Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

declamirt von einem Bürger.
nicht das Ansehn erwerben würdet, ohne welches dieselbe eher
für eine Erniedrigung als Erhebung gelten dürfte. Allein da
ein Fürst jetzt seines Mitfürsten Farbe tragen kann ohne sei-
nen Heerschild zu erniedrigen; und derjenige der den ganzen
Staat unterhält, den Fürsten und seine Minister bezahlt, und
wenn es erfordert wird, sein Leben für das Vaterland ohne
Sold wagt, gewiß mehr als ein Recht zu Achtung und Ehre
hat: so wird weiter nichts als ein kühner Entschluß nöthig
seyn, um euch über jene schwache Vorurtheile hinweg zu
setzen.

Freylich wird es nicht geschehen können, ohne daß nicht der
Fürst selbst zu Zeiten diese Uniforme anlegt, solche alle seinen
hohen und niedrigen Civilbedienten tragen läßt, und den ober-
sten Mann von euch bey Gelegenheit seiner Tafel würdiget.
Es wird nicht geschehen können, ohne daß er nicht alle dieje-
nigen welche Banquerott machen, oder sich sonst eine unred-
liche Handlung zu schulden kommen lassen, wie auch alle die-
jenigen, so dem Staate blos mit der Hand dienen, und in
der gemeinen Reihe kein Pferd anspannen, davon ausschließt;
es wird nicht geschehen können ohne den Mann oder den Ge-
meinen, der Recht zu dieser Uniform haben soll, nach einem
sichern Maaßstabe, also:

Daß er entweder die erforderliche Actie an liegenden
Gütern oder sichern dem Staate anzuzeigenden Capita-
lien besitze, und davon monatlich so viel beysteure.

zu bestimmen, und damit alle schlechtere Leute durchaus da-
von auszuschließen. Dabey versteht sich auch von selbst, daß
es in dieser Einrichtung eine vernünftige Menge von Stuf-
fen geben, und der Vornehmere eine anders verbrämte Uni-
forme wie der Gemeine tragen müsse.

Allein

declamirt von einem Buͤrger.
nicht das Anſehn erwerben wuͤrdet, ohne welches dieſelbe eher
fuͤr eine Erniedrigung als Erhebung gelten duͤrfte. Allein da
ein Fuͤrſt jetzt ſeines Mitfuͤrſten Farbe tragen kann ohne ſei-
nen Heerſchild zu erniedrigen; und derjenige der den ganzen
Staat unterhaͤlt, den Fuͤrſten und ſeine Miniſter bezahlt, und
wenn es erfordert wird, ſein Leben fuͤr das Vaterland ohne
Sold wagt, gewiß mehr als ein Recht zu Achtung und Ehre
hat: ſo wird weiter nichts als ein kuͤhner Entſchluß noͤthig
ſeyn, um euch uͤber jene ſchwache Vorurtheile hinweg zu
ſetzen.

Freylich wird es nicht geſchehen koͤnnen, ohne daß nicht der
Fuͤrſt ſelbſt zu Zeiten dieſe Uniforme anlegt, ſolche alle ſeinen
hohen und niedrigen Civilbedienten tragen laͤßt, und den ober-
ſten Mann von euch bey Gelegenheit ſeiner Tafel wuͤrdiget.
Es wird nicht geſchehen koͤnnen, ohne daß er nicht alle dieje-
nigen welche Banquerott machen, oder ſich ſonſt eine unred-
liche Handlung zu ſchulden kommen laſſen, wie auch alle die-
jenigen, ſo dem Staate blos mit der Hand dienen, und in
der gemeinen Reihe kein Pferd anſpannen, davon ausſchließt;
es wird nicht geſchehen koͤnnen ohne den Mann oder den Ge-
meinen, der Recht zu dieſer Uniform haben ſoll, nach einem
ſichern Maaßſtabe, alſo:

Daß er entweder die erforderliche Actie an liegenden
Guͤtern oder ſichern dem Staate anzuzeigenden Capita-
lien beſitze, und davon monatlich ſo viel beyſteure.

zu beſtimmen, und damit alle ſchlechtere Leute durchaus da-
von auszuſchließen. Dabey verſteht ſich auch von ſelbſt, daß
es in dieſer Einrichtung eine vernuͤnftige Menge von Stuf-
fen geben, und der Vornehmere eine anders verbraͤmte Uni-
forme wie der Gemeine tragen muͤſſe.

Allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">declamirt von einem Bu&#x0364;rger.</hi></fw><lb/>
nicht das An&#x017F;ehn erwerben wu&#x0364;rdet, ohne welches die&#x017F;elbe eher<lb/>
fu&#x0364;r eine Erniedrigung als Erhebung gelten du&#x0364;rfte. Allein da<lb/>
ein Fu&#x0364;r&#x017F;t jetzt &#x017F;eines Mitfu&#x0364;r&#x017F;ten Farbe tragen kann ohne &#x017F;ei-<lb/>
nen Heer&#x017F;child zu erniedrigen; und derjenige der den ganzen<lb/>
Staat unterha&#x0364;lt, den Fu&#x0364;r&#x017F;ten und &#x017F;eine Mini&#x017F;ter bezahlt, und<lb/>
wenn es erfordert wird, &#x017F;ein Leben fu&#x0364;r das Vaterland ohne<lb/>
Sold wagt, gewiß mehr als ein Recht zu Achtung und Ehre<lb/>
hat: &#x017F;o wird weiter nichts als ein ku&#x0364;hner Ent&#x017F;chluß no&#x0364;thig<lb/>
&#x017F;eyn, um euch u&#x0364;ber jene &#x017F;chwache Vorurtheile hinweg zu<lb/>
&#x017F;etzen.</p><lb/>
        <p>Freylich wird es nicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, ohne daß nicht der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t zu Zeiten die&#x017F;e Uniforme anlegt, &#x017F;olche alle &#x017F;einen<lb/>
hohen und niedrigen Civilbedienten tragen la&#x0364;ßt, und den ober-<lb/>
&#x017F;ten Mann von euch bey Gelegenheit &#x017F;einer Tafel wu&#x0364;rdiget.<lb/>
Es wird nicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen, ohne daß er nicht alle dieje-<lb/>
nigen welche Banquerott machen, oder &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t eine unred-<lb/>
liche Handlung zu &#x017F;chulden kommen la&#x017F;&#x017F;en, wie auch alle die-<lb/>
jenigen, &#x017F;o dem Staate blos mit der Hand dienen, und in<lb/>
der gemeinen Reihe kein Pferd an&#x017F;pannen, davon aus&#x017F;chließt;<lb/>
es wird nicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen ohne den Mann oder den Ge-<lb/>
meinen, der Recht zu die&#x017F;er Uniform haben &#x017F;oll, nach einem<lb/>
&#x017F;ichern Maaß&#x017F;tabe, al&#x017F;o:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Daß er entweder die erforderliche Actie an liegenden<lb/>
Gu&#x0364;tern oder &#x017F;ichern dem Staate anzuzeigenden Capita-<lb/>
lien be&#x017F;itze, und davon monatlich &#x017F;o viel bey&#x017F;teure.</hi> </p><lb/>
        <p>zu be&#x017F;timmen, und damit alle &#x017F;chlechtere Leute durchaus da-<lb/>
von auszu&#x017F;chließen. Dabey ver&#x017F;teht &#x017F;ich auch von &#x017F;elb&#x017F;t, daß<lb/>
es in die&#x017F;er Einrichtung eine vernu&#x0364;nftige Menge von Stuf-<lb/>
fen geben, und der Vornehmere eine anders verbra&#x0364;mte Uni-<lb/>
forme wie der Gemeine tragen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0081] declamirt von einem Buͤrger. nicht das Anſehn erwerben wuͤrdet, ohne welches dieſelbe eher fuͤr eine Erniedrigung als Erhebung gelten duͤrfte. Allein da ein Fuͤrſt jetzt ſeines Mitfuͤrſten Farbe tragen kann ohne ſei- nen Heerſchild zu erniedrigen; und derjenige der den ganzen Staat unterhaͤlt, den Fuͤrſten und ſeine Miniſter bezahlt, und wenn es erfordert wird, ſein Leben fuͤr das Vaterland ohne Sold wagt, gewiß mehr als ein Recht zu Achtung und Ehre hat: ſo wird weiter nichts als ein kuͤhner Entſchluß noͤthig ſeyn, um euch uͤber jene ſchwache Vorurtheile hinweg zu ſetzen. Freylich wird es nicht geſchehen koͤnnen, ohne daß nicht der Fuͤrſt ſelbſt zu Zeiten dieſe Uniforme anlegt, ſolche alle ſeinen hohen und niedrigen Civilbedienten tragen laͤßt, und den ober- ſten Mann von euch bey Gelegenheit ſeiner Tafel wuͤrdiget. Es wird nicht geſchehen koͤnnen, ohne daß er nicht alle dieje- nigen welche Banquerott machen, oder ſich ſonſt eine unred- liche Handlung zu ſchulden kommen laſſen, wie auch alle die- jenigen, ſo dem Staate blos mit der Hand dienen, und in der gemeinen Reihe kein Pferd anſpannen, davon ausſchließt; es wird nicht geſchehen koͤnnen ohne den Mann oder den Ge- meinen, der Recht zu dieſer Uniform haben ſoll, nach einem ſichern Maaßſtabe, alſo: Daß er entweder die erforderliche Actie an liegenden Guͤtern oder ſichern dem Staate anzuzeigenden Capita- lien beſitze, und davon monatlich ſo viel beyſteure. zu beſtimmen, und damit alle ſchlechtere Leute durchaus da- von auszuſchließen. Dabey verſteht ſich auch von ſelbſt, daß es in dieſer Einrichtung eine vernuͤnftige Menge von Stuf- fen geben, und der Vornehmere eine anders verbraͤmte Uni- forme wie der Gemeine tragen muͤſſe. Allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/81
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/81>, abgerufen am 24.11.2024.