Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Verthedigung. so unterbrochen werden/ daß sie kaumin die Ohren fallen. Bleibt es also da- bey/ daß die Süssigkeit der ins gemein üb- lichen Reime ja so gut/ wo nicht besser sey/ als die in den Lateinischen und Grie- chischen Carminibus sich befindende Ab- fälle und Erhebunge der Wörter. Es seind hiedurch etliche bewogen worden/ daß weiln die Reime viel sanffter und nachdencklicher in den Ohren klingen/ sie viel lieber die Geistlichen Hymnos in Lateinische reimende Verse/ als in die sonst üblichen Oden und Lyrica Carmina verfassen wollen; wie des Heiligen Tho- mae Hymni von dieser art und noch älte- re verhanden. Barthius hat in seinen Adversariis lib. 32. c. 12. eines München Erinfredi, der Anno 806. gelebet Carmen Rhythmicum, so er in der Mertzpurgi- schen Bibliothec gefunden/ vorgebracht/ dessen Anfang also lautet:
Der o o 2
Verthedigung. ſo unterbrochen werden/ daß ſie kaumin die Ohren fallen. Bleibt es alſo da- bey/ daß die Suͤſſigkeit der ins gemein uͤb- lichen Reime ja ſo gut/ wo nicht beſſer ſey/ als die in den Lateiniſchen und Grie- chiſchen Carminibus ſich befindende Ab- faͤlle und Erhebunge der Woͤrter. Es ſeind hiedurch etliche bewogen worden/ daß weiln die Reime viel ſanffter und nachdencklicher in den Ohren klingen/ ſie viel lieber die Geiſtlichen Hymnos in Lateiniſche reimende Verſe/ als in die ſonſt uͤblichen Oden und Lyrica Carmina verfaſſen wollen; wie des Heiligen Tho- mæ Hymni von dieſer art und noch aͤlte- re verhanden. Barthius hat in ſeinen Adverſariis lib. 32. c. 12. eines Muͤnchen Erinfredi, der Anno 806. gelebet Carmen Rhythmicum, ſo er in der Mertzpurgi- ſchen Bibliothec gefunden/ vorgebracht/ deſſen Anfang alſo lautet:
Der o o 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0591" n="579"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Verthedigung.</hi></fw><lb/> ſo unterbrochen werden/ daß ſie kaum<lb/> in die Ohren fallen. Bleibt es alſo da-<lb/> bey/ daß die Suͤſſigkeit der ins gemein uͤb-<lb/> lichen Reime ja ſo gut/ wo nicht beſſer<lb/> ſey/ als die in den Lateiniſchen und Grie-<lb/> chiſchen <hi rendition="#aq">Carminibus</hi> ſich befindende Ab-<lb/> faͤlle und Erhebunge der Woͤrter. Es<lb/> ſeind hiedurch etliche bewogen worden/<lb/> daß weiln die Reime viel ſanffter und<lb/> nachdencklicher in den Ohren klingen/<lb/> ſie viel lieber die Geiſtlichen <hi rendition="#aq">Hymnos</hi> in<lb/> Lateiniſche reimende Verſe/ als in die<lb/> ſonſt uͤblichen Oden und <hi rendition="#aq">Lyrica Carmina</hi><lb/> verfaſſen wollen; wie des Heiligen <hi rendition="#aq">Tho-<lb/> mæ Hymni</hi> von dieſer art und noch aͤlte-<lb/> re verhanden. <hi rendition="#aq">Barthius</hi> hat in ſeinen<lb/><hi rendition="#aq">Adverſariis lib. 32. c.</hi> 12. eines Muͤnchen<lb/><hi rendition="#aq">Erinfredi,</hi> der <hi rendition="#aq">Anno</hi> 806. gelebet <hi rendition="#aq">Carmen<lb/> Rhythmicum,</hi> ſo er in der Mertzpurgi-<lb/> ſchen <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> gefunden/ vorgebracht/<lb/> deſſen Anfang alſo lautet:</p><lb/> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Felicitatis Regula</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Hac fine ſemper conſtitit,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Ad puncta cum venit ſua.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">In ſe voluta corruit &c.</hi> </l> </lg> </quote><lb/> <fw place="bottom" type="sig">o o 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [579/0591]
Verthedigung.
ſo unterbrochen werden/ daß ſie kaum
in die Ohren fallen. Bleibt es alſo da-
bey/ daß die Suͤſſigkeit der ins gemein uͤb-
lichen Reime ja ſo gut/ wo nicht beſſer
ſey/ als die in den Lateiniſchen und Grie-
chiſchen Carminibus ſich befindende Ab-
faͤlle und Erhebunge der Woͤrter. Es
ſeind hiedurch etliche bewogen worden/
daß weiln die Reime viel ſanffter und
nachdencklicher in den Ohren klingen/
ſie viel lieber die Geiſtlichen Hymnos in
Lateiniſche reimende Verſe/ als in die
ſonſt uͤblichen Oden und Lyrica Carmina
verfaſſen wollen; wie des Heiligen Tho-
mæ Hymni von dieſer art und noch aͤlte-
re verhanden. Barthius hat in ſeinen
Adverſariis lib. 32. c. 12. eines Muͤnchen
Erinfredi, der Anno 806. gelebet Carmen
Rhythmicum, ſo er in der Mertzpurgi-
ſchen Bibliothec gefunden/ vorgebracht/
deſſen Anfang alſo lautet:
Felicitatis Regula
Hac fine ſemper conſtitit,
Ad puncta cum venit ſua.
In ſe voluta corruit &c.
Der
o o 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |