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Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

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striches, welcher nothwendige Rohstoffe für Unterhalt oder
Gewerbe liefert, auch dann nützlich, wenn die Regelmäßig-
keit der Figur dadurch gestört werden sollte. Endlich ist
eine lange Ausdehnung in der Richtung des Meridians
vortheilhaft, falls dieselbe eine Verschiedenheit der natür-
lichen Erzeugnisse zur Folge hat, dadurch aber sowohl
der innere als der äußere Verkehr belebt wird.
b. Nachtheilig ist es in der Regel, wenn das Staatsgebiet
in verschiedene ganz getrennte Theile zerfällt. Nicht nur
fallen dann die Vortheile der Abrundung weg, sondern
es entstehen leicht auch bedenkliche Beziehungen zu dem
Auslande. Liegt nämlich fremdes Land zwischen den ver-
schiedenen Gebietstheilen, so ist der Staat vielfach abhängig
von Fremden in Beziehung auf die Verbindung zwischen
seinen Gebietstheilen, und es kann die Lage selbst gefähr-
lich sein in Kriegszeiten. Liegt dagegen Meer dazwischen,
so mag im Falle eines Seekrieges mit einem stärkeren
Gegner die Verbindung leicht ganz unterbrochen und über-
dies ein schwacher Punkt mit Sicherheit von diesem ange-
griffen werden. Auch darf nicht übersehen werden, daß
sich die Volksthümlichkeit in getrennten Gebietstheilen nicht
mit derselben Gleichförmigkeit ausbildet. -- Uebrigens
finden auch von dieser Regel mannchfache und große
Ausnahmen statt. Vor Allem ist das Verhältniß von
Kolonieen ein ganz eigenthümliches. Dieselben sind,
selbstredend, vom Mutterlande getrennt und in der Regel
weit entfernt; dennoch können ihre Vortheile für Ent-
wickelung von Gewerbe und Handel, für die Machtstellung
des Staates und für seine Finanzen, für die Ausdehnung
und für die Uebung der Seemacht, für die Unterbringung
einer im Mutterlande überflüssigen Bevölkerung, bei rich-
tiger Benützung von höchster Bedeutung sein 3). Sodann
ſtriches, welcher nothwendige Rohſtoffe für Unterhalt oder
Gewerbe liefert, auch dann nützlich, wenn die Regelmäßig-
keit der Figur dadurch geſtört werden ſollte. Endlich iſt
eine lange Ausdehnung in der Richtung des Meridians
vortheilhaft, falls dieſelbe eine Verſchiedenheit der natür-
lichen Erzeugniſſe zur Folge hat, dadurch aber ſowohl
der innere als der äußere Verkehr belebt wird.
b. Nachtheilig iſt es in der Regel, wenn das Staatsgebiet
in verſchiedene ganz getrennte Theile zerfällt. Nicht nur
fallen dann die Vortheile der Abrundung weg, ſondern
es entſtehen leicht auch bedenkliche Beziehungen zu dem
Auslande. Liegt nämlich fremdes Land zwiſchen den ver-
ſchiedenen Gebietstheilen, ſo iſt der Staat vielfach abhängig
von Fremden in Beziehung auf die Verbindung zwiſchen
ſeinen Gebietstheilen, und es kann die Lage ſelbſt gefähr-
lich ſein in Kriegszeiten. Liegt dagegen Meer dazwiſchen,
ſo mag im Falle eines Seekrieges mit einem ſtärkeren
Gegner die Verbindung leicht ganz unterbrochen und über-
dies ein ſchwacher Punkt mit Sicherheit von dieſem ange-
griffen werden. Auch darf nicht überſehen werden, daß
ſich die Volksthümlichkeit in getrennten Gebietstheilen nicht
mit derſelben Gleichförmigkeit ausbildet. — Uebrigens
finden auch von dieſer Regel mannchfache und große
Ausnahmen ſtatt. Vor Allem iſt das Verhältniß von
Kolonieen ein ganz eigenthümliches. Dieſelben ſind,
ſelbſtredend, vom Mutterlande getrennt und in der Regel
weit entfernt; dennoch können ihre Vortheile für Ent-
wickelung von Gewerbe und Handel, für die Machtſtellung
des Staates und für ſeine Finanzen, für die Ausdehnung
und für die Uebung der Seemacht, für die Unterbringung
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[566/0580] ſtriches, welcher nothwendige Rohſtoffe für Unterhalt oder Gewerbe liefert, auch dann nützlich, wenn die Regelmäßig- keit der Figur dadurch geſtört werden ſollte. Endlich iſt eine lange Ausdehnung in der Richtung des Meridians vortheilhaft, falls dieſelbe eine Verſchiedenheit der natür- lichen Erzeugniſſe zur Folge hat, dadurch aber ſowohl der innere als der äußere Verkehr belebt wird. b. Nachtheilig iſt es in der Regel, wenn das Staatsgebiet in verſchiedene ganz getrennte Theile zerfällt. Nicht nur fallen dann die Vortheile der Abrundung weg, ſondern es entſtehen leicht auch bedenkliche Beziehungen zu dem Auslande. Liegt nämlich fremdes Land zwiſchen den ver- ſchiedenen Gebietstheilen, ſo iſt der Staat vielfach abhängig von Fremden in Beziehung auf die Verbindung zwiſchen ſeinen Gebietstheilen, und es kann die Lage ſelbſt gefähr- lich ſein in Kriegszeiten. Liegt dagegen Meer dazwiſchen, ſo mag im Falle eines Seekrieges mit einem ſtärkeren Gegner die Verbindung leicht ganz unterbrochen und über- dies ein ſchwacher Punkt mit Sicherheit von dieſem ange- griffen werden. Auch darf nicht überſehen werden, daß ſich die Volksthümlichkeit in getrennten Gebietstheilen nicht mit derſelben Gleichförmigkeit ausbildet. — Uebrigens finden auch von dieſer Regel mannchfache und große Ausnahmen ſtatt. Vor Allem iſt das Verhältniß von Kolonieen ein ganz eigenthümliches. Dieſelben ſind, ſelbſtredend, vom Mutterlande getrennt und in der Regel weit entfernt; dennoch können ihre Vortheile für Ent- wickelung von Gewerbe und Handel, für die Machtſtellung des Staates und für ſeine Finanzen, für die Ausdehnung und für die Uebung der Seemacht, für die Unterbringung einer im Mutterlande überflüſſigen Bevölkerung, bei rich- tiger Benützung von höchſter Bedeutung ſein 3). Sodann

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Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/580>, abgerufen am 24.07.2024.