Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XV. Cap. Von den
goedien geschlossen. Malherbe hat dieses
in seinen Frantzösischen Carminibus auch
gethan/ deßhalben der Cavallier Marin
von ihm in Schertze gesaget/ Malherbe
wär ein Mann von vielen Feuchtigkeiten/
(dann er war den Flüssen sehr unter worf-
fen) aber ein sehr truckner Poet. Alle
Figurae Dictionis & Affectuum über haupt
zieren die Oden treflich/ dar in der Herr
Flemming ein unvergleichlicher Meister
ist. Wir könten hie ein gantzes Buch
allein mit dergleichen Anmerckungen fül-
len/ wann wir alle sonderliche Umstände
eines jeden Carminis, und dessen Theile
gar genau erwegen wolten. Die Repeti-
tiones, Anadiploses, Epizeuxes, Anapho-
rae, Antitheses, Contentiones &c.
sein in
grosser Menge bey dem Flemming/ welche
insonderheit in acht zu nehmen/ und von
einem Liebhaber der Poesie unter gewisse
titul zusammen können gelesen werden.
Dann sie haben ein zartes Wesen bey sich/
und können die Gemüthsbewegungen
kräfftig vorstellen. Der gleichen wider-

ho-

Das XV. Cap. Von den
gœdien geſchloſſen. Malherbe hat dieſes
in ſeinen Frantzoͤſiſchen Carminibus auch
gethan/ deßhalben der Cavallier Marin
von ihm in Schertze geſaget/ Malherbe
waͤr ein Mann von vielen Feuchtigkeiten/
(dann er war den Fluͤſſen ſehr unter worf-
fen) aber ein ſehr truckner Poet. Alle
Figuræ Dictionis & Affectuum uͤber haupt
zieren die Oden treflich/ dar in der Herr
Flemming ein unvergleichlicher Meiſter
iſt. Wir koͤnten hie ein gantzes Buch
allein mit dergleichen Anmerckungen fuͤl-
len/ wann wir alle ſonderliche Umſtaͤnde
eines jeden Carminis, und deſſen Theile
gar genau erwegen wolten. Die Repeti-
tiones, Anadiploſes, Epizeuxes, Anapho-
ræ, Antitheſes, Contentiones &c.
ſein in
groſſer Menge bey dem Flemming/ welche
inſonderheit in acht zu nehmen/ und von
einem Liebhaber der Poeſie unter gewiſſe
titul zuſammen koͤnnen geleſen werden.
Dann ſie haben ein zartes Weſen bey ſich/
und koͤnnen die Gemuͤthsbewegungen
kraͤfftig vorſtellen. Der gleichen wider-

ho-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0734" n="722"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XV.</hi> Cap. Von den</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">g&#x0153;dien</hi> ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Malherbe</hi> hat die&#x017F;es<lb/>
in &#x017F;einen Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Carm<hi rendition="#i">i</hi>nibus</hi> auch<lb/>
gethan/ deßhalben der <hi rendition="#aq">Cavallier Marin</hi><lb/>
von ihm in Schertze ge&#x017F;aget/ <hi rendition="#aq">Malherbe</hi><lb/>
wa&#x0364;r ein Mann von vielen Feuchtigkeiten/<lb/>
(dann er war den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr unter worf-<lb/>
fen) aber ein &#x017F;ehr truckner Poet. Alle<lb/><hi rendition="#aq">Figuræ Dictionis &amp; Affectuum</hi> u&#x0364;ber haupt<lb/>
zieren die Oden treflich/ dar in der Herr<lb/>
Flemming ein unvergleichlicher Mei&#x017F;ter<lb/>
i&#x017F;t. Wir ko&#x0364;nten hie ein gantzes Buch<lb/>
allein mit dergleichen Anmerckungen fu&#x0364;l-<lb/>
len/ wann wir alle &#x017F;onderliche Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
eines jeden <hi rendition="#aq">Carminis,</hi> und de&#x017F;&#x017F;en Theile<lb/>
gar genau erwegen wolten. Die <hi rendition="#aq">Repeti-<lb/>
tiones, Anadiplo&#x017F;es, Epizeuxes, Anapho-<lb/>
ræ, Antithe&#x017F;es, Contentiones &amp;c.</hi> &#x017F;ein in<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Menge bey dem Flemming/ welche<lb/>
in&#x017F;onderheit in acht zu nehmen/ und von<lb/>
einem Liebhaber der Poe&#x017F;ie unter gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">titul</hi> zu&#x017F;ammen ko&#x0364;nnen gele&#x017F;en werden.<lb/>
Dann &#x017F;ie haben ein zartes We&#x017F;en bey &#x017F;ich/<lb/>
und ko&#x0364;nnen die Gemu&#x0364;thsbewegungen<lb/>
kra&#x0364;fftig vor&#x017F;tellen. Der gleichen wider-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ho-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[722/0734] Das XV. Cap. Von den gœdien geſchloſſen. Malherbe hat dieſes in ſeinen Frantzoͤſiſchen Carminibus auch gethan/ deßhalben der Cavallier Marin von ihm in Schertze geſaget/ Malherbe waͤr ein Mann von vielen Feuchtigkeiten/ (dann er war den Fluͤſſen ſehr unter worf- fen) aber ein ſehr truckner Poet. Alle Figuræ Dictionis & Affectuum uͤber haupt zieren die Oden treflich/ dar in der Herr Flemming ein unvergleichlicher Meiſter iſt. Wir koͤnten hie ein gantzes Buch allein mit dergleichen Anmerckungen fuͤl- len/ wann wir alle ſonderliche Umſtaͤnde eines jeden Carminis, und deſſen Theile gar genau erwegen wolten. Die Repeti- tiones, Anadiploſes, Epizeuxes, Anapho- ræ, Antitheſes, Contentiones &c. ſein in groſſer Menge bey dem Flemming/ welche inſonderheit in acht zu nehmen/ und von einem Liebhaber der Poeſie unter gewiſſe titul zuſammen koͤnnen geleſen werden. Dann ſie haben ein zartes Weſen bey ſich/ und koͤnnen die Gemuͤthsbewegungen kraͤfftig vorſtellen. Der gleichen wider- ho-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/734
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/734>, abgerufen am 23.11.2024.