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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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Ueber die Osnabrückischen Zehnten.
demselben Pächter ertheilet sind, in deren einem von 24
Oct. 1742 ausdrücklich steht, daß der Pächter das Gut
für sich und seine Nachkommen erblich besitzen solle; und
in dem andern vom 1. Oct. 1751, daß das Gut nach Ab-
lauf der 12 Jahre dem possessori Vicariae winnlos ver-
fallen seyn solle. Den ersten erhält der Pächter, wann
er den Hof antritt, und den andern alle zwölf Jahr; und
wie oft steht nicht in dergleichen Briefen noch deutlicher,
der Colonus soll ein jus irrevocabile Coloniae perpe-
tuae
habe, gleichwohl aber bey jeder Wechselung
der Colonorum den Hauptgewinn mit .. Thaler
und überdem noch alle 12 Jahr pro renovatione in-
vestiturae
.. Thaler bezahlen!

zum deutlichsten Beweise, daß man bey den Erbpachten
nur den Charakter des ersten Contrakts zu erhalten ge-
sucht habe.
f) zeigen die alten Register von einer einförmigen
Pacht, die in spätern Zeiten nach dem Verhältnis, wie
die Münze gefallen, in billiger Maaße erhöhet worden;
und fast alle Pachtbriefe sind aus der letzten Zeit. Jn
einigen Kirchenregistern steht sogar folgende oder eine
ähnliche Anmerkung:
utut sit, e re ecclesiae fuit, pro informatione ac pos-
sessione et continuatione, ad longum hic inserere
copiam ac formam documenti elocationis, quod con-
ductoribus hujus decimae per triginta et plures annos
a possessoribus datum fuit.

waraus deutlich abzunehmen, daß der geistliche Zehnten,
als er den zehntpflichtigen Bauren, die nicht lesen konn-
ten, einen neuen Pachtbrief in die Hand gesteckt, sich
mit einem utut sit, pro bono ecclesiae beruhiget habe.
Endlich nahmen
g) die
Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten.
demſelben Paͤchter ertheilet ſind, in deren einem von 24
Oct. 1742 ausdruͤcklich ſteht, daß der Paͤchter das Gut
fuͤr ſich und ſeine Nachkommen erblich beſitzen ſolle; und
in dem andern vom 1. Oct. 1751, daß das Gut nach Ab-
lauf der 12 Jahre dem poſſeſſori Vicariae winnlos ver-
fallen ſeyn ſolle. Den erſten erhaͤlt der Paͤchter, wann
er den Hof antritt, und den andern alle zwoͤlf Jahr; und
wie oft ſteht nicht in dergleichen Briefen noch deutlicher,
der Colonus ſoll ein jus irrevocabile Coloniae perpe-
tuae
habe, gleichwohl aber bey jeder Wechſelung
der Colonorum den Hauptgewinn mit .. Thaler
und uͤberdem noch alle 12 Jahr pro renovatione in-
veſtiturae
.. Thaler bezahlen!

zum deutlichſten Beweiſe, daß man bey den Erbpachten
nur den Charakter des erſten Contrakts zu erhalten ge-
ſucht habe.
f) zeigen die alten Regiſter von einer einfoͤrmigen
Pacht, die in ſpaͤtern Zeiten nach dem Verhaͤltnis, wie
die Muͤnze gefallen, in billiger Maaße erhoͤhet worden;
und faſt alle Pachtbriefe ſind aus der letzten Zeit. Jn
einigen Kirchenregiſtern ſteht ſogar folgende oder eine
aͤhnliche Anmerkung:
utut ſit, e re eccleſiae fuit, pro informatione ac poſ-
ſeſſione et continuatione, ad longum hic inſerere
copiam ac formam documenti elocationis, quod con-
ductoribus hujus decimae per triginta et plures annos
a poſſeſſoribus datum fuit.

waraus deutlich abzunehmen, daß der geiſtliche Zehnten,
als er den zehntpflichtigen Bauren, die nicht leſen konn-
ten, einen neuen Pachtbrief in die Hand geſteckt, ſich
mit einem utut ſit, pro bono eccleſiae beruhiget habe.
Endlich nahmen
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[374/0386] Ueber die Oſnabruͤckiſchen Zehnten. demſelben Paͤchter ertheilet ſind, in deren einem von 24 Oct. 1742 ausdruͤcklich ſteht, daß der Paͤchter das Gut fuͤr ſich und ſeine Nachkommen erblich beſitzen ſolle; und in dem andern vom 1. Oct. 1751, daß das Gut nach Ab- lauf der 12 Jahre dem poſſeſſori Vicariae winnlos ver- fallen ſeyn ſolle. Den erſten erhaͤlt der Paͤchter, wann er den Hof antritt, und den andern alle zwoͤlf Jahr; und wie oft ſteht nicht in dergleichen Briefen noch deutlicher, der Colonus ſoll ein jus irrevocabile Coloniae perpe- tuae habe, gleichwohl aber bey jeder Wechſelung der Colonorum den Hauptgewinn mit .. Thaler und uͤberdem noch alle 12 Jahr pro renovatione in- veſtiturae .. Thaler bezahlen! zum deutlichſten Beweiſe, daß man bey den Erbpachten nur den Charakter des erſten Contrakts zu erhalten ge- ſucht habe. f) zeigen die alten Regiſter von einer einfoͤrmigen Pacht, die in ſpaͤtern Zeiten nach dem Verhaͤltnis, wie die Muͤnze gefallen, in billiger Maaße erhoͤhet worden; und faſt alle Pachtbriefe ſind aus der letzten Zeit. Jn einigen Kirchenregiſtern ſteht ſogar folgende oder eine aͤhnliche Anmerkung: utut ſit, e re eccleſiae fuit, pro informatione ac poſ- ſeſſione et continuatione, ad longum hic inſerere copiam ac formam documenti elocationis, quod con- ductoribus hujus decimae per triginta et plures annos a poſſeſſoribus datum fuit. waraus deutlich abzunehmen, daß der geiſtliche Zehnten, als er den zehntpflichtigen Bauren, die nicht leſen konn- ten, einen neuen Pachtbrief in die Hand geſteckt, ſich mit einem utut ſit, pro bono eccleſiae beruhiget habe. Endlich nahmen g) die

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/386>, abgerufen am 06.05.2024.