gebe ihnen was sich gebühret, auch noch wohl zu Zeiten ein mehrers, und mehr kan ich nicht thun; ich habe andre Sa- chen zu bedenken, als mich mit dergleichen Kleinigkeiten ab- zugeben, und .......
Aber Herr Oberst! wie macht es unser König? Dem ei- nen schreibt er: Mein Herr General, dem andern, mein lieber Herr General, dem dritten, mein lieber Freund, dem einen versichert er beym Schlusse seiner Gnade, den andern umarmt er, den dritten umarmt er von ganzen Herzen; bis- weilen befiehlt er trocken, bisweilen gnädig, bisweilen gar freundschaftlich und zärtlich. Alles dieses thut er, um seinen Generalen neuen Eyfer, schärfere Einsichten, muthigere Un- ternehmungen und gleichsam eine besondre Seele einzuflößen. Jeder ist schuldig ihm zu dienen, jeder hat seinen Sold rich- tig, auch noch wohl eine gute Verbesserung. Allein um Ver- stand, Zutrauen und Liebe im höchsten Grade zu erwecken, um alle Kräfte in Bewegung zu bringen, macht er es wie eine schlaue Kokette, die ihres Liebhabers Beutel rein aus- fegen will. Die hitzigen Liebhaber opfern Gut und Blut auf, und so will die Welt, so mein Koch regieret seyn .....
Der Oberste schüttelte den Kopf; Johann gieng seinen stei- fen Gang und that seine Pflicht; Peter ließ seinen Hut nach der neuesten Mode fassen, und that was er immer konnte. Dabey aber aß der Hauptmann allezeit gute Pasteten, und die Frau Hauptmannin war ganz allerliebst gekleidet.
LXIX.
Johann ſeyd doch ſo gut!
gebe ihnen was ſich gebuͤhret, auch noch wohl zu Zeiten ein mehrers, und mehr kan ich nicht thun; ich habe andre Sa- chen zu bedenken, als mich mit dergleichen Kleinigkeiten ab- zugeben, und .......
Aber Herr Oberſt! wie macht es unſer Koͤnig? Dem ei- nen ſchreibt er: Mein Herr General, dem andern, mein lieber Herr General, dem dritten, mein lieber Freund, dem einen verſichert er beym Schluſſe ſeiner Gnade, den andern umarmt er, den dritten umarmt er von ganzen Herzen; bis- weilen befiehlt er trocken, bisweilen gnaͤdig, bisweilen gar freundſchaftlich und zaͤrtlich. Alles dieſes thut er, um ſeinen Generalen neuen Eyfer, ſchaͤrfere Einſichten, muthigere Un- ternehmungen und gleichſam eine beſondre Seele einzufloͤßen. Jeder iſt ſchuldig ihm zu dienen, jeder hat ſeinen Sold rich- tig, auch noch wohl eine gute Verbeſſerung. Allein um Ver- ſtand, Zutrauen und Liebe im hoͤchſten Grade zu erwecken, um alle Kraͤfte in Bewegung zu bringen, macht er es wie eine ſchlaue Kokette, die ihres Liebhabers Beutel rein aus- fegen will. Die hitzigen Liebhaber opfern Gut und Blut auf, und ſo will die Welt, ſo mein Koch regieret ſeyn .....
Der Oberſte ſchuͤttelte den Kopf; Johann gieng ſeinen ſtei- fen Gang und that ſeine Pflicht; Peter ließ ſeinen Hut nach der neueſten Mode faſſen, und that was er immer konnte. Dabey aber aß der Hauptmann allezeit gute Paſteten, und die Frau Hauptmannin war ganz allerliebſt gekleidet.
LXIX.
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[395/0413]
Johann ſeyd doch ſo gut!
gebe ihnen was ſich gebuͤhret, auch noch wohl zu Zeiten ein
mehrers, und mehr kan ich nicht thun; ich habe andre Sa-
chen zu bedenken, als mich mit dergleichen Kleinigkeiten ab-
zugeben, und .......
Aber Herr Oberſt! wie macht es unſer Koͤnig? Dem ei-
nen ſchreibt er: Mein Herr General, dem andern, mein
lieber Herr General, dem dritten, mein lieber Freund, dem
einen verſichert er beym Schluſſe ſeiner Gnade, den andern
umarmt er, den dritten umarmt er von ganzen Herzen; bis-
weilen befiehlt er trocken, bisweilen gnaͤdig, bisweilen gar
freundſchaftlich und zaͤrtlich. Alles dieſes thut er, um ſeinen
Generalen neuen Eyfer, ſchaͤrfere Einſichten, muthigere Un-
ternehmungen und gleichſam eine beſondre Seele einzufloͤßen.
Jeder iſt ſchuldig ihm zu dienen, jeder hat ſeinen Sold rich-
tig, auch noch wohl eine gute Verbeſſerung. Allein um Ver-
ſtand, Zutrauen und Liebe im hoͤchſten Grade zu erwecken,
um alle Kraͤfte in Bewegung zu bringen, macht er es wie
eine ſchlaue Kokette, die ihres Liebhabers Beutel rein aus-
fegen will. Die hitzigen Liebhaber opfern Gut und Blut auf,
und ſo will die Welt, ſo mein Koch regieret ſeyn .....
Der Oberſte ſchuͤttelte den Kopf; Johann gieng ſeinen ſtei-
fen Gang und that ſeine Pflicht; Peter ließ ſeinen Hut nach
der neueſten Mode faſſen, und that was er immer konnte.
Dabey aber aß der Hauptmann allezeit gute Paſteten, und
die Frau Hauptmannin war ganz allerliebſt gekleidet.
LXIX.
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/413>, abgerufen am 24.11.2024.
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