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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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den Tigris und sodann quer durch Mesopotamien nach Syrien
gegangen, um die verwickelten Verhältnisse im jüdischen Lande
zu schlichten. Ebenso war das schwer bedrängte Damaskos be-
reits durch Lollius und Metellus besetzt worden. Bald nachher
traf ein anderer Adjutant des Pompeius, Marcus Scaurus in Ju-
daea ein, um die immer neu wieder daselbst ausbrechenden Feh-
den beizulegen. Auch Lucius Afranius, der während Pompeius
Expedition nach dem Kaukasus das Commando über die römi-
schen Truppen in Armenien führte, hatte von Korduene (dem
nördlichen Kurdistan) aus sich in das obere Mesopotamien be-
geben und, nachdem er durch die hülfreiche Theilnahme der in
Karrhae angesiedelten Hellenen den gefährlichen Weg durch die
Wüste glücklich zurückgelegt hatte, die Araber in Osroene zur
Botmässigkeit gebracht. Gegen Ende des J. 690 traf dann Pom-
peius selbst in Syrien ein * und verweilte dort bis zum Sommer
des folgenden Jahres, entschlossen durchgreifend und für jetzt
und künftig die Verhältnisse ordnend. Zurückgehend auf die Zu-
stände des Reiches in den besseren Zeiten der Seleukidenherr-
schaft, wurden alle usurpirten Gewalten beseitigt, die Raubherren
aufgefordert ihre Burgen zu übergeben, die arabischen Scheiks
wieder auf ihr Wüstengebiet beschränkt, die Verhältnisse der ein-
zelnen Gemeinden definitiv geregelt. Diesen strengen Befehlen
Gehorsam zu verschaffen standen die Legionen bereit und ihr
Einschreiten erwies sich insbesondere gegen die verwegenen
Raubritter als nothwendig. Der Herr von Lysias Sila, der Herr
von Tripolis Dionysios, der Herr von Byblos Kinyras wurden in
ihren Burgen gefangen genommen und hingerichtet, die Berg-
und Seeschlösser der Ituraeer gebrochen, Ptolemaeos Mennaeos
Sohn gezwungen mit 1000 Talenten (1,716000 Thlr.) Lösegeld
Freiheit und Herrschaft zu erkaufen. Im Uebrigen fanden die Be-
fehle des neuen Machthabers meistentheils widerstandslosen Ge-
horsam. Nur die Juden schwankten. Die früher von Pompeius
gesandten Vermittler, Gabinius und Scaurus, hatten -- beide, wie

* Den Winter 689/90 brachte Pompeius noch in der Nähe des kaspi-
schen Meeres zu (Dio 37, 7). Im Jahre 690 unterwarf er zunächst im pon-
tischen Reiche die letzten noch Widerstand leistenden Burgen und zog dann
langsam, überall die Verhältnisse regelnd, gegen Süden. Dass die Ordnung
Syriens 690 begann, bestätigt sich dadurch, dass die syrische Provinzial-
aera mit diesem Jahre anhebt und durch Ciceros Angabe hinsichtlich Kom-
magenes (ad Q. fr. 2, 12, 2; vgl. Dio 37, 7). Den Winter 690/1 scheint
Pompeius in Damaskos sein Hauptquartier gehabt zu haben (Joseph. 14, 3,
1. 2, wo freilich vieles verwirrt ist; Diodor fr. Vat. p. 139).

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den Tigris und sodann quer durch Mesopotamien nach Syrien
gegangen, um die verwickelten Verhältnisse im jüdischen Lande
zu schlichten. Ebenso war das schwer bedrängte Damaskos be-
reits durch Lollius und Metellus besetzt worden. Bald nachher
traf ein anderer Adjutant des Pompeius, Marcus Scaurus in Ju-
daea ein, um die immer neu wieder daselbst ausbrechenden Feh-
den beizulegen. Auch Lucius Afranius, der während Pompeius
Expedition nach dem Kaukasus das Commando über die römi-
schen Truppen in Armenien führte, hatte von Korduene (dem
nördlichen Kurdistan) aus sich in das obere Mesopotamien be-
geben und, nachdem er durch die hülfreiche Theilnahme der in
Karrhae angesiedelten Hellenen den gefährlichen Weg durch die
Wüste glücklich zurückgelegt hatte, die Araber in Osroene zur
Botmäſsigkeit gebracht. Gegen Ende des J. 690 traf dann Pom-
peius selbst in Syrien ein * und verweilte dort bis zum Sommer
des folgenden Jahres, entschlossen durchgreifend und für jetzt
und künftig die Verhältnisse ordnend. Zurückgehend auf die Zu-
stände des Reiches in den besseren Zeiten der Seleukidenherr-
schaft, wurden alle usurpirten Gewalten beseitigt, die Raubherren
aufgefordert ihre Burgen zu übergeben, die arabischen Scheiks
wieder auf ihr Wüstengebiet beschränkt, die Verhältnisse der ein-
zelnen Gemeinden definitiv geregelt. Diesen strengen Befehlen
Gehorsam zu verschaffen standen die Legionen bereit und ihr
Einschreiten erwies sich insbesondere gegen die verwegenen
Raubritter als nothwendig. Der Herr von Lysias Sila, der Herr
von Tripolis Dionysios, der Herr von Byblos Kinyras wurden in
ihren Burgen gefangen genommen und hingerichtet, die Berg-
und Seeschlösser der Ituraeer gebrochen, Ptolemaeos Mennaeos
Sohn gezwungen mit 1000 Talenten (1,716000 Thlr.) Lösegeld
Freiheit und Herrschaft zu erkaufen. Im Uebrigen fanden die Be-
fehle des neuen Machthabers meistentheils widerstandslosen Ge-
horsam. Nur die Juden schwankten. Die früher von Pompeius
gesandten Vermittler, Gabinius und Scaurus, hatten — beide, wie

* Den Winter 689/90 brachte Pompeius noch in der Nähe des kaspi-
schen Meeres zu (Dio 37, 7). Im Jahre 690 unterwarf er zunächst im pon-
tischen Reiche die letzten noch Widerstand leistenden Burgen und zog dann
langsam, überall die Verhältnisse regelnd, gegen Süden. Daſs die Ordnung
Syriens 690 begann, bestätigt sich dadurch, daſs die syrische Provinzial-
aera mit diesem Jahre anhebt und durch Ciceros Angabe hinsichtlich Kom-
magenes (ad Q. fr. 2, 12, 2; vgl. Dio 37, 7). Den Winter 690/1 scheint
Pompeius in Damaskos sein Hauptquartier gehabt zu haben (Joseph. 14, 3,
1. 2, wo freilich vieles verwirrt ist; Diodor fr. Vat. p. 139).
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[130/0140] FÜNFTES BUCH. KAPITEL IV. den Tigris und sodann quer durch Mesopotamien nach Syrien gegangen, um die verwickelten Verhältnisse im jüdischen Lande zu schlichten. Ebenso war das schwer bedrängte Damaskos be- reits durch Lollius und Metellus besetzt worden. Bald nachher traf ein anderer Adjutant des Pompeius, Marcus Scaurus in Ju- daea ein, um die immer neu wieder daselbst ausbrechenden Feh- den beizulegen. Auch Lucius Afranius, der während Pompeius Expedition nach dem Kaukasus das Commando über die römi- schen Truppen in Armenien führte, hatte von Korduene (dem nördlichen Kurdistan) aus sich in das obere Mesopotamien be- geben und, nachdem er durch die hülfreiche Theilnahme der in Karrhae angesiedelten Hellenen den gefährlichen Weg durch die Wüste glücklich zurückgelegt hatte, die Araber in Osroene zur Botmäſsigkeit gebracht. Gegen Ende des J. 690 traf dann Pom- peius selbst in Syrien ein * und verweilte dort bis zum Sommer des folgenden Jahres, entschlossen durchgreifend und für jetzt und künftig die Verhältnisse ordnend. Zurückgehend auf die Zu- stände des Reiches in den besseren Zeiten der Seleukidenherr- schaft, wurden alle usurpirten Gewalten beseitigt, die Raubherren aufgefordert ihre Burgen zu übergeben, die arabischen Scheiks wieder auf ihr Wüstengebiet beschränkt, die Verhältnisse der ein- zelnen Gemeinden definitiv geregelt. Diesen strengen Befehlen Gehorsam zu verschaffen standen die Legionen bereit und ihr Einschreiten erwies sich insbesondere gegen die verwegenen Raubritter als nothwendig. Der Herr von Lysias Sila, der Herr von Tripolis Dionysios, der Herr von Byblos Kinyras wurden in ihren Burgen gefangen genommen und hingerichtet, die Berg- und Seeschlösser der Ituraeer gebrochen, Ptolemaeos Mennaeos Sohn gezwungen mit 1000 Talenten (1,716000 Thlr.) Lösegeld Freiheit und Herrschaft zu erkaufen. Im Uebrigen fanden die Be- fehle des neuen Machthabers meistentheils widerstandslosen Ge- horsam. Nur die Juden schwankten. Die früher von Pompeius gesandten Vermittler, Gabinius und Scaurus, hatten — beide, wie * Den Winter 689/90 brachte Pompeius noch in der Nähe des kaspi- schen Meeres zu (Dio 37, 7). Im Jahre 690 unterwarf er zunächst im pon- tischen Reiche die letzten noch Widerstand leistenden Burgen und zog dann langsam, überall die Verhältnisse regelnd, gegen Süden. Daſs die Ordnung Syriens 690 begann, bestätigt sich dadurch, daſs die syrische Provinzial- aera mit diesem Jahre anhebt und durch Ciceros Angabe hinsichtlich Kom- magenes (ad Q. fr. 2, 12, 2; vgl. Dio 37, 7). Den Winter 690/1 scheint Pompeius in Damaskos sein Hauptquartier gehabt zu haben (Joseph. 14, 3, 1. 2, wo freilich vieles verwirrt ist; Diodor fr. Vat. p. 139).

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/140>, abgerufen am 23.11.2024.