Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

der sogenannten Hyen, Echten oder Hoden.
oder Echte nach Gefallen wählen können. Jedoch verhält
es sich mit den Necessairsreyen anders, als welche Zwang-
mündig oder Zwangecht sind, folglich an eine nahmhafte
Hode gebunden sind. Diese würden auf den Fall, da sie
die Einschreibung versäumeten, nicht verbiestern, sondern
verballmünden, wenn ein anderer als der Landesherr eine
Zwanghode über sie hätte a). Es sind aber hier im Stifte

keine
vergeblich gesucht; vermuthlich aber sind darunter Cos-
santen gemeint, weil von Bauern die Rede ist, und
dabey steht
, qui mansos non habuerunt. Sollte man wohl
glauben, daß die Wahlhode oder die Churecht, welche zur
ersten Kenntniß des status hominum in Deutschland gehört,
und sich durch ganz Europa erstreckt hat, dermassen verdunkelt
werden können? Si mansos habuissent: so würden sie von die-
sem Heerbannsgute in der Vogteyrolle, oder aber wenn diese
verdunkelt, als Sonderleute in dem besondern Schutze ihrer dem
Vaterland für das Sundergut verpflichteten Gutsherrn gestan-
den haben.
a) In Frankreich behauptet der König, daß seine aubains auch
insgesamt seine Necessairfreyen seyn; S. de Laurere in praef.
ad T. I. ordin. reg. p. XV.
und dieses e stabilimentis Ludovi[c]i
S. L. I. c.
31. wo es heißt: Mes aubains ne püent faire autre
Seigneur que le Roy en son obiessance, ne en autre Seigneu-
rie, ne en son ressort qui vaille, ne qui soit stable selon l'Usa-
ge de Paris d'Orleannois et de la Soleigne. Aubain
wird ins-
gemein von alibi natus hergeleitet; allein nicht alle aubains
sind alibi nati, und nicht alle alibi nati aubains. Weit wahr-
scheinlicher, und ich möchte sagen, wahr ist es, daß man diejeni-
gen, welche im Heer- oder Arierban zu fechten nicht verpflich-
tet waren, albanos oder aubains genannt habe; Al zeigt extre-
mitatem
an, und so zeigt sich die Bedeutung leicht. Eben so
muß einer bey der Armee entweder zur Fahne geschworen haben,
oder doch im Schutze des Generals seyn, wofern er nicht als ein
Fremder, Feind, oder Spion behandelt werden will. Die
Schutzgenossen des Generals als z. E. Marketenter etc. sind hier
aubains
Z 4

der ſogenannten Hyen, Echten oder Hoden.
oder Echte nach Gefallen waͤhlen koͤnnen. Jedoch verhaͤlt
es ſich mit den Neceſſairſreyen anders, als welche Zwang-
muͤndig oder Zwangecht ſind, folglich an eine nahmhafte
Hode gebunden ſind. Dieſe wuͤrden auf den Fall, da ſie
die Einſchreibung verſaͤumeten, nicht verbieſtern, ſondern
verballmuͤnden, wenn ein anderer als der Landesherr eine
Zwanghode uͤber ſie haͤtte a). Es ſind aber hier im Stifte

keine
vergeblich geſucht; vermuthlich aber ſind darunter Coſ-
ſanten gemeint, weil von Bauern die Rede iſt, und
dabey ſteht
, qui manſos non habuerunt. Sollte man wohl
glauben, daß die Wahlhode oder die Churecht, welche zur
erſten Kenntniß des ſtatus hominum in Deutſchland gehoͤrt,
und ſich durch ganz Europa erſtreckt hat, dermaſſen verdunkelt
werden koͤnnen? Si manſos habuiſſent: ſo wuͤrden ſie von die-
ſem Heerbannsgute in der Vogteyrolle, oder aber wenn dieſe
verdunkelt, als Sonderleute in dem beſondern Schutze ihrer dem
Vaterland fuͤr das Sundergut verpflichteten Gutsherrn geſtan-
den haben.
a) In Frankreich behauptet der Koͤnig, daß ſeine aubains auch
insgeſamt ſeine Neceſſairfreyen ſeyn; S. de Laurere in praef.
ad T. I. ordin. reg. p. XV.
und dieſes e ſtabilimentis Ludovi[c]i
S. L. I. c.
31. wo es heißt: Mes aubains ne püent faire autre
Seigneur que le Roy en ſon obieſſance, ne en autre Seigneu-
rie, ne en ſon reſſort qui vaille, ne qui ſoit ſtable ſelon l’Uſa-
ge de Paris d’Orleannois et de la Soleigne. Aubain
wird ins-
gemein von alibi natus hergeleitet; allein nicht alle aubains
ſind alibi nati, und nicht alle alibi nati aubains. Weit wahr-
ſcheinlicher, und ich moͤchte ſagen, wahr iſt es, daß man diejeni-
gen, welche im Heer- oder Arierban zu fechten nicht verpflich-
tet waren, albanos oder aubains genannt habe; Al zeigt extre-
mitatem
an, und ſo zeigt ſich die Bedeutung leicht. Eben ſo
muß einer bey der Armee entweder zur Fahne geſchworen haben,
oder doch im Schutze des Generals ſeyn, wofern er nicht als ein
Fremder, Feind, oder Spion behandelt werden will. Die
Schutzgenoſſen des Generals als z. E. Marketenter ꝛc. ſind hier
aubains
Z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0373" n="359"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der &#x017F;ogenannten Hyen, Echten oder Hoden.</hi></fw><lb/>
oder <hi rendition="#fr">Echte</hi> nach Gefallen wa&#x0364;hlen ko&#x0364;nnen. Jedoch verha&#x0364;lt<lb/>
es &#x017F;ich mit den Nece&#x017F;&#x017F;air&#x017F;reyen anders, als welche Zwang-<lb/>
mu&#x0364;ndig oder Zwangecht &#x017F;ind, folglich an eine nahmhafte<lb/>
Hode gebunden &#x017F;ind. Die&#x017F;e wu&#x0364;rden auf den Fall, da &#x017F;ie<lb/>
die Ein&#x017F;chreibung ver&#x017F;a&#x0364;umeten, nicht verbie&#x017F;tern, &#x017F;ondern<lb/>
verballmu&#x0364;nden, wenn ein anderer als der Landesherr eine<lb/>
Zwanghode u&#x0364;ber &#x017F;ie ha&#x0364;tte <note xml:id="seg2pn_8_1" next="#seg2pn_8_2" place="foot" n="a)">In Frankreich behauptet der Ko&#x0364;nig, daß <hi rendition="#fr">&#x017F;eine</hi> <hi rendition="#aq">aubains</hi> auch<lb/>
insge&#x017F;amt &#x017F;eine Nece&#x017F;&#x017F;airfreyen &#x017F;eyn; S. <hi rendition="#aq">de <hi rendition="#i">Laurere</hi> in praef.<lb/>
ad T. I. ordin. reg. p. XV.</hi> und die&#x017F;es <hi rendition="#aq">e &#x017F;tabilimentis Ludovi<supplied>c</supplied>i<lb/>
S. L. I. c.</hi> 31. wo es heißt: <hi rendition="#aq">Mes aubains ne püent faire autre<lb/>
Seigneur que le Roy en &#x017F;on obie&#x017F;&#x017F;ance, ne en autre Seigneu-<lb/>
rie, ne en &#x017F;on re&#x017F;&#x017F;ort qui vaille, ne qui &#x017F;oit &#x017F;table &#x017F;elon l&#x2019;U&#x017F;a-<lb/>
ge de Paris d&#x2019;Orleannois et de la Soleigne. Aubain</hi> wird ins-<lb/>
gemein von <hi rendition="#aq">alibi natus</hi> hergeleitet; allein nicht alle <hi rendition="#aq">aubains</hi><lb/>
&#x017F;ind <hi rendition="#aq">alibi nati,</hi> und nicht alle <hi rendition="#aq">alibi nati aubains.</hi> Weit wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlicher, und ich mo&#x0364;chte &#x017F;agen, wahr i&#x017F;t es, daß man diejeni-<lb/>
gen, welche im Heer- oder Arierban zu fechten nicht verpflich-<lb/>
tet waren, <hi rendition="#aq">albanos</hi> oder <hi rendition="#aq">aubains</hi> genannt habe; <hi rendition="#aq">Al</hi> zeigt <hi rendition="#aq">extre-<lb/>
mitatem</hi> an, und &#x017F;o zeigt &#x017F;ich die Bedeutung leicht. Eben &#x017F;o<lb/>
muß einer bey der Armee entweder zur Fahne ge&#x017F;chworen haben,<lb/>
oder doch im Schutze des Generals &#x017F;eyn, wofern er nicht als ein<lb/>
Fremder, Feind, oder Spion behandelt werden will. Die<lb/>
Schutzgeno&#x017F;&#x017F;en des Generals als z. E. Marketenter &#xA75B;c. &#x017F;ind hier<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">aubains</hi></fw></note>. Es &#x017F;ind aber hier im Stifte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 4</fw><fw place="bottom" type="catch">keine</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="c)"><hi rendition="#fr">vergeblich ge&#x017F;ucht; vermuthlich aber &#x017F;ind darunter Co&#x017F;-<lb/>
&#x017F;anten gemeint, weil von Bauern die Rede i&#x017F;t, und<lb/>
dabey &#x017F;teht</hi>, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">qui man&#x017F;os non habuerunt.</hi></hi> Sollte man wohl<lb/>
glauben, daß die <hi rendition="#fr">Wahlhode</hi> oder die <hi rendition="#fr">Churecht</hi>, welche zur<lb/>
er&#x017F;ten Kenntniß des <hi rendition="#aq">&#x017F;tatus hominum</hi> in Deut&#x017F;chland geho&#x0364;rt,<lb/>
und &#x017F;ich durch ganz Europa er&#x017F;treckt hat, derma&#x017F;&#x017F;en verdunkelt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen? <hi rendition="#aq">Si man&#x017F;os habui&#x017F;&#x017F;ent:</hi> &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie von die-<lb/>
&#x017F;em Heerbannsgute in der Vogteyrolle, oder aber wenn die&#x017F;e<lb/>
verdunkelt, als Sonderleute in dem be&#x017F;ondern Schutze ihrer dem<lb/>
Vaterland fu&#x0364;r das Sundergut verpflichteten Gutsherrn ge&#x017F;tan-<lb/>
den haben.</note><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0373] der ſogenannten Hyen, Echten oder Hoden. oder Echte nach Gefallen waͤhlen koͤnnen. Jedoch verhaͤlt es ſich mit den Neceſſairſreyen anders, als welche Zwang- muͤndig oder Zwangecht ſind, folglich an eine nahmhafte Hode gebunden ſind. Dieſe wuͤrden auf den Fall, da ſie die Einſchreibung verſaͤumeten, nicht verbieſtern, ſondern verballmuͤnden, wenn ein anderer als der Landesherr eine Zwanghode uͤber ſie haͤtte a). Es ſind aber hier im Stifte keine c) a) In Frankreich behauptet der Koͤnig, daß ſeine aubains auch insgeſamt ſeine Neceſſairfreyen ſeyn; S. de Laurere in praef. ad T. I. ordin. reg. p. XV. und dieſes e ſtabilimentis Ludovici S. L. I. c. 31. wo es heißt: Mes aubains ne püent faire autre Seigneur que le Roy en ſon obieſſance, ne en autre Seigneu- rie, ne en ſon reſſort qui vaille, ne qui ſoit ſtable ſelon l’Uſa- ge de Paris d’Orleannois et de la Soleigne. Aubain wird ins- gemein von alibi natus hergeleitet; allein nicht alle aubains ſind alibi nati, und nicht alle alibi nati aubains. Weit wahr- ſcheinlicher, und ich moͤchte ſagen, wahr iſt es, daß man diejeni- gen, welche im Heer- oder Arierban zu fechten nicht verpflich- tet waren, albanos oder aubains genannt habe; Al zeigt extre- mitatem an, und ſo zeigt ſich die Bedeutung leicht. Eben ſo muß einer bey der Armee entweder zur Fahne geſchworen haben, oder doch im Schutze des Generals ſeyn, wofern er nicht als ein Fremder, Feind, oder Spion behandelt werden will. Die Schutzgenoſſen des Generals als z. E. Marketenter ꝛc. ſind hier aubains c) vergeblich geſucht; vermuthlich aber ſind darunter Coſ- ſanten gemeint, weil von Bauern die Rede iſt, und dabey ſteht, qui manſos non habuerunt. Sollte man wohl glauben, daß die Wahlhode oder die Churecht, welche zur erſten Kenntniß des ſtatus hominum in Deutſchland gehoͤrt, und ſich durch ganz Europa erſtreckt hat, dermaſſen verdunkelt werden koͤnnen? Si manſos habuiſſent: ſo wuͤrden ſie von die- ſem Heerbannsgute in der Vogteyrolle, oder aber wenn dieſe verdunkelt, als Sonderleute in dem beſondern Schutze ihrer dem Vaterland fuͤr das Sundergut verpflichteten Gutsherrn geſtan- den haben. Z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Für das DTA wurde die „Neue verbesserte und verme… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/373
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, 1778, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien03_1778/373>, abgerufen am 30.08.2024.