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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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fen und Schiffe mussten ausgeliefert und die Mauern nieder-
gerissen werden. In demselben Jahre unterwarfen sich endlich
auch die Samniten, Lucaner und Brettier, welche letztere die
Hälfte des einträglichen und für den Schiffbau wichtigen Si-
lawaldes abtreten mussten. Es versteht sich, dass alle diese
Staaten unter der Form eines ewigen Bündnisses, wobei die
Römer die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten sich vor-
behielten, ihre politische Selbstständigkeit nach aussen hin
verloren und factisch Unterthanen der Römer wurden. --
Endlich traf auch die seit zehn Jahren in Rhegion hausende
Bande die wohlverdiente Strafe für den Mord der rheginischen
Bürger und der Besatzung von Kroton; es war wieder Rom,
das die Rache für die Hellenen übernahm, unter Beistand des
neuen Herrn von Syrakus Hieron, der nicht bloss Zuzug und
Lebensmittel sandte, sondern auch gleichzeitig auf die Schuld-
genossen der rheginischen Besatzung, die Mamertiner einen
Angriff machte. Trotz des hartnäckigsten Widerstandes der
Meuterer wurde Rhegion nach langer Belagerung genommen
(484), was von der Besatzung übrig war, in Rom auf offenem
Markte gestäupt und enthauptet, die alten Einwohner aber so
viel möglich in ihr Vermögen wieder eingewiesen. So war im
Jahre 484 ganz Italien zur Ruhe und zur Unterthänigkeit ge-
bracht. Nur die Samniten, die hartnäckigsten Gegner Roms,
setzten trotz des officiellen Friedensschlusses noch als ,Räu-
ber' den Kampf fort, so dass sogar im Jahre 485 man
noch einmal beide Consuln gegen sie schicken musste. Aber
auch der hochherzigste Volksmuth, die tapferste Verzweif-
lung gehen einmal zu Ende; Schwert und Galgen brachten
endlich auch den samnitischen Bergen den Frieden. --
Zur Sicherung dieser ungeheuren Erwerbungen wurde wie-
derum eine Reihe von Colonien angelegt: in Lucanien Pae-
stum und Cosa (481), als Zwingburgen für Samnium Bene-
ventum (486) und Aesernia (um 491), als Vorposten ge-
gen die Gallier Ariminum (486), in Picenum Firmum (um
490) und die Bürgercolonie Castrum novum; die Colonisirung
des wichtigen Hafenplatzes Brundisium, der Tarent zu ersetzen
bestimmt war, wurde vorbereitet. Die Gründung dieser Co-
lonien erforderte noch einige Kriege mit den kleinen Völker-
schaften, deren Gebiet durch diese Anlagen geschmälert ward,
den Picentern (485. 486), von denen eine Anzahl in die Ge-
gend von Salernum verpflanzt ward, den Sallentinern (487.
488), den umbrischen Sassinaten (487. 488), welche letzte

ZWEITES BUCH. KAPITEL VII.
fen und Schiffe muſsten ausgeliefert und die Mauern nieder-
gerissen werden. In demselben Jahre unterwarfen sich endlich
auch die Samniten, Lucaner und Brettier, welche letztere die
Hälfte des einträglichen und für den Schiffbau wichtigen Si-
lawaldes abtreten muſsten. Es versteht sich, daſs alle diese
Staaten unter der Form eines ewigen Bündnisses, wobei die
Römer die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten sich vor-
behielten, ihre politische Selbstständigkeit nach auſsen hin
verloren und factisch Unterthanen der Römer wurden. —
Endlich traf auch die seit zehn Jahren in Rhegion hausende
Bande die wohlverdiente Strafe für den Mord der rheginischen
Bürger und der Besatzung von Kroton; es war wieder Rom,
das die Rache für die Hellenen übernahm, unter Beistand des
neuen Herrn von Syrakus Hieron, der nicht bloſs Zuzug und
Lebensmittel sandte, sondern auch gleichzeitig auf die Schuld-
genossen der rheginischen Besatzung, die Mamertiner einen
Angriff machte. Trotz des hartnäckigsten Widerstandes der
Meuterer wurde Rhegion nach langer Belagerung genommen
(484), was von der Besatzung übrig war, in Rom auf offenem
Markte gestäupt und enthauptet, die alten Einwohner aber so
viel möglich in ihr Vermögen wieder eingewiesen. So war im
Jahre 484 ganz Italien zur Ruhe und zur Unterthänigkeit ge-
bracht. Nur die Samniten, die hartnäckigsten Gegner Roms,
setzten trotz des officiellen Friedensschlusses noch als ‚Räu-
ber‘ den Kampf fort, so daſs sogar im Jahre 485 man
noch einmal beide Consuln gegen sie schicken muſste. Aber
auch der hochherzigste Volksmuth, die tapferste Verzweif-
lung gehen einmal zu Ende; Schwert und Galgen brachten
endlich auch den samnitischen Bergen den Frieden. —
Zur Sicherung dieser ungeheuren Erwerbungen wurde wie-
derum eine Reihe von Colonien angelegt: in Lucanien Pae-
stum und Cosa (481), als Zwingburgen für Samnium Bene-
ventum (486) und Aesernia (um 491), als Vorposten ge-
gen die Gallier Ariminum (486), in Picenum Firmum (um
490) und die Bürgercolonie Castrum novum; die Colonisirung
des wichtigen Hafenplatzes Brundisium, der Tarent zu ersetzen
bestimmt war, wurde vorbereitet. Die Gründung dieser Co-
lonien erforderte noch einige Kriege mit den kleinen Völker-
schaften, deren Gebiet durch diese Anlagen geschmälert ward,
den Picentern (485. 486), von denen eine Anzahl in die Ge-
gend von Salernum verpflanzt ward, den Sallentinern (487.
488), den umbrischen Sassinaten (487. 488), welche letzte

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[280/0294] ZWEITES BUCH. KAPITEL VII. fen und Schiffe muſsten ausgeliefert und die Mauern nieder- gerissen werden. In demselben Jahre unterwarfen sich endlich auch die Samniten, Lucaner und Brettier, welche letztere die Hälfte des einträglichen und für den Schiffbau wichtigen Si- lawaldes abtreten muſsten. Es versteht sich, daſs alle diese Staaten unter der Form eines ewigen Bündnisses, wobei die Römer die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten sich vor- behielten, ihre politische Selbstständigkeit nach auſsen hin verloren und factisch Unterthanen der Römer wurden. — Endlich traf auch die seit zehn Jahren in Rhegion hausende Bande die wohlverdiente Strafe für den Mord der rheginischen Bürger und der Besatzung von Kroton; es war wieder Rom, das die Rache für die Hellenen übernahm, unter Beistand des neuen Herrn von Syrakus Hieron, der nicht bloſs Zuzug und Lebensmittel sandte, sondern auch gleichzeitig auf die Schuld- genossen der rheginischen Besatzung, die Mamertiner einen Angriff machte. Trotz des hartnäckigsten Widerstandes der Meuterer wurde Rhegion nach langer Belagerung genommen (484), was von der Besatzung übrig war, in Rom auf offenem Markte gestäupt und enthauptet, die alten Einwohner aber so viel möglich in ihr Vermögen wieder eingewiesen. So war im Jahre 484 ganz Italien zur Ruhe und zur Unterthänigkeit ge- bracht. Nur die Samniten, die hartnäckigsten Gegner Roms, setzten trotz des officiellen Friedensschlusses noch als ‚Räu- ber‘ den Kampf fort, so daſs sogar im Jahre 485 man noch einmal beide Consuln gegen sie schicken muſste. Aber auch der hochherzigste Volksmuth, die tapferste Verzweif- lung gehen einmal zu Ende; Schwert und Galgen brachten endlich auch den samnitischen Bergen den Frieden. — Zur Sicherung dieser ungeheuren Erwerbungen wurde wie- derum eine Reihe von Colonien angelegt: in Lucanien Pae- stum und Cosa (481), als Zwingburgen für Samnium Bene- ventum (486) und Aesernia (um 491), als Vorposten ge- gen die Gallier Ariminum (486), in Picenum Firmum (um 490) und die Bürgercolonie Castrum novum; die Colonisirung des wichtigen Hafenplatzes Brundisium, der Tarent zu ersetzen bestimmt war, wurde vorbereitet. Die Gründung dieser Co- lonien erforderte noch einige Kriege mit den kleinen Völker- schaften, deren Gebiet durch diese Anlagen geschmälert ward, den Picentern (485. 486), von denen eine Anzahl in die Ge- gend von Salernum verpflanzt ward, den Sallentinern (487. 488), den umbrischen Sassinaten (487. 488), welche letzte

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/294>, abgerufen am 22.11.2024.