Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.Hm, als er Abschied nahm, und ein Langes und Breites von Verhältnissen sprach, die ihn zurückruften -- nicht ferner gestatteten -- -- O du jämmerlicher Hanswurst, lauf, lauf zur lieben Mama, und laß dich in Jntegrum restituiren! das wird nicht mehr Zeit kosten, als einen Esel aus seiner Löwenhaut heraus zu peitschen. Für dein Geld, das du an mich verschwendetest, wardst du -- was du werden konntest: aus einem faden nichtigen Purschen ein vollständiger Narr. An dir hab' ich mich nicht versündiget: Dein schlechtes Metall galt vorher gar nichts, ich gab ihm das einzige Gepräge, dessen es fähig war. Was sprach er doch von Freundschaft? -- Gutes Herz! -- aber gräm dich darüber nicht, ich wollte ich hätte mich allein über deine verlorne Freundschaft zu trösten. Aber, wahrhaftig, ich bin bettelarm; er wird sogar meinen Kredit mit weggenommen haben. Soll ich mich nun auch noch von den erbärmlichen Brodsorgen foppen lassen? -- Nun, ich will leben so lange es geht, das wie sollte eigentlich nie die Sorge eines Menschen ausmachen. Jm Grunde ist mirs doch lieb, daß ich ihn los bin. Der Pinsel glaubte in meiner Verbindlichkeit zu stehen, weil ich einmal, um sein krankes Leben zu retten, zwei gesunde Menschen ermordete; mir wars indessen doch immer, als hätt' ich ihm meinen Unterhalt zu danken. Fahre wohl theuerster Freund! -- Hm, als er Abschied nahm, und ein Langes und Breites von Verhaͤltnissen sprach, die ihn zuruͤckruften — nicht ferner gestatteten — — O du jaͤmmerlicher Hanswurst, lauf, lauf zur lieben Mama, und laß dich in Jntegrum restituiren! das wird nicht mehr Zeit kosten, als einen Esel aus seiner Loͤwenhaut heraus zu peitschen. Fuͤr dein Geld, das du an mich verschwendetest, wardst du — was du werden konntest: aus einem faden nichtigen Purschen ein vollstaͤndiger Narr. An dir hab' ich mich nicht versuͤndiget: Dein schlechtes Metall galt vorher gar nichts, ich gab ihm das einzige Gepraͤge, dessen es faͤhig war. Was sprach er doch von Freundschaft? — Gutes Herz! — aber graͤm dich daruͤber nicht, ich wollte ich haͤtte mich allein uͤber deine verlorne Freundschaft zu troͤsten. Aber, wahrhaftig, ich bin bettelarm; er wird sogar meinen Kredit mit weggenommen haben. Soll ich mich nun auch noch von den erbaͤrmlichen Brodsorgen foppen lassen? — Nun, ich will leben so lange es geht, das wie sollte eigentlich nie die Sorge eines Menschen ausmachen. Jm Grunde ist mirs doch lieb, daß ich ihn los bin. Der Pinsel glaubte in meiner Verbindlichkeit zu stehen, weil ich einmal, um sein krankes Leben zu retten, zwei gesunde Menschen ermordete; mir wars indessen doch immer, als haͤtt' ich ihm meinen Unterhalt zu danken. Fahre wohl theuerster Freund! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0075" n="73"/><lb/> <p>Hm, als er Abschied nahm, und ein Langes und Breites von Verhaͤltnissen sprach, die ihn zuruͤckruften — nicht ferner gestatteten — — O du jaͤmmerlicher Hanswurst, lauf, lauf zur lieben Mama, und laß dich <choice><corr>in</corr><sic>im</sic></choice> Jntegrum restituiren! das wird nicht mehr Zeit kosten, als einen Esel aus seiner Loͤwenhaut heraus zu peitschen. Fuͤr dein Geld, das du an mich verschwendetest, wardst du — was du werden konntest: aus einem faden nichtigen Purschen ein vollstaͤndiger Narr. An dir hab' ich mich nicht versuͤndiget: Dein schlechtes Metall galt vorher gar nichts, ich gab ihm das einzige Gepraͤge, dessen es faͤhig war. </p> <p>Was sprach er doch von Freundschaft? — Gutes Herz! — aber graͤm dich daruͤber nicht, ich wollte ich haͤtte mich allein uͤber deine verlorne Freundschaft zu troͤsten. Aber, wahrhaftig, ich bin bettelarm; er wird sogar meinen Kredit mit weggenommen haben. Soll ich mich nun auch noch von den erbaͤrmlichen Brodsorgen foppen lassen? — Nun, ich will leben so lange es geht, das <hi rendition="#b">wie</hi> sollte eigentlich nie die Sorge eines Menschen ausmachen. Jm Grunde ist mirs doch lieb, daß ich ihn los bin. Der Pinsel glaubte in meiner Verbindlichkeit zu stehen, weil ich einmal, um sein krankes Leben zu retten, zwei gesunde Menschen ermordete; mir wars indessen doch immer, als haͤtt' ich ihm meinen Unterhalt zu danken. Fahre wohl theuerster Freund! —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0075]
Hm, als er Abschied nahm, und ein Langes und Breites von Verhaͤltnissen sprach, die ihn zuruͤckruften — nicht ferner gestatteten — — O du jaͤmmerlicher Hanswurst, lauf, lauf zur lieben Mama, und laß dich in Jntegrum restituiren! das wird nicht mehr Zeit kosten, als einen Esel aus seiner Loͤwenhaut heraus zu peitschen. Fuͤr dein Geld, das du an mich verschwendetest, wardst du — was du werden konntest: aus einem faden nichtigen Purschen ein vollstaͤndiger Narr. An dir hab' ich mich nicht versuͤndiget: Dein schlechtes Metall galt vorher gar nichts, ich gab ihm das einzige Gepraͤge, dessen es faͤhig war.
Was sprach er doch von Freundschaft? — Gutes Herz! — aber graͤm dich daruͤber nicht, ich wollte ich haͤtte mich allein uͤber deine verlorne Freundschaft zu troͤsten. Aber, wahrhaftig, ich bin bettelarm; er wird sogar meinen Kredit mit weggenommen haben. Soll ich mich nun auch noch von den erbaͤrmlichen Brodsorgen foppen lassen? — Nun, ich will leben so lange es geht, das wie sollte eigentlich nie die Sorge eines Menschen ausmachen. Jm Grunde ist mirs doch lieb, daß ich ihn los bin. Der Pinsel glaubte in meiner Verbindlichkeit zu stehen, weil ich einmal, um sein krankes Leben zu retten, zwei gesunde Menschen ermordete; mir wars indessen doch immer, als haͤtt' ich ihm meinen Unterhalt zu danken. Fahre wohl theuerster Freund! —
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/75>, abgerufen am 16.02.2025. |