Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XV. Cap. Von den
phas richtige numeros hat/ im Frantzö-
sischen und also auch im Teutschen in jeg-
lichen Strophis eine neue Melodiam haben
müsse. Und dieses kan auch nicht anders
sein/ wann die Music auff der quantitate
pedum
gegründet wird. Jedennoch be-
zeuget der Autor de la connoissance des
bons livres trait 3 p.
214. daß jemand die
Odas Horatianas in die Music gesetzet.
Nous avons veu de nostre temps qu' un
scavant & curieux Musicien avoit mis en
Air les Odes d' Horace, & les faisoit chan-
ter dans des Concertes pour nous donner
des epreuves de la Musique ancienne.

Ich bilde mir aber gäntzlich ein/ es sey
diese Music/ nicht anders als die heuti-
ges Tages übliche gewesen. Die alten
metra haben ihre Music bey sich gehabt/
und haben durch die Krafft der pedum,
wann sie auff gewisse arten gesungen wor-
den/ die Gemüther bewegen können/ da
die heutigen nicht anders als durch die
Krafft der Wörter bewegen. Die alten
Musici haben über jegliche Sylben der

Ver-

Das XV. Cap. Von den
phas richtige numeros hat/ im Frantzoͤ-
ſiſchen und alſo auch im Teutſchen in jeg-
lichen Strophis eine neue Melodiam haben
muͤſſe. Und dieſes kan auch nicht anders
ſein/ wann die Muſic auff der quantitate
pedum
gegruͤndet wird. Jedennoch be-
zeuget der Autor de la connoiſſance des
bons livres trait 3 p.
214. daß jemand die
Odas Horatianas in die Muſic geſetzet.
Nous avons veu de noſtre temps qu’ un
ſcavant & curieux Muſicien avoit mis en
Air les Odes d’ Horace, & les faiſoit chan-
ter dans des Concertes pour nous donner
des épreuves de la Muſique ancienne.

Ich bilde mir aber gaͤntzlich ein/ es ſey
dieſe Muſic/ nicht anders als die heuti-
ges Tages uͤbliche geweſen. Die alten
metra haben ihre Muſic bey ſich gehabt/
und haben durch die Krafft der pedum,
wann ſie auff gewiſſe arten geſungen wor-
den/ die Gemuͤther bewegen koͤnnen/ da
die heutigen nicht anders als durch die
Krafft der Woͤrter bewegen. Die alten
Muſici haben uͤber jegliche Sylben der

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0716" n="704"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XV.</hi> Cap. Von den</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">phas</hi> richtige <hi rendition="#aq">numeros</hi> hat/ im Frantzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen und al&#x017F;o auch im Teut&#x017F;chen in jeg-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Strophis</hi> eine neue <hi rendition="#aq">Melodiam</hi> haben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Und die&#x017F;es kan auch nicht anders<lb/>
&#x017F;ein/ wann die Mu&#x017F;ic auff der <hi rendition="#aq">quantitate<lb/>
pedum</hi> gegru&#x0364;ndet wird. Jedennoch be-<lb/>
zeuget der <hi rendition="#aq">Autor de la connoi&#x017F;&#x017F;ance des<lb/>
bons livres trait 3 p.</hi> 214. daß jemand die<lb/><hi rendition="#aq">Odas Horatianas</hi> in die Mu&#x017F;ic ge&#x017F;etzet.<lb/><hi rendition="#aq">Nous avons veu de no&#x017F;tre temps qu&#x2019; un<lb/>
&#x017F;cavant &amp; curieux Mu&#x017F;icien avoit mis en<lb/>
Air les Odes d&#x2019; Horace, &amp; les fai&#x017F;oit chan-<lb/>
ter dans des Concertes pour nous donner<lb/>
des épreuves de la Mu&#x017F;ique ancienne.</hi><lb/>
Ich bilde mir aber ga&#x0364;ntzlich ein/ es &#x017F;ey<lb/>
die&#x017F;e Mu&#x017F;ic/ nicht anders als die heuti-<lb/>
ges Tages u&#x0364;bliche gewe&#x017F;en. Die alten<lb/><hi rendition="#aq">metra</hi> haben ihre Mu&#x017F;ic bey &#x017F;ich gehabt/<lb/>
und haben durch die Krafft der <hi rendition="#aq">pedum,</hi><lb/>
wann &#x017F;ie auff gewi&#x017F;&#x017F;e arten ge&#x017F;ungen wor-<lb/>
den/ die Gemu&#x0364;ther bewegen ko&#x0364;nnen/ da<lb/>
die heutigen nicht anders als durch die<lb/>
Krafft der Wo&#x0364;rter bewegen. Die alten<lb/><hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ici</hi> haben u&#x0364;ber jegliche Sylben der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[704/0716] Das XV. Cap. Von den phas richtige numeros hat/ im Frantzoͤ- ſiſchen und alſo auch im Teutſchen in jeg- lichen Strophis eine neue Melodiam haben muͤſſe. Und dieſes kan auch nicht anders ſein/ wann die Muſic auff der quantitate pedum gegruͤndet wird. Jedennoch be- zeuget der Autor de la connoiſſance des bons livres trait 3 p. 214. daß jemand die Odas Horatianas in die Muſic geſetzet. Nous avons veu de noſtre temps qu’ un ſcavant & curieux Muſicien avoit mis en Air les Odes d’ Horace, & les faiſoit chan- ter dans des Concertes pour nous donner des épreuves de la Muſique ancienne. Ich bilde mir aber gaͤntzlich ein/ es ſey dieſe Muſic/ nicht anders als die heuti- ges Tages uͤbliche geweſen. Die alten metra haben ihre Muſic bey ſich gehabt/ und haben durch die Krafft der pedum, wann ſie auff gewiſſe arten geſungen wor- den/ die Gemuͤther bewegen koͤnnen/ da die heutigen nicht anders als durch die Krafft der Woͤrter bewegen. Die alten Muſici haben uͤber jegliche Sylben der Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/716
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/716>, abgerufen am 23.11.2024.