Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.Das I. Cap. Von der Kunstrichtigkeit Abriß und Einhalt/ auff etlichen Bo-gen hervorgegeben/ die mir von mei- nem hochwehrten Freunde Hr. Henning Witten/ desselben Gymnasii berühmten Professore zugesaudt worden. Es wer- den hierin viel grosse dinge verheissen. Das meiste wird daran gelegen sein/ daß man andere Nationes auch zu der- gleichen Einfälle bringen könne. Car- tesius urtheilet an angeführtem Ohr- te von solcher Sprache also: Existimo pos- sibilem esse hanc linguam & reperiri posse scientiam illam, ex qua illa pendet: cujus certe beneficio rusticus quispiam de rerum veritate posset melius judicare, quam jam Philosophus aliquis. Sed ne spera te un- quam visurum illam in usu: id magnas in orbe mutationes supponit, essetque ne- cesse totum Orbem in Paradisum terrestrem converti; quod sane in fabulis tantum lo- cum habeat. Was die Lieblichkeit anlan- get/ kan dieselbe in diesen ertichteten Sprachen keine statt finden. Vermei- ne also daß eine Sprache die durch die Na-
Das I. Cap. Von der Kunſtrichtigkeit Abriß und Einhalt/ auff etlichen Bo-gen hervorgegeben/ die mir von mei- nem hochwehrten Freunde Hr. Heñing Witten/ deſſelben Gymnaſii beruͤhmten Profeſſore zugeſaudt worden. Es wer- den hierin viel groſſe dinge verheiſſen. Das meiſte wird daran gelegen ſein/ daß man andere Nationes auch zu der- gleichen Einfaͤlle bringen koͤnne. Car- teſius urtheilet an angefuͤhrtem Ohr- te von ſolcher Sprache alſo: Exiſtimo poſ- ſibilem eſſe hanc linguam & reperiri poſſe ſcientiam illam, ex quâ illa pendet: cujus certè beneficio ruſticus quiſpiam de rerum veritate poſſet melius judicare, quam jam Philoſophus aliquis. Sed ne ſpera te un- quam viſurum illam in uſu: id magnas in orbe mutationes ſupponit, eſſetque ne- ceſſe totum Orbem in Paradiſum terreſtrem converti; quod ſanè in fabulis tantum lo- cum habeat. Was die Lieblichkeit anlan- get/ kan dieſelbe in dieſen ertichteten Sprachen keine ſtatt finden. Vermei- ne alſo daß eine Sprache die durch die Na-
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Das I. Cap. Von der Kunſtrichtigkeit
Abriß und Einhalt/ auff etlichen Bo-
gen hervorgegeben/ die mir von mei-
nem hochwehrten Freunde Hr. Heñing
Witten/ deſſelben Gymnaſii beruͤhmten
Profeſſore zugeſaudt worden. Es wer-
den hierin viel groſſe dinge verheiſſen.
Das meiſte wird daran gelegen ſein/ daß
man andere Nationes auch zu der-
gleichen Einfaͤlle bringen koͤnne. Car-
teſius urtheilet an angefuͤhrtem Ohr-
te von ſolcher Sprache alſo: Exiſtimo poſ-
ſibilem eſſe hanc linguam & reperiri poſſe
ſcientiam illam, ex quâ illa pendet: cujus
certè beneficio ruſticus quiſpiam de rerum
veritate poſſet melius judicare, quam jam
Philoſophus aliquis. Sed ne ſpera te un-
quam viſurum illam in uſu: id magnas
in orbe mutationes ſupponit, eſſetque ne-
ceſſe totum Orbem in Paradiſum terreſtrem
converti; quod ſanè in fabulis tantum lo-
cum habeat. Was die Lieblichkeit anlan-
get/ kan dieſelbe in dieſen ertichteten
Sprachen keine ſtatt finden. Vermei-
ne alſo daß eine Sprache die durch die
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