Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
und Linnenhandel werden?

Das einzige Mittel was sich außerdem zeigt, ist, daß
die Dänische Jnsel St. Croix, welche fast eben so gele-
gen liegt als Eustachius, zum Marktplatze erwählet werde,
und würklich hat Dänemark, oder vielmehr der wach-
same Baron v. S. ..., in dessen Händen die Handlung
auf St. Croix ist, im vorigen Monate bekannt machen
lassen, daß auch mit auswärts gebaueten Schiffen dahin
sollte gehandelt werden mögen. Dieser Erlaubniß könn-
ten wir uns bedienen, und unsre Linnen unter dänischen
Passeports dahin versenden. Allein ehe man eine Corre-
spondenz dahin eröfnet, und einen sichern Commissionair
dort ausmacht; ehe die Fahrt dahin stark und der dor-
tige Markt berühmt genug wird; ehe man dort die spa-
nischen Retourwaaren findet, und solche in einem deut-
schen Hafen zu versilbern weiß, dürfte mancher ausge-
handelt haben.

Es bleibt also fast nichts übrig als den Himmel zu
bitten, daß der Bruch zwischen England und Holland bald
geheilet werden möge. Der Krieg zwischen den übrigen
Theilen, wird uns dagegen vortheilhafter als ein allge-
meiner Friede werden. Denn wenn durch denselben die
Amerikaner genöthiget werden, ihr Linnen wie vorhin
aus England zu ziehen, wenn die Spanier ihre Schif-
fahrt und ihre Küstenbewahrer wieder in Ordnung ha-
ben, wenn die Franzosen ihre Colonien von Haus aus
versehen können: so wird so wohl das deutsche Linnen als
Garn fallen.

Zwar wird alsdenn unser Linnen wiederum von Ham-
burg auf Portugall und Spanien, von Bremen auf Eng-
land und Holland, und von Holland auf Frankreich und
Eustachius gehn. Allein das französische, schottische und
irländische Linnen wird auch überall mit dem unsrigen
concurriren, und den Preiß herunter halten. Und viel-

leicht
M 5
und Linnenhandel werden?

Das einzige Mittel was ſich außerdem zeigt, iſt, daß
die Daͤniſche Jnſel St. Croix, welche faſt eben ſo gele-
gen liegt als Euſtachius, zum Marktplatze erwaͤhlet werde,
und wuͤrklich hat Daͤnemark, oder vielmehr der wach-
ſame Baron v. S. …, in deſſen Haͤnden die Handlung
auf St. Croix iſt, im vorigen Monate bekannt machen
laſſen, daß auch mit auswaͤrts gebaueten Schiffen dahin
ſollte gehandelt werden moͤgen. Dieſer Erlaubniß koͤnn-
ten wir uns bedienen, und unſre Linnen unter daͤniſchen
Paſſeports dahin verſenden. Allein ehe man eine Corre-
ſpondenz dahin eroͤfnet, und einen ſichern Commiſſionair
dort ausmacht; ehe die Fahrt dahin ſtark und der dor-
tige Markt beruͤhmt genug wird; ehe man dort die ſpa-
niſchen Retourwaaren findet, und ſolche in einem deut-
ſchen Hafen zu verſilbern weiß, duͤrfte mancher ausge-
handelt haben.

Es bleibt alſo faſt nichts uͤbrig als den Himmel zu
bitten, daß der Bruch zwiſchen England und Holland bald
geheilet werden moͤge. Der Krieg zwiſchen den uͤbrigen
Theilen, wird uns dagegen vortheilhafter als ein allge-
meiner Friede werden. Denn wenn durch denſelben die
Amerikaner genoͤthiget werden, ihr Linnen wie vorhin
aus England zu ziehen, wenn die Spanier ihre Schif-
fahrt und ihre Kuͤſtenbewahrer wieder in Ordnung ha-
ben, wenn die Franzoſen ihre Colonien von Haus aus
verſehen koͤnnen: ſo wird ſo wohl das deutſche Linnen als
Garn fallen.

Zwar wird alsdenn unſer Linnen wiederum von Ham-
burg auf Portugall und Spanien, von Bremen auf Eng-
land und Holland, und von Holland auf Frankreich und
Euſtachius gehn. Allein das franzoͤſiſche, ſchottiſche und
irlaͤndiſche Linnen wird auch uͤberall mit dem unſrigen
concurriren, und den Preiß herunter halten. Und viel-

leicht
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0197" n="185"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Linnenhandel werden?</hi> </fw><lb/>
          <p>Das einzige Mittel was &#x017F;ich außerdem zeigt, i&#x017F;t, daß<lb/>
die Da&#x0364;ni&#x017F;che Jn&#x017F;el St. Croix, welche fa&#x017F;t eben &#x017F;o gele-<lb/>
gen liegt als Eu&#x017F;tachius, zum Marktplatze erwa&#x0364;hlet werde,<lb/>
und wu&#x0364;rklich hat Da&#x0364;nemark, oder vielmehr der wach-<lb/>
&#x017F;ame Baron v. S. &#x2026;, in de&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;nden die Handlung<lb/>
auf St. Croix i&#x017F;t, im vorigen Monate bekannt machen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, daß auch <hi rendition="#fr">mit auswa&#x0364;rts gebaueten Schiffen</hi> dahin<lb/>
&#x017F;ollte gehandelt werden mo&#x0364;gen. Die&#x017F;er Erlaubniß ko&#x0364;nn-<lb/>
ten wir uns bedienen, und un&#x017F;re Linnen unter da&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;eports dahin ver&#x017F;enden. Allein ehe man eine Corre-<lb/>
&#x017F;pondenz dahin ero&#x0364;fnet, und einen &#x017F;ichern Commi&#x017F;&#x017F;ionair<lb/>
dort ausmacht; ehe die Fahrt dahin &#x017F;tark und der dor-<lb/>
tige Markt beru&#x0364;hmt genug wird; ehe man dort die &#x017F;pa-<lb/>
ni&#x017F;chen Retourwaaren findet, und &#x017F;olche in einem deut-<lb/>
&#x017F;chen Hafen zu ver&#x017F;ilbern weiß, du&#x0364;rfte mancher ausge-<lb/>
handelt haben.</p><lb/>
          <p>Es bleibt al&#x017F;o fa&#x017F;t nichts u&#x0364;brig als den Himmel zu<lb/>
bitten, daß der Bruch zwi&#x017F;chen England und Holland bald<lb/>
geheilet werden mo&#x0364;ge. Der Krieg zwi&#x017F;chen den u&#x0364;brigen<lb/>
Theilen, wird uns dagegen vortheilhafter als ein allge-<lb/>
meiner Friede werden. Denn wenn durch den&#x017F;elben die<lb/>
Amerikaner geno&#x0364;thiget werden, ihr Linnen wie vorhin<lb/>
aus England zu ziehen, wenn die Spanier ihre Schif-<lb/>
fahrt und ihre Ku&#x0364;&#x017F;tenbewahrer wieder in Ordnung ha-<lb/>
ben, wenn die Franzo&#x017F;en ihre Colonien von Haus aus<lb/>
ver&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen: &#x017F;o wird &#x017F;o wohl das deut&#x017F;che Linnen als<lb/>
Garn fallen.</p><lb/>
          <p>Zwar wird alsdenn un&#x017F;er Linnen wiederum von Ham-<lb/>
burg auf Portugall und Spanien, von Bremen auf Eng-<lb/>
land und Holland, und von Holland auf Frankreich und<lb/>
Eu&#x017F;tachius gehn. Allein das franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che, &#x017F;chotti&#x017F;che und<lb/>
irla&#x0364;ndi&#x017F;che Linnen wird auch u&#x0364;berall mit dem un&#x017F;rigen<lb/>
concurriren, und den Preiß herunter halten. Und viel-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">leicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0197] und Linnenhandel werden? Das einzige Mittel was ſich außerdem zeigt, iſt, daß die Daͤniſche Jnſel St. Croix, welche faſt eben ſo gele- gen liegt als Euſtachius, zum Marktplatze erwaͤhlet werde, und wuͤrklich hat Daͤnemark, oder vielmehr der wach- ſame Baron v. S. …, in deſſen Haͤnden die Handlung auf St. Croix iſt, im vorigen Monate bekannt machen laſſen, daß auch mit auswaͤrts gebaueten Schiffen dahin ſollte gehandelt werden moͤgen. Dieſer Erlaubniß koͤnn- ten wir uns bedienen, und unſre Linnen unter daͤniſchen Paſſeports dahin verſenden. Allein ehe man eine Corre- ſpondenz dahin eroͤfnet, und einen ſichern Commiſſionair dort ausmacht; ehe die Fahrt dahin ſtark und der dor- tige Markt beruͤhmt genug wird; ehe man dort die ſpa- niſchen Retourwaaren findet, und ſolche in einem deut- ſchen Hafen zu verſilbern weiß, duͤrfte mancher ausge- handelt haben. Es bleibt alſo faſt nichts uͤbrig als den Himmel zu bitten, daß der Bruch zwiſchen England und Holland bald geheilet werden moͤge. Der Krieg zwiſchen den uͤbrigen Theilen, wird uns dagegen vortheilhafter als ein allge- meiner Friede werden. Denn wenn durch denſelben die Amerikaner genoͤthiget werden, ihr Linnen wie vorhin aus England zu ziehen, wenn die Spanier ihre Schif- fahrt und ihre Kuͤſtenbewahrer wieder in Ordnung ha- ben, wenn die Franzoſen ihre Colonien von Haus aus verſehen koͤnnen: ſo wird ſo wohl das deutſche Linnen als Garn fallen. Zwar wird alsdenn unſer Linnen wiederum von Ham- burg auf Portugall und Spanien, von Bremen auf Eng- land und Holland, und von Holland auf Frankreich und Euſtachius gehn. Allein das franzoͤſiſche, ſchottiſche und irlaͤndiſche Linnen wird auch uͤberall mit dem unſrigen concurriren, und den Preiß herunter halten. Und viel- leicht M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/197
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/197>, abgerufen am 22.11.2024.