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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854.

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ZWEITES BUCH. KAPITEL VI.
seinen Abfall bestraft. Alsdann zog der Krieg sich nach Cam-
panien, wo die Römer die Grenzstadt gegen Samnium Saticula
(vielleicht S. Agata de' Goti) eroberten (438). Die Samniten
zogen die Nuceriner (438) und bald darauf die Nolaner auf
ihre Seite; am obern Liris vertrieben die Soraner selbst die
römische Besatzung (439); eine Erhebung der Ausoner berei-
tete sich vor und bedrohte das wichtige Cales. Selbst in Ca-
pua regten sich lebhaft die antirömisch Gesinnten; ein samni-
tisches Heer rückte in Campanien ein und lagerte vor der
Stadt, in der Hoffnung durch seine Nähe der Nationalpartei
das Uebergewicht zu geben (440). Allein Sora ward von den
Römern wieder genommen, nachdem die samnitische Entsatz-
armee geschlagen war (440). Die Bewegungen unter den
Ausonern wurden mit grausamer Strenge unterdrückt, ehe
der Aufstand recht zum Ausbruch kam und gleichzeitig ein
Dictator eigends ernannt um die politischen Prozesse gegen
die Führer der samnitischen Partei in Capua einzuleiten und
abzuurtheilen, so dass die namhaftesten derselben dem römi-
schen Henker zu entgehen freiwillig den Tod nahmen (440).
Das samnitische Heer vor Capua ward geschlagen und zum
Abzug aus Campanien gezwungen; die Römer, dem Feinde
auf den Fersen folgend, überschritten den Matese und lager-
ten im Winter 440 vor der Hauptstadt Samniums Bovianum.
So ward Nola von selbst gewonnen (441); die Römer waren
einsichtig genug durch den günstigsten dem neapolitanischen
ähnlichen Bundesvertrag die Stadt für immer von der samni-
tischen Partei zu trennen. Endlich (441) fiel auch Fregellae,
das die Samniten im achten Jahre inne hatten; zweihundert
der Bürger, die vornehmsten der nationalen Partei, wurden
nach Rom geführt und dort zum warnenden Beispiel für die
überall sich regenden Patrioten auf offenem Markte enthaup-
tet. -- Hiemit war Apulien und Campanien in den Händen
der Römer. Zur endlichen Sicherstellung und bleibenden
Beherrschung des eroberten Gebietes wurden in den Jahren
440 bis 442 neue Festungen gegründet: Luceria in Apulien,
wohin seiner isolirten und ausgesetzten Lage wegen eine halbe
Legion als bleibende Besatzung gesandt ward, ferner Pontiae
(die Ponzainseln) zur Sicherung der campanischen Gewässer,
Saticula an der campanisch-samnitischen Grenze als Vormauer
gegen Samnium, endlich Interamna (bei Monte Cassino) und
Suessa Aurunca (Sessa) auf der Strasse von Rom nach Capua.
Besatzungen kamen ausserdem nach Calatia, Sora und nach

ZWEITES BUCH. KAPITEL VI.
seinen Abfall bestraft. Alsdann zog der Krieg sich nach Cam-
panien, wo die Römer die Grenzstadt gegen Samnium Saticula
(vielleicht S. Agata de' Goti) eroberten (438). Die Samniten
zogen die Nuceriner (438) und bald darauf die Nolaner auf
ihre Seite; am obern Liris vertrieben die Soraner selbst die
römische Besatzung (439); eine Erhebung der Ausoner berei-
tete sich vor und bedrohte das wichtige Cales. Selbst in Ca-
pua regten sich lebhaft die antirömisch Gesinnten; ein samni-
tisches Heer rückte in Campanien ein und lagerte vor der
Stadt, in der Hoffnung durch seine Nähe der Nationalpartei
das Uebergewicht zu geben (440). Allein Sora ward von den
Römern wieder genommen, nachdem die samnitische Entsatz-
armee geschlagen war (440). Die Bewegungen unter den
Ausonern wurden mit grausamer Strenge unterdrückt, ehe
der Aufstand recht zum Ausbruch kam und gleichzeitig ein
Dictator eigends ernannt um die politischen Prozesse gegen
die Führer der samnitischen Partei in Capua einzuleiten und
abzuurtheilen, so daſs die namhaftesten derselben dem römi-
schen Henker zu entgehen freiwillig den Tod nahmen (440).
Das samnitische Heer vor Capua ward geschlagen und zum
Abzug aus Campanien gezwungen; die Römer, dem Feinde
auf den Fersen folgend, überschritten den Matese und lager-
ten im Winter 440 vor der Hauptstadt Samniums Bovianum.
So ward Nola von selbst gewonnen (441); die Römer waren
einsichtig genug durch den günstigsten dem neapolitanischen
ähnlichen Bundesvertrag die Stadt für immer von der samni-
tischen Partei zu trennen. Endlich (441) fiel auch Fregellae,
das die Samniten im achten Jahre inne hatten; zweihundert
der Bürger, die vornehmsten der nationalen Partei, wurden
nach Rom geführt und dort zum warnenden Beispiel für die
überall sich regenden Patrioten auf offenem Markte enthaup-
tet. — Hiemit war Apulien und Campanien in den Händen
der Römer. Zur endlichen Sicherstellung und bleibenden
Beherrschung des eroberten Gebietes wurden in den Jahren
440 bis 442 neue Festungen gegründet: Luceria in Apulien,
wohin seiner isolirten und ausgesetzten Lage wegen eine halbe
Legion als bleibende Besatzung gesandt ward, ferner Pontiae
(die Ponzainseln) zur Sicherung der campanischen Gewässer,
Saticula an der campanisch-samnitischen Grenze als Vormauer
gegen Samnium, endlich Interamna (bei Monte Cassino) und
Suessa Aurunca (Sessa) auf der Straſse von Rom nach Capua.
Besatzungen kamen auſserdem nach Calatia, Sora und nach

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[240/0254] ZWEITES BUCH. KAPITEL VI. seinen Abfall bestraft. Alsdann zog der Krieg sich nach Cam- panien, wo die Römer die Grenzstadt gegen Samnium Saticula (vielleicht S. Agata de' Goti) eroberten (438). Die Samniten zogen die Nuceriner (438) und bald darauf die Nolaner auf ihre Seite; am obern Liris vertrieben die Soraner selbst die römische Besatzung (439); eine Erhebung der Ausoner berei- tete sich vor und bedrohte das wichtige Cales. Selbst in Ca- pua regten sich lebhaft die antirömisch Gesinnten; ein samni- tisches Heer rückte in Campanien ein und lagerte vor der Stadt, in der Hoffnung durch seine Nähe der Nationalpartei das Uebergewicht zu geben (440). Allein Sora ward von den Römern wieder genommen, nachdem die samnitische Entsatz- armee geschlagen war (440). Die Bewegungen unter den Ausonern wurden mit grausamer Strenge unterdrückt, ehe der Aufstand recht zum Ausbruch kam und gleichzeitig ein Dictator eigends ernannt um die politischen Prozesse gegen die Führer der samnitischen Partei in Capua einzuleiten und abzuurtheilen, so daſs die namhaftesten derselben dem römi- schen Henker zu entgehen freiwillig den Tod nahmen (440). Das samnitische Heer vor Capua ward geschlagen und zum Abzug aus Campanien gezwungen; die Römer, dem Feinde auf den Fersen folgend, überschritten den Matese und lager- ten im Winter 440 vor der Hauptstadt Samniums Bovianum. So ward Nola von selbst gewonnen (441); die Römer waren einsichtig genug durch den günstigsten dem neapolitanischen ähnlichen Bundesvertrag die Stadt für immer von der samni- tischen Partei zu trennen. Endlich (441) fiel auch Fregellae, das die Samniten im achten Jahre inne hatten; zweihundert der Bürger, die vornehmsten der nationalen Partei, wurden nach Rom geführt und dort zum warnenden Beispiel für die überall sich regenden Patrioten auf offenem Markte enthaup- tet. — Hiemit war Apulien und Campanien in den Händen der Römer. Zur endlichen Sicherstellung und bleibenden Beherrschung des eroberten Gebietes wurden in den Jahren 440 bis 442 neue Festungen gegründet: Luceria in Apulien, wohin seiner isolirten und ausgesetzten Lage wegen eine halbe Legion als bleibende Besatzung gesandt ward, ferner Pontiae (die Ponzainseln) zur Sicherung der campanischen Gewässer, Saticula an der campanisch-samnitischen Grenze als Vormauer gegen Samnium, endlich Interamna (bei Monte Cassino) und Suessa Aurunca (Sessa) auf der Straſse von Rom nach Capua. Besatzungen kamen auſserdem nach Calatia, Sora und nach

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 1: Bis zur Schlacht von Pydna. Leipzig, 1854, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische01_1854/254>, abgerufen am 23.11.2024.