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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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über das Landeigenthum.
nicht allein alle Gläubiger mit zweyjährigen Zinsen zu be-
friedigen, sondern auch die Gerichtskosten zu bezahlen sich
erböte. Sonst beladet man unschuldige und ruhig sitzende
Gläubiger von Amtswegen mit Kosten, und setzt einen
Theil derselben offenbar der Gefahr aus, ihre Forde-
rungen zu verlieren, wenn das Gut nicht hoch genung
erkauft wird.

Ueberhaupt ist der sogenannte Aeusserproceß, wel-
cher in Hamburg, die Entsetzung oder Rettung *), im
Oldenburgischen die Lösung, in Pommern der Oblations-
proceß, und in jedem Lande anders genannt wird, weil
ihn die Natur überall zuerst hervorgebracht hat, ein Werk
der Kunst, das noch mehr als die griechischen und römi-
schen Kunstwerke, studirt zu werden verdient. Die schöne
Wendung des Hamburgischen, da der Annehmer verbun-
den ist, das Gut, nachdem es ihm ex secundo decreto zu-
geschlagen worden, an die Kerze zu bringen, damit er
von der Noth seines Schuldners, und von der Verlassung
zu schwacher Gläubiger keinen unbilligen Vortheil ziehe,
verdient Bewunderung, und ich zweifle nicht, daß der
Aeusserproceß, wenn er gehörig eingerichtet wird, da wo
die Hypothekenbücher in der möglichsten Ordnung sind,
die besten Dienste leisten werde. Blos die Person des
Schuldners und dessen bewegliches Vermögen liegt hier
nicht in der Gerichtsbanco, und wird folglich auch durch
kein solio, was ein Gläubiger in dem Bancobuche hat,

behaf-
*) Man sehe hievon Matthäi Schlüters D. rechtsbegründeten
Tractat von dem Entsetzungsproceß, wie solcher bey der Acht-
erfolgung eines öffentlich verpfändeten Erbes in Hamburg ge-
führt wird. Hamburg 4. 1699.

uͤber das Landeigenthum.
nicht allein alle Glaͤubiger mit zweyjaͤhrigen Zinſen zu be-
friedigen, ſondern auch die Gerichtskoſten zu bezahlen ſich
erboͤte. Sonſt beladet man unſchuldige und ruhig ſitzende
Glaͤubiger von Amtswegen mit Koſten, und ſetzt einen
Theil derſelben offenbar der Gefahr aus, ihre Forde-
rungen zu verlieren, wenn das Gut nicht hoch genung
erkauft wird.

Ueberhaupt iſt der ſogenannte Aeuſſerproceß, wel-
cher in Hamburg, die Entſetzung oder Rettung *), im
Oldenburgiſchen die Loͤſung, in Pommern der Oblations-
proceß, und in jedem Lande anders genannt wird, weil
ihn die Natur uͤberall zuerſt hervorgebracht hat, ein Werk
der Kunſt, das noch mehr als die griechiſchen und roͤmi-
ſchen Kunſtwerke, ſtudirt zu werden verdient. Die ſchoͤne
Wendung des Hamburgiſchen, da der Annehmer verbun-
den iſt, das Gut, nachdem es ihm ex ſecundo decreto zu-
geſchlagen worden, an die Kerze zu bringen, damit er
von der Noth ſeines Schuldners, und von der Verlaſſung
zu ſchwacher Glaͤubiger keinen unbilligen Vortheil ziehe,
verdient Bewunderung, und ich zweifle nicht, daß der
Aeuſſerproceß, wenn er gehoͤrig eingerichtet wird, da wo
die Hypothekenbuͤcher in der moͤglichſten Ordnung ſind,
die beſten Dienſte leiſten werde. Blos die Perſon des
Schuldners und deſſen bewegliches Vermoͤgen liegt hier
nicht in der Gerichtsbanco, und wird folglich auch durch
kein ſolio, was ein Glaͤubiger in dem Bancobuche hat,

behaf-
*) Man ſehe hievon Matthaͤi Schluͤters D. rechtsbegruͤndeten
Tractat von dem Entſetzungsproceß, wie ſolcher bey der Acht-
erfolgung eines oͤffentlich verpfaͤndeten Erbes in Hamburg ge-
fuͤhrt wird. Hamburg 4. 1699.
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[267/0279] uͤber das Landeigenthum. nicht allein alle Glaͤubiger mit zweyjaͤhrigen Zinſen zu be- friedigen, ſondern auch die Gerichtskoſten zu bezahlen ſich erboͤte. Sonſt beladet man unſchuldige und ruhig ſitzende Glaͤubiger von Amtswegen mit Koſten, und ſetzt einen Theil derſelben offenbar der Gefahr aus, ihre Forde- rungen zu verlieren, wenn das Gut nicht hoch genung erkauft wird. Ueberhaupt iſt der ſogenannte Aeuſſerproceß, wel- cher in Hamburg, die Entſetzung oder Rettung *), im Oldenburgiſchen die Loͤſung, in Pommern der Oblations- proceß, und in jedem Lande anders genannt wird, weil ihn die Natur uͤberall zuerſt hervorgebracht hat, ein Werk der Kunſt, das noch mehr als die griechiſchen und roͤmi- ſchen Kunſtwerke, ſtudirt zu werden verdient. Die ſchoͤne Wendung des Hamburgiſchen, da der Annehmer verbun- den iſt, das Gut, nachdem es ihm ex ſecundo decreto zu- geſchlagen worden, an die Kerze zu bringen, damit er von der Noth ſeines Schuldners, und von der Verlaſſung zu ſchwacher Glaͤubiger keinen unbilligen Vortheil ziehe, verdient Bewunderung, und ich zweifle nicht, daß der Aeuſſerproceß, wenn er gehoͤrig eingerichtet wird, da wo die Hypothekenbuͤcher in der moͤglichſten Ordnung ſind, die beſten Dienſte leiſten werde. Blos die Perſon des Schuldners und deſſen bewegliches Vermoͤgen liegt hier nicht in der Gerichtsbanco, und wird folglich auch durch kein ſolio, was ein Glaͤubiger in dem Bancobuche hat, behaf- *) Man ſehe hievon Matthaͤi Schluͤters D. rechtsbegruͤndeten Tractat von dem Entſetzungsproceß, wie ſolcher bey der Acht- erfolgung eines oͤffentlich verpfaͤndeten Erbes in Hamburg ge- fuͤhrt wird. Hamburg 4. 1699.

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/279>, abgerufen am 22.11.2024.