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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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rer Mutter, und Herr v. B.. erhielt ein Abschlagsdekret. Nahm das Mädgen den heimlichen, und, wie weislich hinzugefügt war, nächtlichen Besuch an, so war sie verlohren. Herr v. B.. steht in dem besten Rufe der nöthigen Frechheit, um Glück bei den Damen zu machen; den Tag darauf würde man in der ganzen Stadt gewußt haben, daß er eine Nacht bei der Erfa zugebracht habe, und -- mochte nur geschehen seyn was wollte, so glaubte die Welt das Aergste. Schade um den vortreflichen Plan, daß er an der Einfalt eines Mädgens scheiterte.

Er. Sind Sie fertig?

Jch. Noch eine kurze Gedult. Zum Glück fanden Sie selbst unter des Erfa Hausbewohnern einige junge Leute, die sich gegen ihn aufbringen ließen. Sie emanzipirten sich, es schlugen sich noch andere Wildfange zu ihnen, und kurz -- es kam zu jener förmlichen Revolte, woran auf die Letzt bald die Bürgerschaft, die den ehrlichen Erfa liebt, Theil genommen hätte. Das Haus stand nun leer, und Jhr Haß und Jhre Verfolgung bedrohte den ersten, der es wieder bezieht, und, mit diesem Fluche behaftet, steht es wirklich noch leer.

Er. Und Sie wollen sich nun der bedrängten Unschuld annehmen?

Jch. Keinen Spott, wenn Sie gern in heiler Haut schlafen! Jetzt sagen Sie Jhrem Komplott: Jhren Anführer hätt' ich vor einen nichtswürdigen


rer Mutter, und Herr v. B.. erhielt ein Abschlagsdekret. Nahm das Maͤdgen den heimlichen, und, wie weislich hinzugefuͤgt war, naͤchtlichen Besuch an, so war sie verlohren. Herr v. B.. steht in dem besten Rufe der noͤthigen Frechheit, um Gluͤck bei den Damen zu machen; den Tag darauf wuͤrde man in der ganzen Stadt gewußt haben, daß er eine Nacht bei der Erfa zugebracht habe, und — mochte nur geschehen seyn was wollte, so glaubte die Welt das Aergste. Schade um den vortreflichen Plan, daß er an der Einfalt eines Maͤdgens scheiterte.

Er. Sind Sie fertig?

Jch. Noch eine kurze Gedult. Zum Gluͤck fanden Sie selbst unter des Erfa Hausbewohnern einige junge Leute, die sich gegen ihn aufbringen ließen. Sie emanzipirten sich, es schlugen sich noch andere Wildfange zu ihnen, und kurz — es kam zu jener foͤrmlichen Revolte, woran auf die Letzt bald die Buͤrgerschaft, die den ehrlichen Erfa liebt, Theil genommen haͤtte. Das Haus stand nun leer, und Jhr Haß und Jhre Verfolgung bedrohte den ersten, der es wieder bezieht, und, mit diesem Fluche behaftet, steht es wirklich noch leer.

Er. Und Sie wollen sich nun der bedraͤngten Unschuld annehmen?

Jch. Keinen Spott, wenn Sie gern in heiler Haut schlafen! Jetzt sagen Sie Jhrem Komplott: Jhren Anfuͤhrer haͤtt' ich vor einen nichtswuͤrdigen

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[93/0095] rer Mutter, und Herr v. B.. erhielt ein Abschlagsdekret. Nahm das Maͤdgen den heimlichen, und, wie weislich hinzugefuͤgt war, naͤchtlichen Besuch an, so war sie verlohren. Herr v. B.. steht in dem besten Rufe der noͤthigen Frechheit, um Gluͤck bei den Damen zu machen; den Tag darauf wuͤrde man in der ganzen Stadt gewußt haben, daß er eine Nacht bei der Erfa zugebracht habe, und — mochte nur geschehen seyn was wollte, so glaubte die Welt das Aergste. Schade um den vortreflichen Plan, daß er an der Einfalt eines Maͤdgens scheiterte. Er. Sind Sie fertig? Jch. Noch eine kurze Gedult. Zum Gluͤck fanden Sie selbst unter des Erfa Hausbewohnern einige junge Leute, die sich gegen ihn aufbringen ließen. Sie emanzipirten sich, es schlugen sich noch andere Wildfange zu ihnen, und kurz — es kam zu jener foͤrmlichen Revolte, woran auf die Letzt bald die Buͤrgerschaft, die den ehrlichen Erfa liebt, Theil genommen haͤtte. Das Haus stand nun leer, und Jhr Haß und Jhre Verfolgung bedrohte den ersten, der es wieder bezieht, und, mit diesem Fluche behaftet, steht es wirklich noch leer. Er. Und Sie wollen sich nun der bedraͤngten Unschuld annehmen? Jch. Keinen Spott, wenn Sie gern in heiler Haut schlafen! Jetzt sagen Sie Jhrem Komplott: Jhren Anfuͤhrer haͤtt' ich vor einen nichtswuͤrdigen

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/95>, abgerufen am 21.11.2024.