Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

und Linnenhandel werden?
ten, und alles was sie jetzt nicht los werden konnten, mit
begieriger Hand abnahmen. Je mehr die Engländer
Meister zur See wurden, desto weniger konnten die Ame-
rikaner mit ihrem Toback und andern Produkten einen
europäischen Hafen erreichen, und desto mehr fielen sie
den Holländern auf Eustachius in die Hände, die mehr-
mals zwey, drey bis vierhundert p. C. daran verdient
haben. Die französischen Colonien, welche von Haus aus
nicht versorget werden konnten, mußten sich nach eben
diesem Markt wenden, und der französische Hof, was er
seinen Flotten mit Sicherheit nicht nachschicken konnte,
durch Holländer dahin besorgen lassen, wo es die Kriegs-
schiffe in Empfang nahmen. Wie die Spanier mit in
den Krieg verwickelt wurden, zogen sie viele von ihren
kleinen Küstenbewahrern ein, um Matrosen zu bekom-
men, und sahen mit ihren Colonisten, die nach Eusta-
chius giengen, durch die Finger, weil diese von Haus
aus nicht versorget werden konnten; und wahrscheinlich
zogen auch die Portugiesen manches daher. Solcherge-
stalt ward Eustachius der allgemeine Markt für alle Na-
tionen, und je größer die Concurrenz der Käufer, je un-
sicherer die See wurde, desto höher lief der Preiß der
von den Holländern dort versammleten Waaren. Das
westphälische Linnen, und die sogenannten bunten, wel-
che von westphälischem Garn gemacht werden, waren für
alle von gleicher Bedürfniß, und der Preiß des Garns
und Linnens stieg in Verhältniß.

Nun brach der Krieg zwischen England und Holland
aus, und der bestürzte holländische Kaufmann will es

a) noch nicht wagen, die europäischen Güter der
See zu vertrauen und die Güter der französischen und spa-
nischen Colonien von Eustachius nach Europa zu führen.
Es geht
b) die
M 4

und Linnenhandel werden?
ten, und alles was ſie jetzt nicht los werden konnten, mit
begieriger Hand abnahmen. Je mehr die Englaͤnder
Meiſter zur See wurden, deſto weniger konnten die Ame-
rikaner mit ihrem Toback und andern Produkten einen
europaͤiſchen Hafen erreichen, und deſto mehr fielen ſie
den Hollaͤndern auf Euſtachius in die Haͤnde, die mehr-
mals zwey, drey bis vierhundert p. C. daran verdient
haben. Die franzoͤſiſchen Colonien, welche von Haus aus
nicht verſorget werden konnten, mußten ſich nach eben
dieſem Markt wenden, und der franzoͤſiſche Hof, was er
ſeinen Flotten mit Sicherheit nicht nachſchicken konnte,
durch Hollaͤnder dahin beſorgen laſſen, wo es die Kriegs-
ſchiffe in Empfang nahmen. Wie die Spanier mit in
den Krieg verwickelt wurden, zogen ſie viele von ihren
kleinen Kuͤſtenbewahrern ein, um Matroſen zu bekom-
men, und ſahen mit ihren Coloniſten, die nach Euſta-
chius giengen, durch die Finger, weil dieſe von Haus
aus nicht verſorget werden konnten; und wahrſcheinlich
zogen auch die Portugieſen manches daher. Solcherge-
ſtalt ward Euſtachius der allgemeine Markt fuͤr alle Na-
tionen, und je groͤßer die Concurrenz der Kaͤufer, je un-
ſicherer die See wurde, deſto hoͤher lief der Preiß der
von den Hollaͤndern dort verſammleten Waaren. Das
weſtphaͤliſche Linnen, und die ſogenannten bunten, wel-
che von weſtphaͤliſchem Garn gemacht werden, waren fuͤr
alle von gleicher Beduͤrfniß, und der Preiß des Garns
und Linnens ſtieg in Verhaͤltniß.

Nun brach der Krieg zwiſchen England und Holland
aus, und der beſtuͤrzte hollaͤndiſche Kaufmann will es

a) noch nicht wagen, die europaͤiſchen Guͤter der
See zu vertrauen und die Guͤter der franzoͤſiſchen und ſpa-
niſchen Colonien von Euſtachius nach Europa zu fuͤhren.
Es geht
b) die
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="183"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Linnenhandel werden?</hi></fw><lb/>
ten, und alles was &#x017F;ie jetzt nicht los werden konnten, mit<lb/>
begieriger Hand abnahmen. Je mehr die Engla&#x0364;nder<lb/>
Mei&#x017F;ter zur See wurden, de&#x017F;to weniger konnten die Ame-<lb/>
rikaner mit ihrem Toback und andern Produkten einen<lb/>
europa&#x0364;i&#x017F;chen Hafen erreichen, und de&#x017F;to mehr fielen &#x017F;ie<lb/>
den Holla&#x0364;ndern auf Eu&#x017F;tachius in die Ha&#x0364;nde, die mehr-<lb/>
mals zwey, drey bis vierhundert p. C. daran verdient<lb/>
haben. Die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Colonien, welche von Haus aus<lb/>
nicht ver&#x017F;orget werden konnten, mußten &#x017F;ich nach eben<lb/>
die&#x017F;em Markt wenden, und der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Hof, was er<lb/>
&#x017F;einen Flotten mit Sicherheit nicht nach&#x017F;chicken konnte,<lb/>
durch Holla&#x0364;nder dahin be&#x017F;orgen la&#x017F;&#x017F;en, wo es die Kriegs-<lb/>
&#x017F;chiffe in Empfang nahmen. Wie die Spanier mit in<lb/>
den Krieg verwickelt wurden, zogen &#x017F;ie viele von ihren<lb/>
kleinen Ku&#x0364;&#x017F;tenbewahrern ein, um Matro&#x017F;en zu bekom-<lb/>
men, und &#x017F;ahen mit ihren Coloni&#x017F;ten, die nach Eu&#x017F;ta-<lb/>
chius giengen, durch die Finger, weil die&#x017F;e von Haus<lb/>
aus nicht ver&#x017F;orget werden konnten; und wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
zogen auch die Portugie&#x017F;en manches daher. Solcherge-<lb/>
&#x017F;talt ward Eu&#x017F;tachius der allgemeine Markt fu&#x0364;r alle Na-<lb/>
tionen, und je gro&#x0364;ßer die Concurrenz der Ka&#x0364;ufer, je un-<lb/>
&#x017F;icherer die See wurde, de&#x017F;to ho&#x0364;her lief der Preiß der<lb/>
von den Holla&#x0364;ndern dort ver&#x017F;ammleten Waaren. Das<lb/>
we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;che Linnen, und die &#x017F;ogenannten <hi rendition="#fr">bunten,</hi> wel-<lb/>
che von we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chem Garn gemacht werden, waren fu&#x0364;r<lb/>
alle von gleicher Bedu&#x0364;rfniß, und der Preiß des Garns<lb/>
und Linnens &#x017F;tieg in Verha&#x0364;ltniß.</p><lb/>
          <p>Nun brach der Krieg zwi&#x017F;chen England und Holland<lb/>
aus, und der be&#x017F;tu&#x0364;rzte holla&#x0364;ndi&#x017F;che Kaufmann will es</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">a</hi>) noch nicht wagen, die europa&#x0364;i&#x017F;chen Gu&#x0364;ter der<lb/>
See zu vertrauen und die Gu&#x0364;ter der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und &#x017F;pa-<lb/>
ni&#x017F;chen Colonien von Eu&#x017F;tachius nach Europa zu fu&#x0364;hren.<lb/>
Es geht</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">b</hi>) die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0195] und Linnenhandel werden? ten, und alles was ſie jetzt nicht los werden konnten, mit begieriger Hand abnahmen. Je mehr die Englaͤnder Meiſter zur See wurden, deſto weniger konnten die Ame- rikaner mit ihrem Toback und andern Produkten einen europaͤiſchen Hafen erreichen, und deſto mehr fielen ſie den Hollaͤndern auf Euſtachius in die Haͤnde, die mehr- mals zwey, drey bis vierhundert p. C. daran verdient haben. Die franzoͤſiſchen Colonien, welche von Haus aus nicht verſorget werden konnten, mußten ſich nach eben dieſem Markt wenden, und der franzoͤſiſche Hof, was er ſeinen Flotten mit Sicherheit nicht nachſchicken konnte, durch Hollaͤnder dahin beſorgen laſſen, wo es die Kriegs- ſchiffe in Empfang nahmen. Wie die Spanier mit in den Krieg verwickelt wurden, zogen ſie viele von ihren kleinen Kuͤſtenbewahrern ein, um Matroſen zu bekom- men, und ſahen mit ihren Coloniſten, die nach Euſta- chius giengen, durch die Finger, weil dieſe von Haus aus nicht verſorget werden konnten; und wahrſcheinlich zogen auch die Portugieſen manches daher. Solcherge- ſtalt ward Euſtachius der allgemeine Markt fuͤr alle Na- tionen, und je groͤßer die Concurrenz der Kaͤufer, je un- ſicherer die See wurde, deſto hoͤher lief der Preiß der von den Hollaͤndern dort verſammleten Waaren. Das weſtphaͤliſche Linnen, und die ſogenannten bunten, wel- che von weſtphaͤliſchem Garn gemacht werden, waren fuͤr alle von gleicher Beduͤrfniß, und der Preiß des Garns und Linnens ſtieg in Verhaͤltniß. Nun brach der Krieg zwiſchen England und Holland aus, und der beſtuͤrzte hollaͤndiſche Kaufmann will es a) noch nicht wagen, die europaͤiſchen Guͤter der See zu vertrauen und die Guͤter der franzoͤſiſchen und ſpa- niſchen Colonien von Euſtachius nach Europa zu fuͤhren. Es geht b) die M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/195
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/195>, abgerufen am 25.11.2024.