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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das IX. Cap. Von dem Ursprung
ein Exempel geben. Dergleichen art
waren die Verse/ so die Kinder und das
gemeine Volck auff den Aurelianum ge-
sungen/ und nach ihrem rhythmo getan-
tzet/ welche beym Flavio Vopisco in seiner
Lebensbeschreibung zu lesen:

Mille, mille, mille, mille, mille, mille, mille, de-
collavimus
Unus homo, mille, mille, mille, mille, decolla-
vimus
Mille, mille, mille vivat, qui mille mille occidit
Tantum vini habet nemo, quantum fudit san-
guinis.

Hierüber sein die gelehrte Anmer-
ckungen des Salmasiii zu lesen/ welcher
von dergleichen art Versen/ und ih-
rem rhythmo viel gelehrte Dinge zusam-
men getragen. Es er hellet doch hier auß/
daß unter Griechen und Römern je-
derzeit bey dem gemeinen Mann so eine
art Verse gewesen/ wie hernach auffge-
kommen/ und durch die öffentliche ein-
führunge der Reime eine grössere an-
nehmlichkeit bekommen. Dergleichen

Ver-

Das IX. Cap. Von dem Urſprung
ein Exempel geben. Dergleichen art
waren die Verſe/ ſo die Kinder und das
gemeine Volck auff den Aurelianum ge-
ſungen/ und nach ihrem rhythmo getan-
tzet/ welche beym Flavio Vopiſco in ſeiner
Lebensbeſchreibung zu leſen:

Mille, mille, mille, mille, mille, mille, mille, de-
collavimus
Unus homo, mille, mille, mille, mille, decolla-
vimus
Mille, mille, mille vivat, qui mille mille occidit
Tantum vini habet nemo, quantum fudit ſan-
guinis.

Hieruͤber ſein die gelehrte Anmer-
ckungen des Salmaſiii zu leſen/ welcher
von dergleichen art Verſen/ und ih-
rem rhythmo viel gelehrte Dinge zuſam-
men getragen. Es er hellet doch hier auß/
daß unter Griechen und Roͤmern je-
derzeit bey dem gemeinen Mann ſo eine
art Verſe geweſen/ wie hernach auffge-
kommen/ und durch die oͤffentliche ein-
fuͤhrunge der Reime eine groͤſſere an-
nehmlichkeit bekommen. Dergleichen

Ver-
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[596/0608] Das IX. Cap. Von dem Urſprung ein Exempel geben. Dergleichen art waren die Verſe/ ſo die Kinder und das gemeine Volck auff den Aurelianum ge- ſungen/ und nach ihrem rhythmo getan- tzet/ welche beym Flavio Vopiſco in ſeiner Lebensbeſchreibung zu leſen: Mille, mille, mille, mille, mille, mille, mille, de- collavimus Unus homo, mille, mille, mille, mille, decolla- vimus Mille, mille, mille vivat, qui mille mille occidit Tantum vini habet nemo, quantum fudit ſan- guinis. Hieruͤber ſein die gelehrte Anmer- ckungen des Salmaſiii zu leſen/ welcher von dergleichen art Verſen/ und ih- rem rhythmo viel gelehrte Dinge zuſam- men getragen. Es er hellet doch hier auß/ daß unter Griechen und Roͤmern je- derzeit bey dem gemeinen Mann ſo eine art Verſe geweſen/ wie hernach auffge- kommen/ und durch die oͤffentliche ein- fuͤhrunge der Reime eine groͤſſere an- nehmlichkeit bekommen. Dergleichen Ver-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/608>, abgerufen am 19.05.2024.