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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das VI. Cap. Von der Teutschen
im finstern stecken läst/ und sie nicht zur
Ehre der Teutschen Nation hervor gege-
ben werden/ dahero es denn kommt/ daß
die Außländer unsere Nachlanßigkeit zu
ihrem Vortheil gebrauchen/ und auch
die allerdeutlichsten Beweißthümer
streitig machen wollen. Wäre bey
uns ein solcher Fleiß/ solche dinge
hervor zu suchen/ der itzo bey den Schwe-
den ist/ welches an ihnen zu loben/ die
fast alle Winckel ihres Landes durchsu-
chen/ um etwas von ihren antiquitäten
zu finden/ wir würden auch das unsri-
ge zeigen können. Man findet hergegen
bey den unsrigen wol so unartige Leute/
die die alten Schrifften lieber die Mot-
ten und Mäuse verzehren lassen/ als
daß sie jemand ihre Archiven und
Bibliotheken durchsehe[n] lassen/ wie
denn Aventinus sehr darüber kla-
get. Hingegen in Schweden ist ein ei-
gen Collegium antiquitatum von den ge-
lehrtesten Leuten angestellet/ die hier in-
[n]en allen müglichsten Fleiß anwenden.

Es

Das VI. Cap. Von der Teutſchen
im finſtern ſtecken laͤſt/ und ſie nicht zur
Ehre der Teutſchen Nation hervor gege-
ben werden/ dahero es denn kommt/ daß
die Außlaͤnder unſere Nachlāßigkeit zu
ihrem Vortheil gebrauchen/ und auch
die allerdeutlichſten Beweißthuͤmer
ſtreitig machen wollen. Waͤre bey
uns ein ſolcher Fleiß/ ſolche dinge
hervor zu ſuchen/ der itzo bey den Schwe-
den iſt/ welches an ihnen zu loben/ die
faſt alle Winckel ihres Landes durchſu-
chen/ um etwas von ihren antiquitaͤten
zu finden/ wir wuͤrden auch das unſri-
ge zeigen koͤnnen. Man findet hergegen
bey den unſrigen wol ſo unartige Leute/
die die alten Schrifften lieber die Mot-
ten und Maͤuſe verzehren laſſen/ als
daß ſie jemand ihre Archiven und
Bibliotheken durchſehe[n] laſſen/ wie
denn Aventinus ſehr daruͤber kla-
get. Hingegen in Schweden iſt ein ei-
gen Collegium antiquitatum von den ge-
lehrteſten Leuten angeſtellet/ die hier in-
[n]en allen muͤglichſten Fleiß anwenden.

Es
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[290/0302] Das VI. Cap. Von der Teutſchen im finſtern ſtecken laͤſt/ und ſie nicht zur Ehre der Teutſchen Nation hervor gege- ben werden/ dahero es denn kommt/ daß die Außlaͤnder unſere Nachlāßigkeit zu ihrem Vortheil gebrauchen/ und auch die allerdeutlichſten Beweißthuͤmer ſtreitig machen wollen. Waͤre bey uns ein ſolcher Fleiß/ ſolche dinge hervor zu ſuchen/ der itzo bey den Schwe- den iſt/ welches an ihnen zu loben/ die faſt alle Winckel ihres Landes durchſu- chen/ um etwas von ihren antiquitaͤten zu finden/ wir wuͤrden auch das unſri- ge zeigen koͤnnen. Man findet hergegen bey den unſrigen wol ſo unartige Leute/ die die alten Schrifften lieber die Mot- ten und Maͤuſe verzehren laſſen/ als daß ſie jemand ihre Archiven und Bibliotheken durchſehen laſſen/ wie denn Aventinus ſehr daruͤber kla- get. Hingegen in Schweden iſt ein ei- gen Collegium antiquitatum von den ge- lehrteſten Leuten angeſtellet/ die hier in- nen allen muͤglichſten Fleiß anwenden. Es

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/302>, abgerufen am 22.11.2024.