Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.Die Politik im Unglück. machen müssen. So begierig ist jederman ihr seine Hoch-achtung zu zeigen. Es fällt mir hiebey ein, daß Sie mir auch noch Ihr Bildniß schuldig sind. O! lassen Sie sich doch ja auch in Ihrem ländlichen Anzuge mahlen, die große Draperie hat jetzt vieles von ihrem Werthe bey mir verloh- ren; ich schätze heute nichts als Vernunft und Herz; und Sie, meine Theureste! die beydes von der besten Art be- sitzen. XI. H ... den 5 Febr. 1774.Sie haben Recht, meine Liebe, es ist nicht allen gege- dienter
Die Politik im Ungluͤck. machen muͤſſen. So begierig iſt jederman ihr ſeine Hoch-achtung zu zeigen. Es faͤllt mir hiebey ein, daß Sie mir auch noch Ihr Bildniß ſchuldig ſind. O! laſſen Sie ſich doch ja auch in Ihrem laͤndlichen Anzuge mahlen, die große Draperie hat jetzt vieles von ihrem Werthe bey mir verloh- ren; ich ſchaͤtze heute nichts als Vernunft und Herz; und Sie, meine Theureſte! die beydes von der beſten Art be- ſitzen. XI. H … den 5 Febr. 1774.Sie haben Recht, meine Liebe, es iſt nicht allen gege- dienter
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Die Politik im Ungluͤck.
machen muͤſſen. So begierig iſt jederman ihr ſeine Hoch-
achtung zu zeigen. Es faͤllt mir hiebey ein, daß Sie mir
auch noch Ihr Bildniß ſchuldig ſind. O! laſſen Sie ſich
doch ja auch in Ihrem laͤndlichen Anzuge mahlen, die große
Draperie hat jetzt vieles von ihrem Werthe bey mir verloh-
ren; ich ſchaͤtze heute nichts als Vernunft und Herz; und
Sie, meine Theureſte! die beydes von der beſten Art be-
ſitzen.
XI.
H … den 5 Febr. 1774.
Sie haben Recht, meine Liebe, es iſt nicht allen gege-
ben, oder beſſer, nicht alle verſtehen die Kunſt, ſich
ſo fein herabzulaſſen, wie es unſere A … thut; beſonders
wenn es ein Muß iſt. Allein beſſer iſt doch immer beſſer;
und jederman muß geſtehen, daß ſie in der Art, wie ſie
ihren Fall ertragen, einen groſſen Verſtand gezeigt habe.
Es iſt ihr aber auch ſo leicht nicht geworden, wie es jetzt
nach geſchehener Arbeit ausſieht. Ich wuͤnſche, daß Sie
es nur einmal aus ihrem eigenen Munde hoͤren moͤgten, wie
ſauer ihr der erſte Kirchgang nach ihren veraͤnderten Um-
ſtaͤnden geworden iſt, und was die Frau gelitten, wie ih-
res Vaters Bruder ihr den Antrag gethan hat, einen Am-
menplatz anzunehmen. Sie wuͤrden gewiß eben ſo laut mit
ihr heulen, wie ich gethan habe. ”Bey aller Entſchloſſen-
heit, und mit einem Muthe, worauf ich mich lange geuͤbt
hatte, ſagte ſie, ſtieg mir doch immer das Herz in die Hoͤ-
he, wie ich das erſtemal in die Kirche gieng, ich haͤtte kei-
nen Laut hervorbringen koͤnnen; und wie ich vor die Kir-
chenthuͤr kam, wo ſonſt mein Wagen gehalten, und ein Be-
dienter
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