Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

einige Abweichungen, ins Günstige oder Ungünstige, hervor;
allein theils sind diese Verschiedenheiten nur von geringer
Bedeutung, theils sind sie ebenfalls in bestimmten Kreisen und
Oertlichkeiten beständig und können somit zu praktischen An-
wendungen für das Leben in Berechnung genommen werden.
Sowohl ihre Kenntniß im Allgemeinen als die Auffindung der
einzelnen örtlichen Abweichungen ist also eine wichtige Aufgabe
für Wissenschaft und Leben 4). Beispiele ihrer Brauchbarkeit
für staatliche Zwecke sind aber unter anderen folgende:

a. Die Berechnung des wahrscheinlichen künftigen Ganges
der Bevölkerung; woraus sich denn höchst wichtige Schlüsse
für das richtige Verhalten des Staates in Beziehung auf
Steigerung, Verminderung oder Gleicherhaltung der jetzigen
Menschenzahl ergeben.

b. Die Kenntniß des Bestandes der verschiedenen Alters-
klassen; nothwendig zur richtigen Ordnung der für gewisse
Altersstufen zu treffenden Einrichtungen, z. B. der Schulen, der
Versorgungshäuser u. s. f., sodann zur Beurtheilung mannch-
facher Leistungsmöglichkeiten, wie der Militärpflicht, der Be-
zahlung von Kopfsteuern, der Abgebung von Wahlstimmen
u. dgl.

c. Die Gewinnung sicherer thatsächlicher Grundlagen für
zahlreiche Hülfsanstalten, z. B. der Wittwenkassen, Lebensver-
sicherungen, Pensionsgesetze, Leibrenten.

d. Die Entdeckung schädlicher örtlicher Einwirkungen auf
Gesundheit und Leben der Menschen, wenn diese sich in abnormer
Weise äußern bei bestimmten Altersstufen, Beschäftigungen,
Oertlichkeiten.

e. Der Nachweis regelwidriger Zustände in einzelnen
Theilen des geselligen Lebens, namentlich etwa in der Zahl
der Ehen, der unehelichen Kinder, der Wittwen.

4. Der Grad der Bildung. -- Wenn nicht die

einige Abweichungen, ins Günſtige oder Ungünſtige, hervor;
allein theils ſind dieſe Verſchiedenheiten nur von geringer
Bedeutung, theils ſind ſie ebenfalls in beſtimmten Kreiſen und
Oertlichkeiten beſtändig und können ſomit zu praktiſchen An-
wendungen für das Leben in Berechnung genommen werden.
Sowohl ihre Kenntniß im Allgemeinen als die Auffindung der
einzelnen örtlichen Abweichungen iſt alſo eine wichtige Aufgabe
für Wiſſenſchaft und Leben 4). Beiſpiele ihrer Brauchbarkeit
für ſtaatliche Zwecke ſind aber unter anderen folgende:

a. Die Berechnung des wahrſcheinlichen künftigen Ganges
der Bevölkerung; woraus ſich denn höchſt wichtige Schlüſſe
für das richtige Verhalten des Staates in Beziehung auf
Steigerung, Verminderung oder Gleicherhaltung der jetzigen
Menſchenzahl ergeben.

b. Die Kenntniß des Beſtandes der verſchiedenen Alters-
klaſſen; nothwendig zur richtigen Ordnung der für gewiſſe
Altersſtufen zu treffenden Einrichtungen, z. B. der Schulen, der
Verſorgungshäuſer u. ſ. f., ſodann zur Beurtheilung mannch-
facher Leiſtungsmöglichkeiten, wie der Militärpflicht, der Be-
zahlung von Kopfſteuern, der Abgebung von Wahlſtimmen
u. dgl.

c. Die Gewinnung ſicherer thatſächlicher Grundlagen für
zahlreiche Hülfsanſtalten, z. B. der Wittwenkaſſen, Lebensver-
ſicherungen, Penſionsgeſetze, Leibrenten.

d. Die Entdeckung ſchädlicher örtlicher Einwirkungen auf
Geſundheit und Leben der Menſchen, wenn dieſe ſich in abnormer
Weiſe äußern bei beſtimmten Altersſtufen, Beſchäftigungen,
Oertlichkeiten.

e. Der Nachweis regelwidriger Zuſtände in einzelnen
Theilen des geſelligen Lebens, namentlich etwa in der Zahl
der Ehen, der unehelichen Kinder, der Wittwen.

4. Der Grad der Bildung. — Wenn nicht die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0136" n="122"/>
einige Abweichungen, ins Gün&#x017F;tige oder Ungün&#x017F;tige, hervor;<lb/>
allein theils &#x017F;ind die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheiten nur von geringer<lb/>
Bedeutung, theils &#x017F;ind &#x017F;ie ebenfalls in be&#x017F;timmten Krei&#x017F;en und<lb/>
Oertlichkeiten be&#x017F;tändig und können &#x017F;omit zu prakti&#x017F;chen An-<lb/>
wendungen für das Leben in Berechnung genommen werden.<lb/>
Sowohl ihre Kenntniß im Allgemeinen als die Auffindung der<lb/>
einzelnen örtlichen Abweichungen i&#x017F;t al&#x017F;o eine wichtige Aufgabe<lb/>
für Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft und Leben <hi rendition="#sup">4</hi>). Bei&#x017F;piele ihrer Brauchbarkeit<lb/>
für &#x017F;taatliche Zwecke &#x017F;ind aber unter anderen folgende:</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">a.</hi> Die Berechnung des wahr&#x017F;cheinlichen künftigen Ganges<lb/>
der Bevölkerung; woraus &#x017F;ich denn höch&#x017F;t wichtige Schlü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
für das richtige Verhalten des Staates in Beziehung auf<lb/>
Steigerung, Verminderung oder Gleicherhaltung der jetzigen<lb/>
Men&#x017F;chenzahl ergeben.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">b.</hi> Die Kenntniß des Be&#x017F;tandes der ver&#x017F;chiedenen Alters-<lb/>
kla&#x017F;&#x017F;en; nothwendig zur richtigen Ordnung der für gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Alters&#x017F;tufen zu treffenden Einrichtungen, z. B. der Schulen, der<lb/>
Ver&#x017F;orgungshäu&#x017F;er u. &#x017F;. f., &#x017F;odann zur Beurtheilung mannch-<lb/>
facher Lei&#x017F;tungsmöglichkeiten, wie der Militärpflicht, der Be-<lb/>
zahlung von Kopf&#x017F;teuern, der Abgebung von Wahl&#x017F;timmen<lb/>
u. dgl.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">c.</hi> Die Gewinnung &#x017F;icherer that&#x017F;ächlicher Grundlagen für<lb/>
zahlreiche Hülfsan&#x017F;talten, z. B. der Wittwenka&#x017F;&#x017F;en, Lebensver-<lb/>
&#x017F;icherungen, Pen&#x017F;ionsge&#x017F;etze, Leibrenten.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">d.</hi> Die Entdeckung &#x017F;chädlicher örtlicher Einwirkungen auf<lb/>
Ge&#x017F;undheit und Leben der Men&#x017F;chen, wenn die&#x017F;e &#x017F;ich in abnormer<lb/>
Wei&#x017F;e äußern bei be&#x017F;timmten Alters&#x017F;tufen, Be&#x017F;chäftigungen,<lb/>
Oertlichkeiten.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">e.</hi> Der Nachweis regelwidriger Zu&#x017F;tände in einzelnen<lb/>
Theilen des ge&#x017F;elligen Lebens, namentlich etwa in der Zahl<lb/>
der Ehen, der unehelichen Kinder, der Wittwen.</p><lb/>
            <p>4. <hi rendition="#g">Der Grad der Bildung</hi>. &#x2014; Wenn nicht die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0136] einige Abweichungen, ins Günſtige oder Ungünſtige, hervor; allein theils ſind dieſe Verſchiedenheiten nur von geringer Bedeutung, theils ſind ſie ebenfalls in beſtimmten Kreiſen und Oertlichkeiten beſtändig und können ſomit zu praktiſchen An- wendungen für das Leben in Berechnung genommen werden. Sowohl ihre Kenntniß im Allgemeinen als die Auffindung der einzelnen örtlichen Abweichungen iſt alſo eine wichtige Aufgabe für Wiſſenſchaft und Leben 4). Beiſpiele ihrer Brauchbarkeit für ſtaatliche Zwecke ſind aber unter anderen folgende: a. Die Berechnung des wahrſcheinlichen künftigen Ganges der Bevölkerung; woraus ſich denn höchſt wichtige Schlüſſe für das richtige Verhalten des Staates in Beziehung auf Steigerung, Verminderung oder Gleicherhaltung der jetzigen Menſchenzahl ergeben. b. Die Kenntniß des Beſtandes der verſchiedenen Alters- klaſſen; nothwendig zur richtigen Ordnung der für gewiſſe Altersſtufen zu treffenden Einrichtungen, z. B. der Schulen, der Verſorgungshäuſer u. ſ. f., ſodann zur Beurtheilung mannch- facher Leiſtungsmöglichkeiten, wie der Militärpflicht, der Be- zahlung von Kopfſteuern, der Abgebung von Wahlſtimmen u. dgl. c. Die Gewinnung ſicherer thatſächlicher Grundlagen für zahlreiche Hülfsanſtalten, z. B. der Wittwenkaſſen, Lebensver- ſicherungen, Penſionsgeſetze, Leibrenten. d. Die Entdeckung ſchädlicher örtlicher Einwirkungen auf Geſundheit und Leben der Menſchen, wenn dieſe ſich in abnormer Weiſe äußern bei beſtimmten Altersſtufen, Beſchäftigungen, Oertlichkeiten. e. Der Nachweis regelwidriger Zuſtände in einzelnen Theilen des geſelligen Lebens, namentlich etwa in der Zahl der Ehen, der unehelichen Kinder, der Wittwen. 4. Der Grad der Bildung. — Wenn nicht die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/136
Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/136>, abgerufen am 21.11.2024.