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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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KAPITEL VIII.


Die umbrisch-sabellischen Stämme. Anfänge der
Samniten
.

Später als die Latiner scheint die Wanderung der um-
brischen Stämme begonnen zu haben, die gleich der latini-
schen sich südwärts bewegte, jedoch mehr in der Mitte der
Halbinsel und gegen die östliche Küste zu sich hielt. Es ist
peinlich davon zu reden; denn die Kunde davon kommt zu
uns wie der Klang der Glocken aus der im Meer versunkenen
Stadt. Das Volk der Umbrer dehnt noch Herodotos bis an die
Alpen aus und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie in äl-
tester Zeit ganz Norditalien inne hatten, bis wo im Osten die
illyrischen Stämme begannen, im Westen die Ligurer, von de-
ren Kämpfen mit den Umbrern es Sagen giebt, und auf deren
Ausdehnung in ältester Zeit gegen Süden zu einzelne Namen,
zum Beispiel der der Insel Ilva (Elba) verglichen mit den ligu-
rischen Ilvates vielleicht einen Schluss gestatten. Dieser Epoche
der umbrischen Grösse mögen die offenbar italischen Namen
der ältesten Ansiedlungen im Pothal Hatria (Schwarzstadt)
und Spina (Dornstadt) so wie die zahlreichen umbrischen
Spuren in Südetrurien (Fluss Umbro, Camars alter Name von
Clusium, Castrum Amerinum) ihren Ursprung verdanken.
Ganz besonders gilt dies von dem südlichsten Strich zwischen
dem ciminischen Wald (unterhalb Viterbo) und der Tiber. In
Falerii ward nach Strabons Zeugniss eine andere Sprache ge-
redet als die etruskische und der Localcult zeigt sabellische
Spuren; in denselben Kreis gehören die uralten, auch sacralen

KAPITEL VIII.


Die umbrisch-sabellischen Stämme. Anfänge der
Samniten
.

Später als die Latiner scheint die Wanderung der um-
brischen Stämme begonnen zu haben, die gleich der latini-
schen sich südwärts bewegte, jedoch mehr in der Mitte der
Halbinsel und gegen die östliche Küste zu sich hielt. Es ist
peinlich davon zu reden; denn die Kunde davon kommt zu
uns wie der Klang der Glocken aus der im Meer versunkenen
Stadt. Das Volk der Umbrer dehnt noch Herodotos bis an die
Alpen aus und es ist nicht unwahrscheinlich, daſs sie in äl-
tester Zeit ganz Norditalien inne hatten, bis wo im Osten die
illyrischen Stämme begannen, im Westen die Ligurer, von de-
ren Kämpfen mit den Umbrern es Sagen giebt, und auf deren
Ausdehnung in ältester Zeit gegen Süden zu einzelne Namen,
zum Beispiel der der Insel Ilva (Elba) verglichen mit den ligu-
rischen Ilvates vielleicht einen Schluſs gestatten. Dieser Epoche
der umbrischen Gröſse mögen die offenbar italischen Namen
der ältesten Ansiedlungen im Pothal Hatria (Schwarzstadt)
und Spina (Dornstadt) so wie die zahlreichen umbrischen
Spuren in Südetrurien (Fluſs Umbro, Camars alter Name von
Clusium, Castrum Amerinum) ihren Ursprung verdanken.
Ganz besonders gilt dies von dem südlichsten Strich zwischen
dem ciminischen Wald (unterhalb Viterbo) und der Tiber. In
Falerii ward nach Strabons Zeugniſs eine andere Sprache ge-
redet als die etruskische und der Localcult zeigt sabellische
Spuren; in denselben Kreis gehören die uralten, auch sacralen

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[[74]/0088] KAPITEL VIII. Die umbrisch-sabellischen Stämme. Anfänge der Samniten. Später als die Latiner scheint die Wanderung der um- brischen Stämme begonnen zu haben, die gleich der latini- schen sich südwärts bewegte, jedoch mehr in der Mitte der Halbinsel und gegen die östliche Küste zu sich hielt. Es ist peinlich davon zu reden; denn die Kunde davon kommt zu uns wie der Klang der Glocken aus der im Meer versunkenen Stadt. Das Volk der Umbrer dehnt noch Herodotos bis an die Alpen aus und es ist nicht unwahrscheinlich, daſs sie in äl- tester Zeit ganz Norditalien inne hatten, bis wo im Osten die illyrischen Stämme begannen, im Westen die Ligurer, von de- ren Kämpfen mit den Umbrern es Sagen giebt, und auf deren Ausdehnung in ältester Zeit gegen Süden zu einzelne Namen, zum Beispiel der der Insel Ilva (Elba) verglichen mit den ligu- rischen Ilvates vielleicht einen Schluſs gestatten. Dieser Epoche der umbrischen Gröſse mögen die offenbar italischen Namen der ältesten Ansiedlungen im Pothal Hatria (Schwarzstadt) und Spina (Dornstadt) so wie die zahlreichen umbrischen Spuren in Südetrurien (Fluſs Umbro, Camars alter Name von Clusium, Castrum Amerinum) ihren Ursprung verdanken. Ganz besonders gilt dies von dem südlichsten Strich zwischen dem ciminischen Wald (unterhalb Viterbo) und der Tiber. In Falerii ward nach Strabons Zeugniſs eine andere Sprache ge- redet als die etruskische und der Localcult zeigt sabellische Spuren; in denselben Kreis gehören die uralten, auch sacralen

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/88>, abgerufen am 23.11.2024.