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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.

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zu heben, ist besser und größer vor Gott als der gröste Ministerdienst eines eiteln Großen oder Erzbischofs, der sich selbst mit Ehren und Schätzen dieser Welt bezahlt. Gebet Gotte, was Gottes ist, vor allen Dingen, so dann in Seiner Liebe und Ordnung durchaus auch jedem das Seine, soviel ihr an Geist oder Leib oder beiden zusammen vermöget, in Einsamkeit oder Gesellschaft, wie es die Vorsehung zur Pflicht fügt, das wird immer wohl das Beste seyn. Jeder sey seines Grundes, seines Haushaltens, Gotte und dem Reich Gottes in seiner Art und Fähigkeit zu dienen gewiß. Denn alles übrige vergeht. Und von jedem Haushalter der Gaben Gottes wird nicht mehr erfodert, als daß er treu erfunden werde.)

"Zur Gesellschaft war der Mensch unstreitig geschaffen."

(Ja, freilich zuvoderst zur göttlichen über alles, zu aller himmlischen, und dann zu aller unschuldigen menschlichen, und nach dem Falle zwar zur gefallnen, aber um sie wieder aufzurichten, sie himmlisch und gottgefällig zu machen, in Liebesgemeinschaft und Gott anständigem Liebesopfer. Allein man hat ja in unsrer Welt den ersten und wichtigsten Zweck der Bestimmung zur Gesellschaft, der kein blos irrdischer, thierischer war, ganz und gar vergessen. Was heist das jetzt: zur Gesellschaft, wie alle Welt gröstentheils ist, bestimmt seyn? Zu Thiermenschen, Narren, Schälken, Zeitverder-


zu heben, ist besser und groͤßer vor Gott als der groͤste Ministerdienst eines eiteln Großen oder Erzbischofs, der sich selbst mit Ehren und Schaͤtzen dieser Welt bezahlt. Gebet Gotte, was Gottes ist, vor allen Dingen, so dann in Seiner Liebe und Ordnung durchaus auch jedem das Seine, soviel ihr an Geist oder Leib oder beiden zusammen vermoͤget, in Einsamkeit oder Gesellschaft, wie es die Vorsehung zur Pflicht fuͤgt, das wird immer wohl das Beste seyn. Jeder sey seines Grundes, seines Haushaltens, Gotte und dem Reich Gottes in seiner Art und Faͤhigkeit zu dienen gewiß. Denn alles uͤbrige vergeht. Und von jedem Haushalter der Gaben Gottes wird nicht mehr erfodert, als daß er treu erfunden werde.)

»Zur Gesellschaft war der Mensch unstreitig geschaffen.«

(Ja, freilich zuvoderst zur goͤttlichen uͤber alles, zu aller himmlischen, und dann zu aller unschuldigen menschlichen, und nach dem Falle zwar zur gefallnen, aber um sie wieder aufzurichten, sie himmlisch und gottgefaͤllig zu machen, in Liebesgemeinschaft und Gott anstaͤndigem Liebesopfer. Allein man hat ja in unsrer Welt den ersten und wichtigsten Zweck der Bestimmung zur Gesellschaft, der kein blos irrdischer, thierischer war, ganz und gar vergessen. Was heist das jetzt: zur Gesellschaft, wie alle Welt groͤstentheils ist, bestimmt seyn? Zu Thiermenschen, Narren, Schaͤlken, Zeitverder-

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[45/0047] zu heben, ist besser und groͤßer vor Gott als der groͤste Ministerdienst eines eiteln Großen oder Erzbischofs, der sich selbst mit Ehren und Schaͤtzen dieser Welt bezahlt. Gebet Gotte, was Gottes ist, vor allen Dingen, so dann in Seiner Liebe und Ordnung durchaus auch jedem das Seine, soviel ihr an Geist oder Leib oder beiden zusammen vermoͤget, in Einsamkeit oder Gesellschaft, wie es die Vorsehung zur Pflicht fuͤgt, das wird immer wohl das Beste seyn. Jeder sey seines Grundes, seines Haushaltens, Gotte und dem Reich Gottes in seiner Art und Faͤhigkeit zu dienen gewiß. Denn alles uͤbrige vergeht. Und von jedem Haushalter der Gaben Gottes wird nicht mehr erfodert, als daß er treu erfunden werde.) »Zur Gesellschaft war der Mensch unstreitig geschaffen.« (Ja, freilich zuvoderst zur goͤttlichen uͤber alles, zu aller himmlischen, und dann zu aller unschuldigen menschlichen, und nach dem Falle zwar zur gefallnen, aber um sie wieder aufzurichten, sie himmlisch und gottgefaͤllig zu machen, in Liebesgemeinschaft und Gott anstaͤndigem Liebesopfer. Allein man hat ja in unsrer Welt den ersten und wichtigsten Zweck der Bestimmung zur Gesellschaft, der kein blos irrdischer, thierischer war, ganz und gar vergessen. Was heist das jetzt: zur Gesellschaft, wie alle Welt groͤstentheils ist, bestimmt seyn? Zu Thiermenschen, Narren, Schaͤlken, Zeitverder-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/47>, abgerufen am 29.03.2024.