Niemand, sagte ich ihm, kann euch bestrafen; wenn hier eine Sünde ist: so hat sie der Richter begangen, welcher auch gegen die Verordnung das Blanquet, und mit diesem die Macht solches gegen alle eure Schuldner zu gebrauchen, anvertrauet hat. Jhr seyd den wahren Weg der Natur eingeschlagen, da ihr euch mittelst eines Schillings, und des dafür erhaltenen Citirzettels in blanco, das große Recht erkauft habt, fünfhundert Schuldner so zu ängstigen daß sie euch bezahlen müssen; und das ist alles was ihr verlangt und vom Richter verlangen könn- tet. Jch hoffe aber auch ihr werdet euren Schuldnern nichts für die Ladung anrechnen!
Wahrhaftig keinen Pfennig, versetzte der Kaufmann, so bald sie mich bezahlen; und wenn sie mich nicht be- zahlen: so warte ich wieder ein paar Monat, bis sie Geld haben, lasse ihnen dann abermals durch den Pa- stor meinen Citirzettel vorweisen, und einen Abdruck, den sie ohnehin nicht lesen können, davon zurück. --
LXI. Etwas zur Naturgeschichte des Leib- eigenthums.
Es mögen ungefehr achtzig Jahr seyn, daß ein gewis- ser Mann, er mag Robinson heißen, sich mit eini- gen zusammengebrachten Familien auf die See begab, und auf einer von ihm zuerst entdeckten Jnsel eine Colo- nie errichtete. Für ihn war dieses ein sehr wichtiges Un- ternehmen, indem die Leute, welche er mitnahm, nichts in der Welt hatten, und von ihm so lange unterhalten
wer-
U 4
Beherzigung des vorigen Vorſchlags.
Niemand, ſagte ich ihm, kann euch beſtrafen; wenn hier eine Suͤnde iſt: ſo hat ſie der Richter begangen, welcher auch gegen die Verordnung das Blanquet, und mit dieſem die Macht ſolches gegen alle eure Schuldner zu gebrauchen, anvertrauet hat. Jhr ſeyd den wahren Weg der Natur eingeſchlagen, da ihr euch mittelſt eines Schillings, und des dafuͤr erhaltenen Citirzettels in blanco, das große Recht erkauft habt, fuͤnfhundert Schuldner ſo zu aͤngſtigen daß ſie euch bezahlen muͤſſen; und das iſt alles was ihr verlangt und vom Richter verlangen koͤnn- tet. Jch hoffe aber auch ihr werdet euren Schuldnern nichts fuͤr die Ladung anrechnen!
Wahrhaftig keinen Pfennig, verſetzte der Kaufmann, ſo bald ſie mich bezahlen; und wenn ſie mich nicht be- zahlen: ſo warte ich wieder ein paar Monat, bis ſie Geld haben, laſſe ihnen dann abermals durch den Pa- ſtor meinen Citirzettel vorweiſen, und einen Abdruck, den ſie ohnehin nicht leſen koͤnnen, davon zuruͤck. —
LXI. Etwas zur Naturgeſchichte des Leib- eigenthums.
Es moͤgen ungefehr achtzig Jahr ſeyn, daß ein gewiſ- ſer Mann, er mag Robinſon heißen, ſich mit eini- gen zuſammengebrachten Familien auf die See begab, und auf einer von ihm zuerſt entdeckten Jnſel eine Colo- nie errichtete. Fuͤr ihn war dieſes ein ſehr wichtiges Un- ternehmen, indem die Leute, welche er mitnahm, nichts in der Welt hatten, und von ihm ſo lange unterhalten
wer-
U 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0323"n="311"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beherzigung des vorigen Vorſchlags.</hi></fw><lb/><p>Niemand, ſagte ich ihm, kann euch beſtrafen; wenn<lb/>
hier eine Suͤnde iſt: ſo hat ſie der Richter begangen,<lb/>
welcher auch gegen die Verordnung das Blanquet, und<lb/>
mit dieſem die Macht ſolches gegen alle eure Schuldner<lb/>
zu gebrauchen, anvertrauet hat. Jhr ſeyd den wahren<lb/>
Weg der Natur eingeſchlagen, da ihr euch mittelſt eines<lb/>
Schillings, und des dafuͤr erhaltenen Citirzettels in blanco,<lb/>
das große Recht erkauft habt, fuͤnfhundert Schuldner ſo<lb/>
zu aͤngſtigen daß ſie euch bezahlen muͤſſen; und das iſt<lb/>
alles was ihr verlangt und vom Richter verlangen koͤnn-<lb/>
tet. Jch hoffe aber auch ihr werdet euren Schuldnern<lb/>
nichts fuͤr die Ladung anrechnen!</p><lb/><p>Wahrhaftig keinen Pfennig, verſetzte der Kaufmann,<lb/>ſo bald ſie mich bezahlen; und wenn ſie mich nicht be-<lb/>
zahlen: ſo warte ich wieder ein paar Monat, bis ſie<lb/>
Geld haben, laſſe ihnen dann abermals durch den Pa-<lb/>ſtor meinen Citirzettel vorweiſen, und einen Abdruck, den<lb/>ſie ohnehin nicht leſen koͤnnen, davon zuruͤck. —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq">LXI.</hi><lb/><hirendition="#b">Etwas zur Naturgeſchichte des Leib-</hi><lb/>
eigenthums.</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s moͤgen ungefehr achtzig Jahr ſeyn, daß ein gewiſ-<lb/>ſer Mann, er mag Robinſon heißen, ſich mit eini-<lb/>
gen zuſammengebrachten Familien auf die See begab,<lb/>
und auf einer von ihm zuerſt entdeckten Jnſel eine Colo-<lb/>
nie errichtete. Fuͤr ihn war dieſes ein ſehr wichtiges Un-<lb/>
ternehmen, indem die Leute, welche er mitnahm, nichts<lb/>
in der Welt hatten, und von ihm ſo lange unterhalten<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">wer-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[311/0323]
Beherzigung des vorigen Vorſchlags.
Niemand, ſagte ich ihm, kann euch beſtrafen; wenn
hier eine Suͤnde iſt: ſo hat ſie der Richter begangen,
welcher auch gegen die Verordnung das Blanquet, und
mit dieſem die Macht ſolches gegen alle eure Schuldner
zu gebrauchen, anvertrauet hat. Jhr ſeyd den wahren
Weg der Natur eingeſchlagen, da ihr euch mittelſt eines
Schillings, und des dafuͤr erhaltenen Citirzettels in blanco,
das große Recht erkauft habt, fuͤnfhundert Schuldner ſo
zu aͤngſtigen daß ſie euch bezahlen muͤſſen; und das iſt
alles was ihr verlangt und vom Richter verlangen koͤnn-
tet. Jch hoffe aber auch ihr werdet euren Schuldnern
nichts fuͤr die Ladung anrechnen!
Wahrhaftig keinen Pfennig, verſetzte der Kaufmann,
ſo bald ſie mich bezahlen; und wenn ſie mich nicht be-
zahlen: ſo warte ich wieder ein paar Monat, bis ſie
Geld haben, laſſe ihnen dann abermals durch den Pa-
ſtor meinen Citirzettel vorweiſen, und einen Abdruck, den
ſie ohnehin nicht leſen koͤnnen, davon zuruͤck. —
LXI.
Etwas zur Naturgeſchichte des Leib-
eigenthums.
Es moͤgen ungefehr achtzig Jahr ſeyn, daß ein gewiſ-
ſer Mann, er mag Robinſon heißen, ſich mit eini-
gen zuſammengebrachten Familien auf die See begab,
und auf einer von ihm zuerſt entdeckten Jnſel eine Colo-
nie errichtete. Fuͤr ihn war dieſes ein ſehr wichtiges Un-
ternehmen, indem die Leute, welche er mitnahm, nichts
in der Welt hatten, und von ihm ſo lange unterhalten
wer-
U 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/323>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.