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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Teutschen Sprache.
che mehrentheils in einsylbigen Wör-
tern bestehe. Und muß ich gestehen/ daß
es mit derselben eine sonderliche Bewand-
nis habe/ weil sie mit keiner andern was
gemein hat/ und nach einem Musicalischen
Ton die Bedeutung der Wörter ändert:
daß es fast scheinet/ sie sey mehr mit Fleiß
außgedacht und erfunden/ als von einigen
andern algemählich abgeleitet. Wie denn
Andreas Mullerus dieser Sprache Be-
schaffenheit und zusammensetzung in seinen
Observationibus Sinicis und Propositione su-
per Clave Sinica
darzuthun sich erbietet. Es
kan aber auch bey einigen Völckern die na-
türliche Neigung zu einem gewissen Laut
eine abgeführte Sprache so verändern/ daß
sie gantz frembd scheine/ wie wir dessen
satsame Exempel in den Dialectis der Teut-
schen Sprache haben.

Das
b 2

der Teutſchen Sprache.
che mehrentheils in einſylbigen Woͤr-
tern beſtehe. Und muß ich geſtehen/ daß
es mit derſelben eine ſonderliche Bewand-
nis habe/ weil ſie mit keiner andern was
gemein hat/ und nach einem Muſicaliſchen
Ton die Bedeutung der Woͤrter aͤndert:
daß es faſt ſcheinet/ ſie ſey mehr mit Fleiß
außgedacht und erfunden/ als von einigen
andern algemaͤhlich abgeleitet. Wie denn
Andreas Mullerus dieſer Sprache Be-
ſchaffenheit und zuſam̃enſetzung in ſeinen
Obſervationibus Sinicis uñ Propoſitione ſu-
per Clave Sinica
darzuthun ſich erbietet. Es
kan aber auch bey einigen Voͤlckern die na-
tuͤrliche Neigung zu einem gewiſſen Laut
eine abgefuͤhrte Sprache ſo veraͤndern/ daß
ſie gantz frembd ſcheine/ wie wir deſſen
ſatſame Exempel in den Dialectis der Teut-
ſchen Sprache haben.

Das
b 2
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[19/0031] der Teutſchen Sprache. che mehrentheils in einſylbigen Woͤr- tern beſtehe. Und muß ich geſtehen/ daß es mit derſelben eine ſonderliche Bewand- nis habe/ weil ſie mit keiner andern was gemein hat/ und nach einem Muſicaliſchen Ton die Bedeutung der Woͤrter aͤndert: daß es faſt ſcheinet/ ſie ſey mehr mit Fleiß außgedacht und erfunden/ als von einigen andern algemaͤhlich abgeleitet. Wie denn Andreas Mullerus dieſer Sprache Be- ſchaffenheit und zuſam̃enſetzung in ſeinen Obſervationibus Sinicis uñ Propoſitione ſu- per Clave Sinica darzuthun ſich erbietet. Es kan aber auch bey einigen Voͤlckern die na- tuͤrliche Neigung zu einem gewiſſen Laut eine abgefuͤhrte Sprache ſo veraͤndern/ daß ſie gantz frembd ſcheine/ wie wir deſſen ſatſame Exempel in den Dialectis der Teut- ſchen Sprache haben. Das b 2

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/31>, abgerufen am 19.04.2024.