Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorschlag zu einer Zettelbank.
diese wiedernehmen, und anstatt leichtes Gold oder schlechte
Münze für uns zu sammlen, jene Scheine zurück schicken.
Eben so würde es der Holländer machen, und auch für die
holländischen Wechsel, welche wir in Bremen verkauften,
würden wir unsre Bezahlung in Banknoten geschwinder, leich-
ter und wohlfeiler erhalten.

Alles was dabey verlohren gehen könnte, wäre die jetzige
Krämerey mit der Münze und dem leichten Golde, da der
Kaufmann immer für sein Linnen das schlechteste Geld was
er nur gebrauchen kan, in Bezahlung nimmt, und dasjenige
was er in Bremen zu bezahlen hat, mit demjenigen was dort
am höchsten gilt, verrichtet. Allein eben dieses würde ein
wesentlicher Vortheil für den Staat seyn, und der Kaufmann
ersparete leicht an Porto, Provision und auf andre Art so vie-
les wieder, als er auf jene Art verlohren.

Ich erinnere mich eines Fäßgen Geldes, was vor einigen
Jahren, wie die leichte Münze noch im Cours war, in der
Zeit von zweyen Monaten sechs mahl das hiesige Postamt
paßirte, ohne jemals von dem Versender eröfnet zu seyn. Es
gieng immer in Bezahlung von Hamburg nach Amsterdam,
und von Amsterdam nach Hamburg. Hätte nun eine Bank-
note die Stelle dieses Fäßgens vertreten: wie viel Porto würde
nicht seyn ersparet worden? und das Geld was in dem Fäß-
gen war, hätte man inzwischen weit besser nutzen können.



LXXXVI.

Vorſchlag zu einer Zettelbank.
dieſe wiedernehmen, und anſtatt leichtes Gold oder ſchlechte
Muͤnze fuͤr uns zu ſammlen, jene Scheine zuruͤck ſchicken.
Eben ſo wuͤrde es der Hollaͤnder machen, und auch fuͤr die
hollaͤndiſchen Wechſel, welche wir in Bremen verkauften,
wuͤrden wir unſre Bezahlung in Banknoten geſchwinder, leich-
ter und wohlfeiler erhalten.

Alles was dabey verlohren gehen koͤnnte, waͤre die jetzige
Kraͤmerey mit der Muͤnze und dem leichten Golde, da der
Kaufmann immer fuͤr ſein Linnen das ſchlechteſte Geld was
er nur gebrauchen kan, in Bezahlung nimmt, und dasjenige
was er in Bremen zu bezahlen hat, mit demjenigen was dort
am hoͤchſten gilt, verrichtet. Allein eben dieſes wuͤrde ein
weſentlicher Vortheil fuͤr den Staat ſeyn, und der Kaufmann
erſparete leicht an Porto, Proviſion und auf andre Art ſo vie-
les wieder, als er auf jene Art verlohren.

Ich erinnere mich eines Faͤßgen Geldes, was vor einigen
Jahren, wie die leichte Muͤnze noch im Cours war, in der
Zeit von zweyen Monaten ſechs mahl das hieſige Poſtamt
paßirte, ohne jemals von dem Verſender eroͤfnet zu ſeyn. Es
gieng immer in Bezahlung von Hamburg nach Amſterdam,
und von Amſterdam nach Hamburg. Haͤtte nun eine Bank-
note die Stelle dieſes Faͤßgens vertreten: wie viel Porto wuͤrde
nicht ſeyn erſparet worden? und das Geld was in dem Faͤß-
gen war, haͤtte man inzwiſchen weit beſſer nutzen koͤnnen.



LXXXVI.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0482" n="464"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vor&#x017F;chlag zu einer Zettelbank.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;e wiedernehmen, und an&#x017F;tatt leichtes Gold oder &#x017F;chlechte<lb/>
Mu&#x0364;nze fu&#x0364;r uns zu &#x017F;ammlen, jene Scheine zuru&#x0364;ck &#x017F;chicken.<lb/>
Eben &#x017F;o wu&#x0364;rde es der Holla&#x0364;nder machen, und auch fu&#x0364;r die<lb/>
holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Wech&#x017F;el, welche wir in Bremen verkauften,<lb/>
wu&#x0364;rden wir un&#x017F;re Bezahlung in Banknoten ge&#x017F;chwinder, leich-<lb/>
ter und wohlfeiler erhalten.</p><lb/>
        <p>Alles was dabey verlohren gehen ko&#x0364;nnte, wa&#x0364;re die jetzige<lb/>
Kra&#x0364;merey mit der Mu&#x0364;nze und dem leichten Golde, da der<lb/>
Kaufmann immer fu&#x0364;r &#x017F;ein Linnen das &#x017F;chlechte&#x017F;te Geld was<lb/>
er nur gebrauchen kan, in Bezahlung nimmt, und dasjenige<lb/>
was er in Bremen zu bezahlen hat, mit demjenigen was dort<lb/>
am ho&#x0364;ch&#x017F;ten gilt, verrichtet. Allein eben die&#x017F;es wu&#x0364;rde ein<lb/>
we&#x017F;entlicher Vortheil fu&#x0364;r den Staat &#x017F;eyn, und der Kaufmann<lb/>
er&#x017F;parete leicht an Porto, Provi&#x017F;ion und auf andre Art &#x017F;o vie-<lb/>
les wieder, als er auf jene Art verlohren.</p><lb/>
        <p>Ich erinnere mich eines Fa&#x0364;ßgen Geldes, was vor einigen<lb/>
Jahren, wie die leichte Mu&#x0364;nze noch im Cours war, in der<lb/>
Zeit von zweyen Monaten &#x017F;echs mahl das hie&#x017F;ige Po&#x017F;tamt<lb/>
paßirte, ohne jemals von dem Ver&#x017F;ender ero&#x0364;fnet zu &#x017F;eyn. Es<lb/>
gieng immer in Bezahlung von Hamburg nach Am&#x017F;terdam,<lb/>
und von Am&#x017F;terdam nach Hamburg. Ha&#x0364;tte nun eine Bank-<lb/>
note die Stelle die&#x017F;es Fa&#x0364;ßgens vertreten: wie viel Porto wu&#x0364;rde<lb/>
nicht &#x017F;eyn er&#x017F;paret worden? und das Geld was in dem Fa&#x0364;ß-<lb/>
gen war, ha&#x0364;tte man inzwi&#x017F;chen weit be&#x017F;&#x017F;er nutzen ko&#x0364;nnen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">LXXXVI.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0482] Vorſchlag zu einer Zettelbank. dieſe wiedernehmen, und anſtatt leichtes Gold oder ſchlechte Muͤnze fuͤr uns zu ſammlen, jene Scheine zuruͤck ſchicken. Eben ſo wuͤrde es der Hollaͤnder machen, und auch fuͤr die hollaͤndiſchen Wechſel, welche wir in Bremen verkauften, wuͤrden wir unſre Bezahlung in Banknoten geſchwinder, leich- ter und wohlfeiler erhalten. Alles was dabey verlohren gehen koͤnnte, waͤre die jetzige Kraͤmerey mit der Muͤnze und dem leichten Golde, da der Kaufmann immer fuͤr ſein Linnen das ſchlechteſte Geld was er nur gebrauchen kan, in Bezahlung nimmt, und dasjenige was er in Bremen zu bezahlen hat, mit demjenigen was dort am hoͤchſten gilt, verrichtet. Allein eben dieſes wuͤrde ein weſentlicher Vortheil fuͤr den Staat ſeyn, und der Kaufmann erſparete leicht an Porto, Proviſion und auf andre Art ſo vie- les wieder, als er auf jene Art verlohren. Ich erinnere mich eines Faͤßgen Geldes, was vor einigen Jahren, wie die leichte Muͤnze noch im Cours war, in der Zeit von zweyen Monaten ſechs mahl das hieſige Poſtamt paßirte, ohne jemals von dem Verſender eroͤfnet zu ſeyn. Es gieng immer in Bezahlung von Hamburg nach Amſterdam, und von Amſterdam nach Hamburg. Haͤtte nun eine Bank- note die Stelle dieſes Faͤßgens vertreten: wie viel Porto wuͤrde nicht ſeyn erſparet worden? und das Geld was in dem Faͤß- gen war, haͤtte man inzwiſchen weit beſſer nutzen koͤnnen. LXXXVI.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/482
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/482>, abgerufen am 21.11.2024.