Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.Das Pro und Contra XLII. Das Pro und Contra bey einer Oßna- brückischen Landes-Ordnung, nach welcher je- des Kirchspiel sich eine Feuersprütze zulegen muste. Sagen Sie mir doch, ums Himmels willen, mein lieber 1) ein solches einzelnes entferntes Strohdach brennt: so wird die Sprütze aus dem Dorfe, wenn sie anch auf Rädern steht, viel zu spät kommen: Es werden 2) die Zober mit Wasser auf Schleiffen niemals in Ge- bürgen und auf der Heide gebraucht werden können. Sie dienen nur an wohlgepflasterten ebenen Orten. Die gros- sen Feuerleitern von 36 Fuß können 3) bey einem brennenden niedrigen Strohdache so we- nig gebraucht als angelegt, oder einige Stunden weit auf der Achsel fortgetragen werden. An den mehresten Or- ten fehlt 4) das Wasser, um eine Sprütze zu füllen; und da 5) sehr viele Kirchspiele 4 bis 5 Stunden im Umkreis haben, kein Nachbar den andern abrufen, der Küster im Dorfe den Brand in der entlegenen Bauerschaft selten ein- mal sehen, und noch weniger den Klang seiner Glocke durchs ganze
Das Pro und Contra XLII. Das Pro und Contra bey einer Oßna- bruͤckiſchen Landes-Ordnung, nach welcher je- des Kirchſpiel ſich eine Feuerſpruͤtze zulegen muſte. Sagen Sie mir doch, ums Himmels willen, mein lieber 1) ein ſolches einzelnes entferntes Strohdach brennt: ſo wird die Spruͤtze aus dem Dorfe, wenn ſie anch auf Raͤdern ſteht, viel zu ſpaͤt kommen: Es werden 2) die Zober mit Waſſer auf Schleiffen niemals in Ge- buͤrgen und auf der Heide gebraucht werden koͤnnen. Sie dienen nur an wohlgepflaſterten ebenen Orten. Die groſ- ſen Feuerleitern von 36 Fuß koͤnnen 3) bey einem brennenden niedrigen Strohdache ſo we- nig gebraucht als angelegt, oder einige Stunden weit auf der Achſel fortgetragen werden. An den mehreſten Or- ten fehlt 4) das Waſſer, um eine Spruͤtze zu fuͤllen; und da 5) ſehr viele Kirchſpiele 4 bis 5 Stunden im Umkreis haben, kein Nachbar den andern abrufen, der Kuͤſter im Dorfe den Brand in der entlegenen Bauerſchaft ſelten ein- mal ſehen, und noch weniger den Klang ſeiner Glocke durchs ganze
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Das Pro und Contra
XLII.
Das Pro und Contra bey einer Oßna-
bruͤckiſchen Landes-Ordnung, nach welcher je-
des Kirchſpiel ſich eine Feuerſpruͤtze
zulegen muſte.
Sagen Sie mir doch, ums Himmels willen, mein lieber
Herr! warum ſollen die Hausleute, welche hier,
wie bekannt nicht im Dorfe ſondern einzeln ganze Stunden
und weiter davon entfernt wohnen, zu den verordneten
Feuerſpruͤtzen und Feuergeraͤthſchaften etwas beytragen,
da ſie nicht die allermindeſte Huͤlfe davon zu erwarten ha-
ben? Denn wenn
1) ein ſolches einzelnes entferntes Strohdach brennt:
ſo wird die Spruͤtze aus dem Dorfe, wenn ſie anch auf
Raͤdern ſteht, viel zu ſpaͤt kommen: Es werden
2) die Zober mit Waſſer auf Schleiffen niemals in Ge-
buͤrgen und auf der Heide gebraucht werden koͤnnen. Sie
dienen nur an wohlgepflaſterten ebenen Orten. Die groſ-
ſen Feuerleitern von 36 Fuß koͤnnen
3) bey einem brennenden niedrigen Strohdache ſo we-
nig gebraucht als angelegt, oder einige Stunden weit auf
der Achſel fortgetragen werden. An den mehreſten Or-
ten fehlt
4) das Waſſer, um eine Spruͤtze zu fuͤllen; und da
5) ſehr viele Kirchſpiele 4 bis 5 Stunden im Umkreis
haben, kein Nachbar den andern abrufen, der Kuͤſter im
Dorfe den Brand in der entlegenen Bauerſchaft ſelten ein-
mal ſehen, und noch weniger den Klang ſeiner Glocke durchs
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