einem in dem einem das geben, was in den niedern das einzige leichteste Geschaͤft schien. So entstanden Geschlechter — es mußte eine Ordnung in der Natur seyn, eine harmonische Weisheit: der Mensch sollte nicht weniger leben als der hundertarmige Polype — der Mensch nicht weniger empfindungsreiche Momente in der Summe der Jahre zaͤhlen als das schwammartige Geschoͤpf in dem Momente seines Vegitirens — ein Verhaͤltniß sollte seyn in allen Lebensarten zwischen der embrionischen Bruͤtedauer und den deutlichen in der Sinnenwelt empfundenen Lebensmomenten. Der Mensch — weniger groß in seiner Organisation als derselben Gewebe bedurfte mehrere daher bis zu dem Ziel der voͤlligen Vollendung zur Ausdauer ausser den organischen Lebensbehaͤltnissen der Zeugung — das Elephantengebuͤrge groͤßer noch in seiner Organenstruktur bedurfte noch mehrere Jahre bis zu dem Zeitpunkte des erreichten Wachsthums: — waͤre kein Geschoͤpf da gewesen, das gleichsam das innerste in seinem Schooße von seinem Leben zu dem einem mit hinschuͤttelt — kein Geschlecht da, das durch gegenseitige Vereinigung der embrionischen Keime in kuͤrzerer Zeit in geschwindern Monaten durch seinen Beitrag dem kommenden Geschoͤpfe Wachsthum und Vollendung gab. War es Ohnmacht — wer wollte es behaupten! — die der Natur die Fesseln anlegte, hoͤhere Organisa-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 2. Berlin, 1793, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01002_1793/18>, abgerufen am 16.07.2024. |