Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
gemeinschaftlichen Gesetzbuches oder zu übereinstimmender
und gemeinsamer Ausführung völkerrechtlicher Verabredungen
zweckmäßig sein 3).
c. Ueber gemeinschaftliche Strafanstalten. Natürlich nur
zwischen kleinen Staaten zu verabreden.
d. Ueber gegenfeitige Erfüllung gerichtlicher Requisi-
tionen; wobei denn am zweckmäßigsten der Grundsatz
festgehalten wird, die Requisition eines ausländischen Ge-
richtes gerade so zu achten, wie die eines einheimischen,
also einer Seits keine größeren Schwierigkeiten oder be-
sondere Bedingungen zu machen, aber auch anderer Seits
kein Verlangen zu erfüllen, welches einem einheimischen
Gerichte abgeschlagen werden müßte.
e. Ueber die gegenseitige Gültigkeit von Richtersprüchen
in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten. Von den
drei Möglichkeiten des Verhaltens zu fremdstaatlichen Rich-
tersprüchen ist die grundsätzliche Nichtanerkennung derselben
eine große Härte gegen Privaten und eine Läugnung der
völkerrechtlichen Verpflichtung, zur Herstellung einer Welt-
rechtsordnung mitzuwirken; die Anerkennung erst nach
vorangegangener stofflicher Prüfung eine unvollkommene
Maßregel und fast eine Beleidigung des fremden Staates;
die vollständige gegenseitige Anerkennung dagegen eine
Wohlthat für Viele und eine Grundlage zu richtigen Ver-
hältnissen zwischen den Staaten. Natürlich wird übrigens
auch in dem letzten Falle dem fremden Urtheile nur nach
den diesseitigen Formen und innerhalb des diesseitigen ma-
teriellen Rechtes Vollziehung gegeben.
f. Ueber Auslieferung flüchtiger Verbrecher,
mit Ausnahme der wegen politischen Vergehen Verfolgten.
Endlich
g. über gemeinschaftliche Vormundschaften und
gemeinſchaftlichen Geſetzbuches oder zu übereinſtimmender
und gemeinſamer Ausführung völkerrechtlicher Verabredungen
zweckmäßig ſein 3).
c. Ueber gemeinſchaftliche Strafanſtalten. Natürlich nur
zwiſchen kleinen Staaten zu verabreden.
d. Ueber gegenfeitige Erfüllung gerichtlicher Requiſi-
tionen; wobei denn am zweckmäßigſten der Grundſatz
feſtgehalten wird, die Requiſition eines ausländiſchen Ge-
richtes gerade ſo zu achten, wie die eines einheimiſchen,
alſo einer Seits keine größeren Schwierigkeiten oder be-
ſondere Bedingungen zu machen, aber auch anderer Seits
kein Verlangen zu erfüllen, welches einem einheimiſchen
Gerichte abgeſchlagen werden müßte.
e. Ueber die gegenſeitige Gültigkeit von Richterſprüchen
in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten. Von den
drei Möglichkeiten des Verhaltens zu fremdſtaatlichen Rich-
terſprüchen iſt die grundſätzliche Nichtanerkennung derſelben
eine große Härte gegen Privaten und eine Läugnung der
völkerrechtlichen Verpflichtung, zur Herſtellung einer Welt-
rechtsordnung mitzuwirken; die Anerkennung erſt nach
vorangegangener ſtofflicher Prüfung eine unvollkommene
Maßregel und faſt eine Beleidigung des fremden Staates;
die vollſtändige gegenſeitige Anerkennung dagegen eine
Wohlthat für Viele und eine Grundlage zu richtigen Ver-
hältniſſen zwiſchen den Staaten. Natürlich wird übrigens
auch in dem letzten Falle dem fremden Urtheile nur nach
den dieſſeitigen Formen und innerhalb des dieſſeitigen ma-
teriellen Rechtes Vollziehung gegeben.
f. Ueber Auslieferung flüchtiger Verbrecher,
mit Ausnahme der wegen politiſchen Vergehen Verfolgten.
Endlich
g. über gemeinſchaftliche Vormundſchaften und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <list>
                  <item><pb facs="#f0714" n="700"/>
gemein&#x017F;chaftlichen Ge&#x017F;etzbuches oder zu überein&#x017F;timmender<lb/>
und gemein&#x017F;amer Ausführung völkerrechtlicher Verabredungen<lb/>
zweckmäßig &#x017F;ein <hi rendition="#sup">3</hi>).</item><lb/>
                  <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Ueber gemein&#x017F;chaftliche <hi rendition="#g">Strafan&#x017F;talten</hi>. Natürlich nur<lb/>
zwi&#x017F;chen kleinen Staaten zu verabreden.</item><lb/>
                  <item><hi rendition="#aq">d.</hi> Ueber gegenfeitige Erfüllung <hi rendition="#g">gerichtlicher Requi&#x017F;i-<lb/>
tionen</hi>; wobei denn am zweckmäßig&#x017F;ten der Grund&#x017F;atz<lb/>
fe&#x017F;tgehalten wird, die Requi&#x017F;ition eines ausländi&#x017F;chen Ge-<lb/>
richtes gerade &#x017F;o zu achten, wie die eines einheimi&#x017F;chen,<lb/>
al&#x017F;o einer Seits keine größeren Schwierigkeiten oder be-<lb/>
&#x017F;ondere Bedingungen zu machen, aber auch anderer Seits<lb/>
kein Verlangen zu erfüllen, welches einem einheimi&#x017F;chen<lb/>
Gerichte abge&#x017F;chlagen werden müßte.</item><lb/>
                  <item><hi rendition="#aq">e.</hi> Ueber die gegen&#x017F;eitige Gültigkeit von <hi rendition="#g">Richter&#x017F;prüchen<lb/>
in bürgerlichen Rechts&#x017F;treitigkeiten</hi>. Von den<lb/>
drei Möglichkeiten des Verhaltens zu fremd&#x017F;taatlichen Rich-<lb/>
ter&#x017F;prüchen i&#x017F;t die grund&#x017F;ätzliche Nichtanerkennung der&#x017F;elben<lb/>
eine große Härte gegen Privaten und eine Läugnung der<lb/>
völkerrechtlichen Verpflichtung, zur Her&#x017F;tellung einer Welt-<lb/>
rechtsordnung mitzuwirken; die Anerkennung er&#x017F;t nach<lb/>
vorangegangener &#x017F;tofflicher Prüfung eine unvollkommene<lb/>
Maßregel und fa&#x017F;t eine Beleidigung des fremden Staates;<lb/>
die voll&#x017F;tändige gegen&#x017F;eitige Anerkennung dagegen eine<lb/>
Wohlthat für Viele und eine Grundlage zu richtigen Ver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;en zwi&#x017F;chen den Staaten. Natürlich wird übrigens<lb/>
auch in dem letzten Falle dem fremden Urtheile nur nach<lb/>
den die&#x017F;&#x017F;eitigen Formen und innerhalb des die&#x017F;&#x017F;eitigen ma-<lb/>
teriellen Rechtes Vollziehung gegeben.</item><lb/>
                  <item><hi rendition="#aq">f.</hi> Ueber <hi rendition="#g">Auslieferung flüchtiger Verbrecher</hi>,<lb/>
mit Ausnahme der wegen politi&#x017F;chen Vergehen Verfolgten.<lb/>
Endlich</item><lb/>
                  <item><hi rendition="#aq">g.</hi> über <hi rendition="#g">gemein&#x017F;chaftliche Vormund&#x017F;chaften</hi> und<lb/></item>
                </list>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[700/0714] gemeinſchaftlichen Geſetzbuches oder zu übereinſtimmender und gemeinſamer Ausführung völkerrechtlicher Verabredungen zweckmäßig ſein 3). c. Ueber gemeinſchaftliche Strafanſtalten. Natürlich nur zwiſchen kleinen Staaten zu verabreden. d. Ueber gegenfeitige Erfüllung gerichtlicher Requiſi- tionen; wobei denn am zweckmäßigſten der Grundſatz feſtgehalten wird, die Requiſition eines ausländiſchen Ge- richtes gerade ſo zu achten, wie die eines einheimiſchen, alſo einer Seits keine größeren Schwierigkeiten oder be- ſondere Bedingungen zu machen, aber auch anderer Seits kein Verlangen zu erfüllen, welches einem einheimiſchen Gerichte abgeſchlagen werden müßte. e. Ueber die gegenſeitige Gültigkeit von Richterſprüchen in bürgerlichen Rechtsſtreitigkeiten. Von den drei Möglichkeiten des Verhaltens zu fremdſtaatlichen Rich- terſprüchen iſt die grundſätzliche Nichtanerkennung derſelben eine große Härte gegen Privaten und eine Läugnung der völkerrechtlichen Verpflichtung, zur Herſtellung einer Welt- rechtsordnung mitzuwirken; die Anerkennung erſt nach vorangegangener ſtofflicher Prüfung eine unvollkommene Maßregel und faſt eine Beleidigung des fremden Staates; die vollſtändige gegenſeitige Anerkennung dagegen eine Wohlthat für Viele und eine Grundlage zu richtigen Ver- hältniſſen zwiſchen den Staaten. Natürlich wird übrigens auch in dem letzten Falle dem fremden Urtheile nur nach den dieſſeitigen Formen und innerhalb des dieſſeitigen ma- teriellen Rechtes Vollziehung gegeben. f. Ueber Auslieferung flüchtiger Verbrecher, mit Ausnahme der wegen politiſchen Vergehen Verfolgten. Endlich g. über gemeinſchaftliche Vormundſchaften und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/714
Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/714>, abgerufen am 17.05.2024.