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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

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Vom Hüten der Schweine.
bot kann aber wegen Verschiedenheit des Bodens nicht
allgemein seyn, weil man auf dem warmen Sande und
in der Ebene früher erndtet, wie auf kältern Gründen
oder in den Bergen. Am besten würde ein solches Ge-
bot nach eigner Willkühr der Feld- und Weidegenossen jedes
Orts von den Beamten gegeben, und man könnte dabey
die Regel des Sachsenspiegels B. II. Art. 55.

Was der Bauermeister um des Dorfes Frommen
willen mit Verwilligung der Menge setzt, das mag
der mindere Theil nicht widersprechen,

gelten lassen; ohne sich jedoch auch dabey eben durch den
Vortheil eines Einzelnen, der seine Früchte zu spät im
Felde läßt, aufhalten zu lassen, indem der Sachsenspie-
gel B. II. Art. 48. ganz vernünftig sagt:

Lässet ein Mann sein Korn länger draussen als an-
dre Leute ihr Korn einhaben geführt, wird es ihm
gefretzet oder abgetreten, man gilt es ihm nicht.

wie wohl hier im Lande, wo der Heuermann keine Pferde
hat, und selten seine Früchte ehender aus dem Felde ha-
ben kann, als bis der Bauer die seinigen zu Hause hat,
die spätern Schnitter mehrere Achtung verdienen.

Sonst ist die Stoppelweide eine so grosse und wich-
tige Sache, der Anger ist nach der Erndte insgemein so
abgenagt, das Vieh hat sich an der magern Weide so
müde gefressen, und alles hungert so sehr nach den Stop-
peln und den darunter befindlichen, oder jetzt nach ent-
blössetem Boden aus der Ruhe frisch hervorschiessenden
würzhaften Kräutern, daß der Schaden eines einzelnen
Mannes, der seine Früchte zu spät im Felde läßt, gegen
jene allgemeine Bedürfniß nicht in Betrachtung kömmt.
So viel von den Hüten zur beschlossenen Zeit.

Meh-

Vom Huͤten der Schweine.
bot kann aber wegen Verſchiedenheit des Bodens nicht
allgemein ſeyn, weil man auf dem warmen Sande und
in der Ebene fruͤher erndtet, wie auf kaͤltern Gruͤnden
oder in den Bergen. Am beſten wuͤrde ein ſolches Ge-
bot nach eigner Willkuͤhr der Feld- und Weidegenoſſen jedes
Orts von den Beamten gegeben, und man koͤnnte dabey
die Regel des Sachſenſpiegels B. II. Art. 55.

Was der Bauermeiſter um des Dorfes Frommen
willen mit Verwilligung der Menge ſetzt, das mag
der mindere Theil nicht widerſprechen,

gelten laſſen; ohne ſich jedoch auch dabey eben durch den
Vortheil eines Einzelnen, der ſeine Fruͤchte zu ſpaͤt im
Felde laͤßt, aufhalten zu laſſen, indem der Sachſenſpie-
gel B. II. Art. 48. ganz vernuͤnftig ſagt:

Laͤſſet ein Mann ſein Korn laͤnger drauſſen als an-
dre Leute ihr Korn einhaben gefuͤhrt, wird es ihm
gefretzet oder abgetreten, man gilt es ihm nicht.

wie wohl hier im Lande, wo der Heuermann keine Pferde
hat, und ſelten ſeine Fruͤchte ehender aus dem Felde ha-
ben kann, als bis der Bauer die ſeinigen zu Hauſe hat,
die ſpaͤtern Schnitter mehrere Achtung verdienen.

Sonſt iſt die Stoppelweide eine ſo groſſe und wich-
tige Sache, der Anger iſt nach der Erndte insgemein ſo
abgenagt, das Vieh hat ſich an der magern Weide ſo
muͤde gefreſſen, und alles hungert ſo ſehr nach den Stop-
peln und den darunter befindlichen, oder jetzt nach ent-
bloͤſſetem Boden aus der Ruhe friſch hervorſchieſſenden
wuͤrzhaften Kraͤutern, daß der Schaden eines einzelnen
Mannes, der ſeine Fruͤchte zu ſpaͤt im Felde laͤßt, gegen
jene allgemeine Beduͤrfniß nicht in Betrachtung koͤmmt.
So viel von den Huͤten zur beſchloſſenen Zeit.

Meh-
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[207/0221] Vom Huͤten der Schweine. bot kann aber wegen Verſchiedenheit des Bodens nicht allgemein ſeyn, weil man auf dem warmen Sande und in der Ebene fruͤher erndtet, wie auf kaͤltern Gruͤnden oder in den Bergen. Am beſten wuͤrde ein ſolches Ge- bot nach eigner Willkuͤhr der Feld- und Weidegenoſſen jedes Orts von den Beamten gegeben, und man koͤnnte dabey die Regel des Sachſenſpiegels B. II. Art. 55. Was der Bauermeiſter um des Dorfes Frommen willen mit Verwilligung der Menge ſetzt, das mag der mindere Theil nicht widerſprechen, gelten laſſen; ohne ſich jedoch auch dabey eben durch den Vortheil eines Einzelnen, der ſeine Fruͤchte zu ſpaͤt im Felde laͤßt, aufhalten zu laſſen, indem der Sachſenſpie- gel B. II. Art. 48. ganz vernuͤnftig ſagt: Laͤſſet ein Mann ſein Korn laͤnger drauſſen als an- dre Leute ihr Korn einhaben gefuͤhrt, wird es ihm gefretzet oder abgetreten, man gilt es ihm nicht. wie wohl hier im Lande, wo der Heuermann keine Pferde hat, und ſelten ſeine Fruͤchte ehender aus dem Felde ha- ben kann, als bis der Bauer die ſeinigen zu Hauſe hat, die ſpaͤtern Schnitter mehrere Achtung verdienen. Sonſt iſt die Stoppelweide eine ſo groſſe und wich- tige Sache, der Anger iſt nach der Erndte insgemein ſo abgenagt, das Vieh hat ſich an der magern Weide ſo muͤde gefreſſen, und alles hungert ſo ſehr nach den Stop- peln und den darunter befindlichen, oder jetzt nach ent- bloͤſſetem Boden aus der Ruhe friſch hervorſchieſſenden wuͤrzhaften Kraͤutern, daß der Schaden eines einzelnen Mannes, der ſeine Fruͤchte zu ſpaͤt im Felde laͤßt, gegen jene allgemeine Beduͤrfniß nicht in Betrachtung koͤmmt. So viel von den Huͤten zur beſchloſſenen Zeit. Meh-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/221>, abgerufen am 26.11.2024.