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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

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aus der Stadt zu bringen.
beschwerliche Last daraus zuwachsen würde. Mehrere
Vortheile, welche jedem bekannt sind, übergehe ich, so
wie alles was die Religion angeht, weil wir hier die Sa-
che nur von ihrer politischen Seite betrachten können.

Alle diese wichtigen Vortheile fürchtet man zu ver-
lieren, wenn die Grabstätten ausserhalb den Kirchen und
der Stadt angewiesen würden. Man fürchtet die Leichen-
begleitungen würden bey dem weiten Wege und bey schlim-
mem Wetter beschwerlich werden, und sich natürlicher-
Weise vermindern. Man fürchtet die Ehre würde ihre
Reitzung verlieren, und jeder sich zuletzt mit einem schwar-
zen Leichenwagen, in der frühesten Morgenzeit, und mit
einem Worte, ohne alle opfernde Ceremonie, zur Ruhe
bringen lassen, so wie solches in großen Hauptstädten, wo
der Ceremonien leicht zu viel werden, wo keiner sich dar-
inn mehr unterscheiden kann, und wo folglich ihre ganze
Würkung aufhöret, längst geschehen ist.

Unsre heroischen Cameralisten würden sich vielleicht
darüber wegsetzen, und sich wohl gar freuen, daß alle
diese eitlen Ausgaben vermieden, die Heyrathen, wenn
die Haushaltungen solchergestalt erleichtert würden, ver-
mehret, und alle Kräfte blos zu ihrem Vortheil gespan-
net würden; sie die hier gleich Aberglauben und Thor-
heit in ihrem feyerlichsten Gewande entdecken, die Kir-
che und ihre Bedienten eines frommen Eigennutzes be-
schuldigen, und die Leidenschaften der Menschen mit Aus-
schluß aller andern besteuren wollen; sie die noch neulich
in einem Lande aus ökonomischen Gründen die Kreutze
und Kronen, womit die Gräber und Särge daselbst be-
setzet wurden, verboten, und damit einen allgemeinen
Aufstand unter dem Volke erwecket haben. Allein der-
gleichen großen Männern ist nicht immer sicher zu folgen,
und es war für die Kirche, welche daselbst die Kronen

von
Mösers patr. Phantas. IV. Th. M

aus der Stadt zu bringen.
beſchwerliche Laſt daraus zuwachſen wuͤrde. Mehrere
Vortheile, welche jedem bekannt ſind, uͤbergehe ich, ſo
wie alles was die Religion angeht, weil wir hier die Sa-
che nur von ihrer politiſchen Seite betrachten koͤnnen.

Alle dieſe wichtigen Vortheile fuͤrchtet man zu ver-
lieren, wenn die Grabſtaͤtten auſſerhalb den Kirchen und
der Stadt angewieſen wuͤrden. Man fuͤrchtet die Leichen-
begleitungen wuͤrden bey dem weiten Wege und bey ſchlim-
mem Wetter beſchwerlich werden, und ſich natuͤrlicher-
Weiſe vermindern. Man fuͤrchtet die Ehre wuͤrde ihre
Reitzung verlieren, und jeder ſich zuletzt mit einem ſchwar-
zen Leichenwagen, in der fruͤheſten Morgenzeit, und mit
einem Worte, ohne alle opfernde Ceremonie, zur Ruhe
bringen laſſen, ſo wie ſolches in großen Hauptſtaͤdten, wo
der Ceremonien leicht zu viel werden, wo keiner ſich dar-
inn mehr unterſcheiden kann, und wo folglich ihre ganze
Wuͤrkung aufhoͤret, laͤngſt geſchehen iſt.

Unſre heroiſchen Cameraliſten wuͤrden ſich vielleicht
daruͤber wegſetzen, und ſich wohl gar freuen, daß alle
dieſe eitlen Ausgaben vermieden, die Heyrathen, wenn
die Haushaltungen ſolchergeſtalt erleichtert wuͤrden, ver-
mehret, und alle Kraͤfte blos zu ihrem Vortheil geſpan-
net wuͤrden; ſie die hier gleich Aberglauben und Thor-
heit in ihrem feyerlichſten Gewande entdecken, die Kir-
che und ihre Bedienten eines frommen Eigennutzes be-
ſchuldigen, und die Leidenſchaften der Menſchen mit Aus-
ſchluß aller andern beſteuren wollen; ſie die noch neulich
in einem Lande aus oͤkonomiſchen Gruͤnden die Kreutze
und Kronen, womit die Graͤber und Saͤrge daſelbſt be-
ſetzet wurden, verboten, und damit einen allgemeinen
Aufſtand unter dem Volke erwecket haben. Allein der-
gleichen großen Maͤnnern iſt nicht immer ſicher zu folgen,
und es war fuͤr die Kirche, welche daſelbſt die Kronen

von
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[177/0189] aus der Stadt zu bringen. beſchwerliche Laſt daraus zuwachſen wuͤrde. Mehrere Vortheile, welche jedem bekannt ſind, uͤbergehe ich, ſo wie alles was die Religion angeht, weil wir hier die Sa- che nur von ihrer politiſchen Seite betrachten koͤnnen. Alle dieſe wichtigen Vortheile fuͤrchtet man zu ver- lieren, wenn die Grabſtaͤtten auſſerhalb den Kirchen und der Stadt angewieſen wuͤrden. Man fuͤrchtet die Leichen- begleitungen wuͤrden bey dem weiten Wege und bey ſchlim- mem Wetter beſchwerlich werden, und ſich natuͤrlicher- Weiſe vermindern. Man fuͤrchtet die Ehre wuͤrde ihre Reitzung verlieren, und jeder ſich zuletzt mit einem ſchwar- zen Leichenwagen, in der fruͤheſten Morgenzeit, und mit einem Worte, ohne alle opfernde Ceremonie, zur Ruhe bringen laſſen, ſo wie ſolches in großen Hauptſtaͤdten, wo der Ceremonien leicht zu viel werden, wo keiner ſich dar- inn mehr unterſcheiden kann, und wo folglich ihre ganze Wuͤrkung aufhoͤret, laͤngſt geſchehen iſt. Unſre heroiſchen Cameraliſten wuͤrden ſich vielleicht daruͤber wegſetzen, und ſich wohl gar freuen, daß alle dieſe eitlen Ausgaben vermieden, die Heyrathen, wenn die Haushaltungen ſolchergeſtalt erleichtert wuͤrden, ver- mehret, und alle Kraͤfte blos zu ihrem Vortheil geſpan- net wuͤrden; ſie die hier gleich Aberglauben und Thor- heit in ihrem feyerlichſten Gewande entdecken, die Kir- che und ihre Bedienten eines frommen Eigennutzes be- ſchuldigen, und die Leidenſchaften der Menſchen mit Aus- ſchluß aller andern beſteuren wollen; ſie die noch neulich in einem Lande aus oͤkonomiſchen Gruͤnden die Kreutze und Kronen, womit die Graͤber und Saͤrge daſelbſt be- ſetzet wurden, verboten, und damit einen allgemeinen Aufſtand unter dem Volke erwecket haben. Allein der- gleichen großen Maͤnnern iſt nicht immer ſicher zu folgen, und es war fuͤr die Kirche, welche daſelbſt die Kronen von Moͤſers patr. Phantaſ. IV. Th. M

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/189>, abgerufen am 24.11.2024.