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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das VI. Cap. Von der Teutschen
gehabt. Bey den Römern ist vor des
Appii Caeei seiner Zeit nichts in ungebun-
dener Rede geschrieben. Von den Chi-
nensen schreibt es auch Trigautius und
Martinus Martinii: denn wann noch keine
Schrifft ist/ dadurch man dem Gedächt-
niß zu hülffe komt/ so erheischt die Noht-
wendigkeit/ daß man solches in Versen
verfasse. Wie mans auch mit den Ge-
setzen also gehalten/ von welchen noch
der Nahme Nomo[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] in der Poesie geblie-
ben. Wie solten dann nun die Teutschen
nicht fähig gewesen seyn solche Lieder zu
machen? Daß er ferner vorgibt es kön-
nen die Teutschen solche nicht vorzei-
gen/ so beweiset dieses nichts; und ist das
Gegentheil war. Es beweiset dieses nichts:
denn da so viel tausend andere Bücher
zu grunde gegangen/ da Teutschland
durch so viele Kriege verheeret worden/
da die Nachläßigkeit letzter Zeiten diese
alte Lieder geringschätzig gehalten/ da sie
anfannglich nicht auffgeschrieben. Wie
solte es nicht möglich sein/ daß sie verge-

hen

Das VI. Cap. Von der Teutſchen
gehabt. Bey den Roͤmern iſt vor des
Appii Cæei ſeiner Zeit nichts in ungebun-
dener Rede geſchrieben. Von den Chi-
nenſen ſchreibt es auch Trigautius und
Martinus Martinii: denn wann noch keine
Schrifft iſt/ dadurch man dem Gedaͤcht-
niß zu huͤlffe komt/ ſo erheiſcht die Noht-
wendigkeit/ daß man ſolches in Verſen
verfaſſe. Wie mans auch mit den Ge-
ſetzen alſo gehalten/ von welchen noch
der Nahme Νόμο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] in der Poëſie geblie-
ben. Wie ſolten dann nun die Teutſchen
nicht faͤhig geweſen ſeyn ſolche Lieder zu
machen? Daß er ferner vorgibt es koͤn-
nen die Teutſchen ſolche nicht vorzei-
gen/ ſo beweiſet dieſes nichts; und iſt das
Gegentheil war. Es beweiſet dieſes nichts:
denn da ſo viel tauſend andere Buͤcher
zu grunde gegangen/ da Teutſchland
durch ſo viele Kriege verheeret worden/
da die Nachlaͤßigkeit letzter Zeiten dieſe
alte Lieder geringſchaͤtzig gehalten/ da ſie
anfānglich nicht auffgeſchrieben. Wie
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[282/0294] Das VI. Cap. Von der Teutſchen gehabt. Bey den Roͤmern iſt vor des Appii Cæei ſeiner Zeit nichts in ungebun- dener Rede geſchrieben. Von den Chi- nenſen ſchreibt es auch Trigautius und Martinus Martinii: denn wann noch keine Schrifft iſt/ dadurch man dem Gedaͤcht- niß zu huͤlffe komt/ ſo erheiſcht die Noht- wendigkeit/ daß man ſolches in Verſen verfaſſe. Wie mans auch mit den Ge- ſetzen alſo gehalten/ von welchen noch der Nahme Νόμο_ in der Poëſie geblie- ben. Wie ſolten dann nun die Teutſchen nicht faͤhig geweſen ſeyn ſolche Lieder zu machen? Daß er ferner vorgibt es koͤn- nen die Teutſchen ſolche nicht vorzei- gen/ ſo beweiſet dieſes nichts; und iſt das Gegentheil war. Es beweiſet dieſes nichts: denn da ſo viel tauſend andere Buͤcher zu grunde gegangen/ da Teutſchland durch ſo viele Kriege verheeret worden/ da die Nachlaͤßigkeit letzter Zeiten dieſe alte Lieder geringſchaͤtzig gehalten/ da ſie anfānglich nicht auffgeſchrieben. Wie ſolte es nicht moͤglich ſein/ daß ſie verge- hen

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/294>, abgerufen am 25.11.2024.