Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.der Teutschen Sprache. mersche Predigt fast mehr in gantz Pom-"mern hören mögen. Unser männliches" Atticißirendes Tau (T) müß allenthal-" ben der Sigmatisirenden (S) Sprache" weichen. Unter dessen kan gnugsam" dargethan werden/ daß die Sächsische/" Schvevische/ oder Gothische Sprache" die rechte alte Teutsche Sprache ist. Der sechste ist der Bayersche/ welchen die Leute in Bayern/ Tyrol/ Steirmarckt/ Kärnten/ Oesterreich reden/ ei- ne von den rauesten Redarten/ mit welcher Scioppius an demselben Orthe viel Spottes treibet. Solche unterschiedli- che Red- und Schreib-arten sein schon vor alters in den Sprachen gewesen/ wie solches auß den verschiedenen Exem- peln der alten Teutschen Sprache zu er- sehen/ die Zeiler in der 381. Epistel anfüh- ret. Wer nun ein rennliches Teutsches Carmen schreiben will/ der muß den lieb- lichsten Dialectum, wie der Meißnische ist ihm vorsetzen: Unter welchen aber die andern Oberländer schwerlich zu bringen sein. h h 2
der Teutſchen Sprache. merſche Predigt faſt mehr in gantz Pom-„mern hoͤren moͤgen. Unſer maͤnnliches„ Atticißirendes Tau (T) müß allenthal-„ ben der Sigmatiſirenden (S) Sprache„ weichen. Unter deſſen kan gnugſam„ dargethan werden/ daß die Saͤchſiſche/„ Schveviſche/ oder Gothiſche Sprache„ die rechte alte Teutſche Sprache iſt. Der ſechſte iſt der Bayerſche/ welchen die Leute in Bayern/ Tyrol/ Steirmarckt/ Kaͤrnten/ Oeſterreich reden/ ei- ne von den raueſten Redarten/ mit welcher Scioppius an demſelben Orthe viel Spottes treibet. Solche unterſchiedli- che Red- und Schreib-arten ſein ſchon vor alters in den Sprachen geweſen/ wie ſolches auß den verſchiedenen Exem- peln der alten Teutſchen Sprache zu er- ſehen/ die Zeiler in der 381. Epiſtel anfuͤh- ret. Wer nun ein rennliches Teutſches Carmen ſchreiben will/ der muß den lieb- lichſten Dialectum, wie der Meißniſche iſt ihm vorſetzen: Unter welchen aber die andern Oberlaͤnder ſchwerlich zu bringen ſein. h h 2
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mern hoͤren moͤgen. Unſer maͤnnliches„
Atticißirendes Tau (T) müß allenthal-„
ben der Sigmatiſirenden (S) Sprache„
weichen. Unter deſſen kan gnugſam„
dargethan werden/ daß die Saͤchſiſche/„
Schveviſche/ oder Gothiſche Sprache„
die rechte alte Teutſche Sprache iſt. Der
ſechſte iſt der Bayerſche/ welchen die
Leute in Bayern/ Tyrol/ Steirmarckt/
Kaͤrnten/ Oeſterreich reden/ ei-
ne von den raueſten Redarten/ mit
welcher Scioppius an demſelben Orthe viel
Spottes treibet. Solche unterſchiedli-
che Red- und Schreib-arten ſein ſchon
vor alters in den Sprachen geweſen/
wie ſolches auß den verſchiedenen Exem-
peln der alten Teutſchen Sprache zu er-
ſehen/ die Zeiler in der 381. Epiſtel anfuͤh-
ret. Wer nun ein rennliches Teutſches
Carmen ſchreiben will/ der muß den lieb-
lichſten Dialectum, wie der Meißniſche iſt
ihm vorſetzen: Unter welchen aber die
andern Oberlaͤnder ſchwerlich zu bringen
ſein.
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Zitationshilfe: | Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/495>, abgerufen am 29.07.2024. |