Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793.Der Einsiedler, (spricht unser Recensent,) der aus religiösen Absichten jede Zerstreuung durch völlige Entfernung aus der Welt unmöglich macht," (Das kann er auch in der grösten Einöde nicht, wenn er nicht sich innerlich einsam, abgezogen im Herzen von allem, was nicht Gott und Gottes ist, verhält.) "wird also seine Kenntnisse mehr ausbilden, vollkommner und lebendiger machen können, und durch die guten Entschließungen, die er täglich jahrlang lebhaft wiederhohlt, muß er eine fast unüberwindliche, psychologische Festigkeit im Guten bekommen." (Besonders wenn er das Geheimniß eines unaufhörlichen Herzensgebets, der Versetzung aller Dinge in Beziehung auf Gott und Ewigkeit, einer Verwandlung von allem in göttliche Vorstellungen, in der That und Wahrheit gründlich zu verstehen und sich anzugewöhnen weiß bis zur andern Natur.) "Das haben aber auch andre Gottseelige in der Welt erlangt. Der Vortheil des Einsamen besteht überdies darinn, daß er nicht nur das Herz, den Willen, nicht nur von Zeit zu Zeit den Verstand, sondern gewöhnlich Geist und Seele, das ganze Gemüth mit allen Kräften zu Gott und Himmel richten, erheben, halten kann. Der Zustand eines solchen Mannes muß für ihn sehr behaglich seyn; denn keine andre Freude übertrift doch die lebhaften Empfindungen einer ungeheu- Der Einsiedler, (spricht unser Recensent,) der aus religioͤsen Absichten jede Zerstreuung durch voͤllige Entfernung aus der Welt unmoͤglich macht,« (Das kann er auch in der groͤsten Einoͤde nicht, wenn er nicht sich innerlich einsam, abgezogen im Herzen von allem, was nicht Gott und Gottes ist, verhaͤlt.) »wird also seine Kenntnisse mehr ausbilden, vollkommner und lebendiger machen koͤnnen, und durch die guten Entschließungen, die er taͤglich jahrlang lebhaft wiederhohlt, muß er eine fast unuͤberwindliche, psychologische Festigkeit im Guten bekommen.« (Besonders wenn er das Geheimniß eines unaufhoͤrlichen Herzensgebets, der Versetzung aller Dinge in Beziehung auf Gott und Ewigkeit, einer Verwandlung von allem in goͤttliche Vorstellungen, in der That und Wahrheit gruͤndlich zu verstehen und sich anzugewoͤhnen weiß bis zur andern Natur.) »Das haben aber auch andre Gottseelige in der Welt erlangt. Der Vortheil des Einsamen besteht uͤberdies darinn, daß er nicht nur das Herz, den Willen, nicht nur von Zeit zu Zeit den Verstand, sondern gewoͤhnlich Geist und Seele, das ganze Gemuͤth mit allen Kraͤften zu Gott und Himmel richten, erheben, halten kann. Der Zustand eines solchen Mannes muß fuͤr ihn sehr behaglich seyn; denn keine andre Freude uͤbertrift doch die lebhaften Empfindungen einer ungeheu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0041" n="39"/><lb/> <p>Der Einsiedler, (spricht unser Recensent,) der aus religioͤsen Absichten jede Zerstreuung durch voͤllige Entfernung aus der Welt unmoͤglich <choice><corr>macht,«</corr><sic>macht,</sic></choice></p> <p>(Das kann er auch in der groͤsten Einoͤde nicht, wenn er nicht sich innerlich einsam, abgezogen im Herzen von allem, was nicht Gott und Gottes ist, verhaͤlt.)</p> <p>»wird also seine Kenntnisse mehr ausbilden, vollkommner und lebendiger machen koͤnnen, und durch die guten Entschließungen, die er taͤglich jahrlang lebhaft wiederhohlt, muß er eine fast unuͤberwindliche, psychologische Festigkeit im Guten bekommen.«</p> <p>(Besonders wenn er das Geheimniß eines unaufhoͤrlichen Herzensgebets, der Versetzung aller Dinge in Beziehung auf Gott und Ewigkeit, einer Verwandlung von allem in goͤttliche Vorstellungen, in der That und Wahrheit gruͤndlich zu verstehen und sich anzugewoͤhnen weiß bis zur andern Natur.)</p> <p>»Das haben aber auch andre Gottseelige in der Welt erlangt. Der Vortheil des Einsamen besteht uͤberdies darinn, daß er nicht nur das Herz, den Willen, nicht nur von Zeit zu Zeit den Verstand, sondern gewoͤhnlich Geist und Seele, das ganze Gemuͤth mit allen Kraͤften zu Gott und Himmel richten, erheben, halten kann. Der Zustand eines solchen Mannes muß fuͤr ihn sehr behaglich seyn; denn keine andre Freude uͤbertrift doch die lebhaften Empfindungen einer ungeheu-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0041]
Der Einsiedler, (spricht unser Recensent,) der aus religioͤsen Absichten jede Zerstreuung durch voͤllige Entfernung aus der Welt unmoͤglich macht,«
(Das kann er auch in der groͤsten Einoͤde nicht, wenn er nicht sich innerlich einsam, abgezogen im Herzen von allem, was nicht Gott und Gottes ist, verhaͤlt.)
»wird also seine Kenntnisse mehr ausbilden, vollkommner und lebendiger machen koͤnnen, und durch die guten Entschließungen, die er taͤglich jahrlang lebhaft wiederhohlt, muß er eine fast unuͤberwindliche, psychologische Festigkeit im Guten bekommen.«
(Besonders wenn er das Geheimniß eines unaufhoͤrlichen Herzensgebets, der Versetzung aller Dinge in Beziehung auf Gott und Ewigkeit, einer Verwandlung von allem in goͤttliche Vorstellungen, in der That und Wahrheit gruͤndlich zu verstehen und sich anzugewoͤhnen weiß bis zur andern Natur.)
»Das haben aber auch andre Gottseelige in der Welt erlangt. Der Vortheil des Einsamen besteht uͤberdies darinn, daß er nicht nur das Herz, den Willen, nicht nur von Zeit zu Zeit den Verstand, sondern gewoͤhnlich Geist und Seele, das ganze Gemuͤth mit allen Kraͤften zu Gott und Himmel richten, erheben, halten kann. Der Zustand eines solchen Mannes muß fuͤr ihn sehr behaglich seyn; denn keine andre Freude uͤbertrift doch die lebhaften Empfindungen einer ungeheu-
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 1. Berlin, 1793, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01001_1793/41>, abgerufen am 16.07.2024. |